Thema:
Re:Reich sind immer die anderen. flat
Autor: Sockenpapst
Datum:21.11.18 22:10
Antwort auf:Re:Reich sind immer die anderen. von _bla_

>Naja. Natürlich sind 3100 Euro Netto für einen Single ein Gehalt, mit denen man sich viel leisten kann. Aber wenn man sich bspw. die Mieten in Großstädten anschaut und davon ausgeht nicht mehr als 30% des Nettos für Miete auszugeben, dann bleibt die Wohnung trotzdem relativ klein. Es muss hier doch viele Menschen geben, die noch erheblich mehr Geld zur Verfügung haben, ansonsten könnten sich diese Preise kaum halten.

Klar haben diese Erhebungen mit methodischen Problemen zu kämpfen, und ich bin auch eher der Ansicht, dass sie im Zweifel geringfügig nach unten abweichen (bspw. in der Breite schlicht durch den Faktor Schwarzarbeit), aber sie kommen doch durch die Bank - und nicht nur für Deutschland btw. - immer wieder zu irritierend niedrigen Werten, gerade auf der Einkommensseite. Und solange da niemand plausiblere Zahlen vorlegt, sind sie schlicht die beste Grundlage für Diskussionen.

>Ich halte solche Artikel ehrlich gesagt eher für Ablenkungsversuche. Da streitet sich dann die Mittelschicht mit der unteren Oberschicht darum, wie jetzt besteuert werden soll, während die wirklich richtig Reichen, in der Statistik dank kreativer Steuergestaltung gar nicht richtig auftauchen und eben nicht nur 2x so viel Geld zur Verfügung haben wie die Mittelschicht, sondern 10x und mehr.

Ich muss hier echt zucken, denn umgekehrt wird mindestens genau so ein Schuh draus:
"Richtig Reiche" interessiert die Einkommenssteuer in der Regel eher weniger, da hier das Schlüsselwort nicht Einkommen, sondern Vermögen ist. Und wollte man dieses ernsthaft belasten, wären Dinge wie Abgeltungs-, Erbschafts- oder Vermögenssteuern das Mittel der Wahl. Da schreien dann aber absurder Weise gerade Durchschnittsverdiener am lautesten auf.

Generell halte ich dieses doch sehr eingeübte "mit dem Finger auf andere zeigen" bei jeder Form von Steuer- oder Sozialstaatsdiskussion für nicht zielführend. Ob der Gutverdiener jetzt bei 3100 oder 3600 Euro netto anfängt? Relativ egal, da eine Erhöhung der Einkommenssteuer ihn individuell de facto wenig belasten wird. Hier geht es um die Summe aller Steuerzahler und um das, was die wenigen "richtig Reichen" einbringen würden. Aber weil der Single mit 4k Netto sich unter allgemeinem Kopfnicken arm rechnet und glaubt auf 30 Euro im Monat nicht verzichten zu können, wird dann auch ein Bill McDermott nicht stärker belastet, obwohl da doch eigentlich alle für wären. Aber so bleibt halt alles, wie es ist.
Was war jetzt noch mal das Ablenkungsmanöver?


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