Thema:
Dein nächster möglicher Freund: USt.-Vorrauszahlung flat
Autor: king_erni
Datum:07.11.18 21:52
Antwort auf:Unser Steuerrecht hängt sogar die Finanzämter ab von thestraightedge

Eigentlich ist der Name ja schon blanker Hohn, denn du zahlst ja nichts im Vorraus, sondern du zahlst rückwirkend zum 10. des Folgemonats. Wenn du also für Januar abführen oder wiederbekommen willst, dann musst du das bis 10. Februar tun. Geil ist, und ohne Steuerberater wäre ich da damals nie drauf gekommen, dass man eine sogenannte "Dauerfristverlängerung" beim FA beantragen kann (erzählt dir da natürlich keiner) und du dann bis zum 10. März (also einen FUCKING MONAT mehr) Zeit hast deine Umsatzsteuer mit dem FA zu verrechnen. Soweit alles in der grauen Theorie (achja, man kann übrigens als Selbstständiger auch quartalsweise abrechnen, was den Aufwand auf ein noch erträglicheres Minimum reduziert), in der Praxis hatte ich da schon folgende Kuriositäten:

- Ich hatte nach einem investitionsreichen Quartal ein deutliches Defizit erwirtschaftet, mein FA hat sich mit der Erstattung aber gemütlichst Zeit gelassen (drei Monate, also ein ganzes Quartal nach Einreichung), im Gegenzug haben sie es mehrmals hinbekommen Mahungsbescheide für Zahlungseingäng einen fucking Tag nach Ablauf der Frist mit satten 8 Prozent Verzugszinsen sowie dicker Mahngebühr zu verschicken. Als ich mich darüber beschwerte hieß es nur lapidar: "sie können uns ja auch ein SEPA-Mandat geben, dann buchen wir automatisch ab" -> ABER: keine Entschuldigung, keine Rückerstattung der Zinsen und Mahngebühren, nix!
- drei Quartale in Folge wurde immer der falsche Betrag abgebucht, oder gewisse Investitionen wurden garnicht angerechnet, weil wegen isso. Irgendwann meinte mein Steuerberater, dass die was gegen mich haben, so viel Schlampigkeit hat er noch nie erlebt. Drei Monate später bekam ich dann eine Mahnung mit der Feststellung ich hätte für die besagten Quartale überhaupt keine USt. gezahlt, es dauerte zwei Wochen um diese total irre Behauptung zu wiederlegen, weil - und jetzt halte dich fest - jemand im Programm bei der UST-ID in der Zeile verrutscht war und nach diesem Fauxpas erstmal für 10 Tage im Urlaub war und das somit nicht festgestellt werden konnte. Entschuldigung? Fehlanzeige, lapidare Antwort "Da hat unser Fehlermangegement ja tadellos funktioniert, wieder ein glücklicher Kunde mehr...".
- Nach drei Jahren kam das FA auf die tolle Idee ich sollte doch nun endlich mal bilanzieren und das OBWOHL nur mein Equipment-Verleih über Gewerbe geht, meine Gage (die den Hauptteil meines Einkommens ausmacht) aber auf LSK abgerechnet wird und ich somit garnicht die Grenze zur Bilanzierung überschreiten konnte. Begründung: Einnahme- Überschuss-Rechnungen nach drei Jahren nach Gründung seien ja nunmal hart unseriös. Ich bin dann da persönlich vorbei und hab den Sachbearbeiter zusammen mit meinem Steuerberater, der mir für diesen Ausflug aus Mitleid nur die Spritkosten in Rechnung gestellt hat, DIE er aber veranschlagen müsse sonst würde er ja noch drauf zahlen*lol*, so lange malträtiert bis wir beim Abteilungsleiter saßen und der uns mehr oder weniger sofort eine neue Zuständigkeit zugewiesen hat. Ergebnis seitdem: transparente, nette und kompetente Kommunikation mit uns, Unterschied: Beamtver vs. Angestellte.

Ich wünsche euch all diese Erfahrungen nicht, aber es ist schon ein Kreuz mit der Steuer und dem Finanzamt, gerade wenn der Sachbearbeiter keinen Bock hat oder schlicht und ergreifend unfähig ist.


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