Thema:
Re:Zu Classic Data / Marktwert flat
Autor: Phil Gates
Datum:06.11.18 11:12
Antwort auf:Re:Zu Classic Data / Marktwert von king_erni

>>Oder wie ich, der aus Liebe zu seinem Vater einen Maserati Biturbo Spyder mit ganz wenig Meilen, dafür aber massiven Standschäden gekauft und für richtig viel Geld (allein die Teile) wieder ins Leben zurückgeholt hat. Für die Kohle hätte ich mir 2010 auch eines meiner Traumautos (450 SLC 5.0 z.B.) kaufen können und wäre jetzt einige Tausender reicher statt ärmer *schnüff*.
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>Maserati Biturbo also, ja? Geile Karre, aber leider mehr oder weniger ein Fass ohne Boden WENN etwas kaputt geht oder schon ist. Trotzdem ist die Paarung aus harmlosen Äußeren und fettem Turbo-Motor, also die "Wolf-im-Schafspelz"-Fraktion, eine meiner automobilen Vorlieben. Deswegen weine ich ja auch meinem 500E immer nach, weil da nicht nur viel Herzblut sondern auch viele gute Erinnerungen mit zusammen hingen. Leider gab es damals eher unglückliche Umstände, die mich mehr oder weniger dazu gezwungen haben diesen Traum wieder zu verkaufen. Deine Liebe zum absoluten Luden-Benz kann ich aber immer noch nicht nachvollziehen, aber gut, Geschmäcker/Erinnerungen sind halt verschieden und es ist immerhin etwas mit Stern vorne drauf oder dran ;-)
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Wegen der horrenden Unterhaltskosten habe ich die Kiste auch wieder verkauft, und weil es nicht mein Traumauto war. Geht zwar wie die Hölle und macht durchaus Spaß, aber für mich muss ein Auto einen Stern haben. Der Käufer hat in dem Fall aber den Schnapper seines Lebens gemacht. Ich selbst hatte ca. 25.000 inkl. Kaufpreis investiert. Das Auto war im Neuwagenzustand (Kalifornien-Import der aber nur 2 Jahre gelaufen ist und dann eingelagert wurde, hatte nur 2.500 Meilen auf der Uhr als ich ihn kaufte, und so unberührt sah der auch aus; allerdings halt jede Menge Standschäden).

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>>Darum geht es mir aber gar nicht. Das Hobby ist irrational.
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>Für viele leider nicht mehr. Ich hab immer nur dann meine Karren verkauft, wenn die nächst geilere Gelegenheit vor der Tür stand oder mir jemand unfassbar viel Geld für mein aktuelles Gefährt geboten hat. Ich hatte drei Monate meinen perfekten 123er: 280er Coupe, Automatik, außen: blau metallic, innen: Leder cognac-braun, Tempomat, eFh, Klima, Szh., Schiebedach, 2. Hand, 105tkm gelaufen, rostfrei, Lack so tief und satt, wie es manch ein Neuwagen heute nicht mehr hat. Bezahlt 2012 8,5k, drei Monate später sieht den der Meister der Werkstatt gegenüber und bietet mir aus dem Stehgreif 15k für die Karre. Da musste ich mich scheiden lassen. Drei/Vier Monate später stand ein Lancia Delta Integrale HF auf dem "Hof" von ihm: Kundenfahrzeug, Turbo vor 5.000 km revidiert, komplettes Fahrwerk neu, aber falsche Farbe wie Kunde findet, muss schnell weg. Ich biete ihm dreiste 22,5k (damaliger Preis für die Karre so bei 30k rum), 2 Stunden später steht der Typ mit Papieren und dem Kennzeichen HH-DHF-01 vor mir und sagt, der Deal geht klar, wenn ich ihm das Kennzeichen reserviert zurück bringe. Ich unterschrieb ihm das auf dem Kaufvertrag und finde bei der Übergabe in den 2 A4-Ordnern voll mit Belgen und Infomaterial seinen alten Kaufvertrag: 2008 gekauft für 25,5k, seitdem 7,5k reingesteckt (vor allem für Elektronik und den neuen Turbo). Ich selbst bin die Karre dann 10t KM mit einem fetten Grinsen gefahren, ehe ein ehemaliger Arbeitskollege ihn sah, Tränen in den Augen bekam und ihn unbedingt haben wollte. Ich hab ihm den Lancia dann verkauft für: 24,5k, exakt das, was mich das Auto bis dahin inklusive Verschleiß und Wartung gekostet hatte, ich hätte auch 32k von ihm verlangen und bekommen können, aber wenn jemand bei dem Anblick eines Autos anfängt zu weinen, dann will man damit eigentlich kein Geld mehr verdienen. Er hat den Lancia bis heute und fährt ihn an jedem sonnigen Wochenende aus. Und das Beste: ich darf ihn mir auch mal ausleihen, weil er damals ja "das Geschäft seines Lebens" gemacht hat. Er irrt, denn das hatte ICH vorher ja bereits gemacht, er hat nur vollends prfotiert.
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So ging es mir mit dem SLC. Wenn ich mich in das Auto setze, bin ich wieder der Dreijährige Pimpf in Opas SLC. Er ist nicht im Topzustand, sowas will ich auch eigentlich gar nicht, weil dann würde ich mich zu sehr aufregen, wenn der Filius mit seinen Schokofingern die Verkleidung besaut. So bin ich da entspannt. Irgendwann bekomme ich schon noch den 107026 in silber mit blauem Velours, wie ihn der Opa hatte...

>>Wer Autos (nur) kauft, weil er sie auf der nächsten Auktion mit 20% Aufschlag >weiter verticken will, den nehme ich nicht als Oldie-Fan ernst und der bekommt von >mir auch kein Auto.
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>Wenn jemand Händler ist, dann seh ich das locker, denn du weißt ja mit wem du da handelst.


Korrekt, kenne aber genug private Glücksritter, die das Hobby einfach kaputtmachen, weil sie eigentlich gar keinen Spaß an den Autos haben und sie nur wegstellen. Ich erinnere mich an die 1980er, da sind bei jeder Rally Bugattis, Le Mans-Bentleys, Delage, Salmson, Delahaye, Facel Vega, Flügeltürer usw. mitgefahren, die stehen heute lichtgeschützt unter Schutzatmosphäre in irgendeiner Sammlung. Das ist unendlich schade.

>Als ich damals das G-Model für nen Auftraggeber verkaufen sollte waren da aber schon viele eklige Privattypen bei, die gleich mit Prosche-Mechaniker oder sonstwelche Experten um die Ecke gekommen sind und jeden Mikrokratzer im Lack als Verhandlungsgrundlage für mehrere Hundert Euro gesehen haben. Die hab ich dann meist auch recht schnell nach Hause geschickt, meist auch deswegen weil sie einfach lächerliche Preise bereit waren zu bezahlen. Am besten war noch der Typ, der mir 45 Minuten was davon erzählen wollte, dass das kein echter Turbo sei und das Schild gefälscht und die Papiere unecht. Wie dumm der damals geschaut hat, als ich ihn bei der Probefahrt zur Porsche Niederlassung Hamburg umgeleitet habe und die ihm dort mit erkennbarer langweilge und Unwilligkeit die komplett plausible Fahrzeughistorie ausgedruckt bzw. bestätigt haben.
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Genau den Typus meine ich.

>>Wer sich einen Kindheitstraum erfüllt, alternativ den alten Benz oder Opel vom Opa >wieder flottmacht oder, in Ermangelung eines solchen Erbstücks, sich nochmal genau >so einen Wagen kauft, wie ihn Papa und Mama oder Opa in der Kindheit gefahren >haben und von dessen Rücksitz man die weite Welt erblickt hat, das ist ein >Oldtimerliebhaber.
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>Die Typen mochte ich als Käufer auch am liebste und manchmal hab ich denen auch deutlich bessere Preise gemacht als ich eigentlich wollte - übrigens ein Grund, warum ich das als Händler nicht mehr mache. Andere Gründe waren die Renditeritter und Garantie-Akrobaten, die dann bei dir auf der Matte standen weil sie ne neue Glühbirne fürs Abblendlicht auf Garantie wollten, oder aber bei nem Einspritzer (Golf II GTI) ne Vergaser-Resivion forderten weil die Karre bis 4.000 Touren ja keinen Zug hat, sondern halt wie bei nem Sauger üblich erstmal etwas Drehzahl braucht, man aber die Eigenschaften eines modernen Turbo-Motors verlangte. Dann gabs noch irgendwelche verkappten KFZ-Mechaniker-Stars, die vor der Besichtigung erstmal nen Druckverlusttest sowie eine Kompressionsprüfung einforderten "damit die 90-minütige Anreise aus Bremen denn überhaupt lohnen würde". Irgendwann hast du dann keine Lust mehr, und als dann meine Partnerschaft mit nem guten Freund und Hobby-KFZ-Werkstatt-Besitzer wegen Miete, Strom und sonstigen Kleinigkeiten den Bach runter ging und damit auch die Möglichkeit auf neutralem Boden Geschäfte abzuwickeln und - viel wichtiger - Autos unterzustellen um diese gegen Wind, Regen und Vandalismus zu schützen verschwand, war für mich klar, dass ich alte Autos nur noch als Hobby betreibe. Seitdem ist leider der Markt so kaputt und auch sind meine üblichen Bezugsquellen für gute Oldies oder ehrliche Youngtimer leider leer gegrast, sodass ich seit zwei Jahren komplett ohne Oldtimer dastehe. Und wenn ich mir die Entwicklung des Marktes aktuell so anschaue, dann dürfte das auch noch länger der Fall bleiben.
>


S.o., die Szene hat sich leider nicht zum Besten entwickelt, ich bin seit ich ein Kleinkind bin in der Oldtimerszene aktiv. Deshalb...

>>Und wenn man mit diesem Mindset in der Szene aktiv ist und >anderen hilft, bekommt man selbst geholfen, Teile zum Selbstkostenpreis, Rat und >Tat, da schweißt dann auch mal der Karosseriebauer für zwei Kisten Bit die >Schweller und der Lacker macht für 200 Euro den Radlauf. Man hat was zu erzählen, >lernt nette Leute kennen usw. So kenn ich das, und dieser ganze Hype geht mir >gewaltig auf die Nüsse.
>>
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>Da hast du aber immer immenses Glück gehabt. Ich kann dir aus jahrelanger Erfahrung sagen, dass solche Godwill-Aktionen die komplette Ausnahme sind. Selbst absolut passionierte Oldtimer-Freaks können und wollen solche Art von Deals nur noch bei absolut treuen Kunden oder möglichen guten Neukunden durchziehen. Ich selbst hab mir damals viel Schrauberei durch Lehr- und Werstatthandbücher beigebracht und konnte zum Glück sieben Jahre lang auf eine gut ausgestattete Werkstatt mit zwei Bühnen und allerhand Gerät zurückgreifen um viele Klassiker wieder flott zu machen. Ich kann dir z.B. aus dem Eff-Eff nen Vergaser beim 123er einstellen oder den Zahnriemen vom Golf2 wechseln. Ich kann dir aber auch sagen, dass Schrauben anstrengend, nervenaufreibend und teuer werden kann, dafür aber die Befriedigung wenn das Ergebnis stimmt, super ist. Und wenn du mal das Verdeck bei deinem SLC wechseln möchtest, dann schreibst du mir hier bitte keine PN ;-)



...bekomme ich eben auch Unterstützung von den Leuten aus meinem Club. Das ist im Übrigen nicht so, dass ich mich da durchschnorre. Wenn einer sich viel Arbeit macht, dann soll er auch was dafür bekommen, und ein bißchen schrauben kann ich ja auch. Es ist ein Geben und Nehmen, ich mache für die Profi-Schrauber die Markenanmeldung, Inkasso o.ä. zum Freundschaftspreis und dafür lackieren die mir zum Freundschaftspreis das Auto etc.

Im Übrigen ist der SLC ein Coupé, daher kannst Du beruhigt sein, ich muss kein Verdeck wechseln :-D


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