| Re:Zu Classic Data / Marktwert |  |
>Erstmal: herzlichen Glückwunsch, haste dir ja auch hart erarbeitet. Ist ne 2.6er Maschiene mit Vollleder und viel E-Schnickschnack, oder? Da halte ich das sogar für einen realistischen Wiederverkaufswert, wenn man warten kann. Hab letzte Woche erst nen guten 190er mit 2.3err Maschiene, wenigen KM, zwei Vorbesitzern und gutem Allgemeinzustand für 6.500 weggehen sehen, der hatte aber auch ne geile Farbgebung und seltene Innenraum-Ausstattung, sonst wäre er eher son 5.000er Kandidat gewesen.
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>Zu Classic-Data: Prinzipiell sind diese Gutachten einer sehr gute Orientierung dafür, was ein Young- oder Oldtimer in zwei bis drei Jahren wert sein kann (aktuell zumindest, da der Markt immer noch toxisch überhitzt von Wertsteigerungsmythen- und Niedrigzinskapitalflucht ist). Nur sollten ein paar Dinge immer beachtet werden:
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>1.) Jeder Youngtimer gewinnt mit erfolgreicher H-Abnahme und damit kostengünstiger -Zulassung samt Versicherung noch einmal an Wert, oft kann sich da ein Warten nochmal mehr lohnen.
>2.) Zwar hat Classic-Data sehr genauer Kriterien nachdem ein Auto bewertet wird, jedoch spielt da auch immer die persönliche Note des Prüfers mit rein. Ich hab schon Classic-Data 2er Fahrzeuge gesehen, denen hätte ich selbst eher ne 3+ gegeben, manchen sogar eher ne 3-. Kommt halt auch immer drauf an, wie sehr der Prüfer da Vorlieben für Fahrzeuge und Inhaber hegen. Aber gut, dass kann dir auch bei ner H-Abnhame passieren: was der eine als zeitgenössisches Zubehör interpretiert, sieht der andere als "Tuning"-Schund an. Hatte da mal ein "nettes" Erlebnis mit einem 911er G-Modell und Schalensitzen sowie Rennkäfig. Kann mich noch gut erinnern, wie sich da zwei TÜV-Oldtimer-Experten richtig drum gestritten haben, ob das jetzt so H-fähig sei oder nicht. Im Endeffekt bekam er dann doch ein H und ich machte den besten Wiederverkauf meines Lebens...
>3.) Die Benz-Sammler-Szene ist sehr eigen - so wie eigentlich alle Sammlerszenen im Automobil-Bereich wenn der Bestand das zulässt, sprich das Angebot so groß ist, dass besonders Exoten gesucht werden, um sich von der Masse abzugrenzen, bedeutet in diesem Fall: Besondere "Designo"-Austattungsstoffe, seltene Extras oder niedrige KM-Laufleistungen sind besonders gefragt, da selten. Gerade wenn es total obskur wird: senfgelb außen, grünes Taxileder innen (beim 123er fast schon ein Alleinstellungsmerkmal) werden gerne mal absurde Preise von echten Liebhabern gezahlt, oder manchmal auch von Investoren, die wissen, was da vor ihnen steht. Das dürfte dir bei deinem Edel-Baby-Benz sicherlich auch helfen. Alllgemein: Ich empfehle da immer mal einen Besuch auf der Seite der Garage 11. Klar, dass ist alles andere als preiswert, aber Jens hat Karren da stehen, die bekommt man nur wenn man ein dickes, gutes Netzwerk und viel Geduld, Ausdauer und Wissen um wahre Raritäten hat. Der hatte sogar mal nen Polo G60 gekauft, den ich zufällog zwei Wochen vorher als langweilige Karre auf einer kleinen Oldimesse aufm platten Land angesehen hab, und den für richtig gutes Geld wieder weiterverkauft. Er hat unter der Patina einfach mehr erkannt als ich und zudem das lückenlose Scheckheft in der Ersatzrad-Mulde inklusive Kaufbeleg und Co gefunden.
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>So, zum Schluss jetzt aber nochmal Respekt für die Arbeit, die du da reingesteckt hast, und die Tatsache, dass sich das jetzt auch ordentlich auszahlt. Kleiner Tipp eines EX-Old- und Youngtimer-Kleinhändlers: behalt die Karre(n) lieber, es gibt nichts ätzenderes als wenn du die Euro-Zeichen siehst und in fünf Jahren ist dein jetzt bezahlbarer Traum unfassbar teuer geworden. Sagt dir jemand, der 2011 seinen 500E niemals hätte verkaufen sollen, wenn er jetzt die Monster-Preise für die Karren sieht *schnüff*.
Oder wie ich, der aus Liebe zu seinem Vater einen Maserati Biturbo Spyder mit ganz wenig Meilen, dafür aber massiven Standschäden gekauft und für richtig viel Geld (allein die Teile) wieder ins Leben zurückgeholt hat. Für die Kohle hätte ich mir 2010 auch eines meiner Traumautos (450 SLC 5.0 z.B.) kaufen können und wäre jetzt einige Tausender reicher statt ärmer *schnüff*.
Darum geht es mir aber gar nicht. Das Hobby ist irrational. Wer Autos (nur) kauft, weil er sie auf der nächsten Auktion mit 20% Aufschlag weiter verticken will, den nehme ich nicht als Oldie-Fan ernst und der bekommt von mir auch kein Auto. Wer sich einen Kindheitstraum erfüllt, alternativ den alten Benz oder Opel vom Opa wieder flottmacht oder, in Ermangelung eines solchen Erbstücks, sich nochmal genau so einen Wagen kauft, wie ihn Papa und Mama oder Opa in der Kindheit gefahren haben und von dessen Rücksitz man die weite Welt erblickt hat, das ist ein Oldtimerliebhaber. Und wenn man mit diesem Mindset in der Szene aktiv ist und anderen hilft, bekommt man selbst geholfen, Teile zum Selbstkostenpreis, Rat und Tat, da schweißt dann auch mal der Karosseriebauer für zwei Kisten Bit die Schweller und der Lacker macht für 200 Euro den Radlauf. Man hat was zu erzählen, lernt nette Leute kennen usw. So kenn ich das, und dieser ganze Hype geht mir gewaltig auf die Nüsse.
OK, das ist jetzt total off Topic merke ich gerade :-D