Thema:
Re:Nein, aber als Kanzlerkandidat flat
Autor: ChRoM
Datum:04.11.18 12:34
Antwort auf:Re:Nein, aber als Kanzlerkandidat von Pezking

>Man kann es als irrational erachten, aber die Leute haben landläufig noch lange nicht die Schnauze voll vom Kapitalismus.

Der Kapitalismus ansich ist ja nicht das Problem, sondern seine neoliberale Ausrägung der letzten drei Jahrzehnte. Ich hab in der Schule noch gelernt, dass wir in Ö soziale Marktwirtschaft haben. Davon kann heute keine Rede mehr sein "dank" Globalisierung. Die Produktionsjobs sind alle in Asien. Für die Jobs, die man nicht auslangern kann, holen wir billige Arbeitskräfte aus dem Osten um sie hier auszubeuten. Die internationalen Konzerne, die davon profitieren, zahlen so gut wie keine Steuern. Die Steuerlast für die arbeitende Bevölkerung steigt (heute zahlt man auf Durchschnittsgehälter den Höchststeuersatz, der vor ein paar Jahrzehnten für wirklich horrende Geschäftsführergehälter fällig war). Gleichzeitig sinken die Leistungen aus den Sozialsystemen (weniger Leistungen bzw. Selbstbehalte im Gesundheitssystem, Hatz IV in D, das so ähnlich jetzt auch in Ö kommen soll). Wohnen wird immer weniger leistbar. Und welcher heute 35-jährige glaubt, er kriegt mal eine staatliche Rente über dem Existenzminimum, lebt in Tuka-Tuka-Land. Natürlich haben die Leute davon die Schnauze voll. Genau darum wählen sie Protest und nicht die Leute die ihnen erzählen, das einzige Problem seien die AfD und ihre Wähler. Die Sozialdemokratie hat europaweit darin versagt, den Neoliberalismus in die Schranken zu weisen. In D hat ein roter Kanzler sogar an forderster Front eben diesen etabliert. Ich finde es ehrlich gesagt nicht viel irrationaler AfD zu wählen als SPD zu wählen. Denn zum Besseren ändern wird sich in beiden Fällen nix. Der Unterschied ist: Die AfD ist nicht die Partei, die maßgeblich beteiligt war uns in die Scheiße zu reiten.


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