Thema:
+1 nt flat
Autor: Doki Nafaso
Datum:04.11.18 09:21
Antwort auf:Re:Echt mies :( von token

>>>Diese kindliche Denke funktioniert auch noch mit 12, 13 erstaunlich gut. Umgekehrt denke ich aber schon auch, dass die Pausenbrotproblematik eines ist, dass sichim Erwachsenenalter meistens vons elbst erledigt.
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>>Korrekt. Da sinds dann halt Steuererklärungen, Hausputz oder: Wichtelpakete. :)
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>Auch im Erwachsenenalter funktioniert das mit der grotesken Verdrängung und der dann irgendwann einsetzenden Scham, welche die Verdrängung im Anschluss katalysiert, ganz "gut".
>Der erwachsene Prokrastinator hat einen entscheidenden Vorteil, durch lebenslange Prokrastination und damit einhergehende Erfahrung ist er ein Meister in der Aufwandsschätzung. Kann also sehr genau abschätzen, wo dieser point of no fucking return ist. Und er weiß, wenn ich diesen Punkt überschreite, dann entblöße ich mich. Das ist dann auch ein wie ich finde entscheidendes Druckmittel. Diese Form von Entlarvung zu umgehen, sich nicht in eine Situation zu bugsieren, wo man etwas erklären müsste, was man ohne Lüge nicht mehr erklärt bekommt. Das ist ein doch sehr wirksames Drohgespenst, was auch eine sehr motivierende Perspektive hat, nämlich ohne Konsequenzen den Kopf aus der Schlinge ziehen zu können.
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>Liegt das Kind jedoch erstmal im Brunnen, bekommt das Ganze Problem eine wie ich finde andere, noch perfidere Natur. Hier ist nämlich auch der Moment wo du das Problem löst einer, dem man sich gar nicht aussetzen möchte, obwohl man es da hinter sich hätte. Denn auch das "Nachholen" ist Teil der öffentlichen Entblößung, wird also verdrängt, und jeder Tag der verstreicht, macht diese Entblößung noch schlimmer, wir also weiter verdrängt.
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>Und hier reden wir noch von Wesenszügen die man durchaus noch selbst unter Kontrolle bekommen kann. Ich hatte aber auch schon mal das Vergnügen mit einer waschechten Depression. Und da ist überhaupt nichts mehr mit Kontrolle. Da kannst du dir auch schon selbst nicht mehr über den Weg trauen weil du nur noch Scheiße im Kopf hast und sowas wie Logik gar nicht mehr statt findet, obwohl man das natürlich nicht reflektieren kann, weil man kann ja nicht aus der eigenen Haut.
>Da kannst du dich auch nicht mehr "zusammen reißen".
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>Einer der Höhepunkte bei mir war, dass ich mich nicht mehr dazu aufraffen konnte, meinen Müll runterzubringen. Also fing ich damit an ihn auf meinem Balkon zu deponieren. Und das wurde immer mehr und fing an zu stinken. Dann kündigt sich Besuch an. Und was denke ich? Vielleicht mal den Müll runterbringen, dann kann der Besuch kommen und sieht das nicht und ich wahre den Schein? Nope, ich muss den Besuch verhindern damit er den Balkon nicht sieht.
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>Ich weiß noch wie beschissen ich mich gefühlt habe und wie ich mich selbst für dieses Verhalten gehasst habe. Und dann beim Arzt meinte ich auch, ich verstehe nicht warum ich das was ich gerade tue so mache, warum ich alles für mich immer schlimmer mache und alle möglichen Problemberge weiter auftürme, obwohl es nicht schwierig scheint irgendwas davon abzutragen. Ich glaube ich versuche mich unterbewusst selbst zu bestrafen.
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>Und der Arzt meinte dazu:
>Der Trugschluss den sie ziehen ist zu denken dass ihr Handeln ein Motiv hat.
>Das hat es nicht. Sie sind in einer Verfassung in der sie einfach gar nicht anders handeln können. Woran wir jetzt arbeiten müssen, das sind nicht ihre Handlungen, denn da haben sie gar keinen Zugriff, sondern ihre Verfassung.
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>Sowas mal aus der Ego-Perspektive erlebt zu haben verändert dann nochmal die Perspektive auf solche Krankheitsbilder, aber auf diese Form von Erkenntnisgewinn hätte ich auch gerne verzichtet ;)


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