Thema:
Re:@Stitch: ADAC-pro Diesel-Pamphlet flat
Autor: Stitch
Datum:25.10.18 00:47
Antwort auf:@Stitch: ADAC-pro Diesel-Pamphlet von thestraightedge

Gerade erst gesehen

>Du schreibst hier
>[https://www.maniac-forum.de/forum/pxmboard.php?mode=message&brdid=6&msgid=4393043]
>über einen Bericht, der mir glaube ich ebenfalls gerade bei Bemühungen um eine grüne Firmenflotte mit Hybrids und Co. um die Ohren gehaufen wird.
>
>Du erwähntest die falsche Darstellung in diesem Bericht. Gibts dazu einen brauchbaren Artikel, der das Lobbyblatt wiederlegt und die falschen Annahmen offenlegt? Könnte ich gerade gut gebrauchen... danke.


Wenn es um dieses Ding hier geht:
[https://www.adac.de/der-adac/motorwelt/reportagen-berichte/auto-innovation/studie-oekobilanz-pkw-antriebe-2018/]
Leider ist mir dazu kein Artikel bekannt, der das mal ordentlich debunked. Das wurde nur alles so von diversen Medien blind übernommen und als Fakten hingestellt. Kommt ja schließlich von den gelben Engeln.

Ein paar Gedanken dazu von mir, hatte mir damals dazu ein paar Notizen gemacht und wollte denen eigentlich eine ausführliche Mail schreiben, was ich aber dann nie gemacht hatte, weil meine Wut darüber am nächsten Tag schon wieder verflogen war und ich nur dachte, scheiß doch auf den dämlichen ADAC ;)

Für die Berechnungen haben sie einen EE-Anteil im Strommix von 2013 genommen. Begründung dafür ist, dass sie keine neueren vom Umweltbundesamt bestätigten Zahlen haben. Alle anderen Werte wie zB die der Kraftstoffbereitstellung für ihre Rechnungen kamen aber nicht von einer ähnlich amtlichen Quelle sondern irgendwo her. Bei den Zahlen also schon mal beachten, dass sie ohne Not von 23% anstatt >40% EE-Anteil ausgegangen sind.
Zusätzlich vergessen sie noch bei der Berechnung einer Gesamtbilanz eines PKW, der sagen wir mal über 10 Jahre geht, dass der EE-Anteil in den nächsten Jahren noch steigen wird. Man müsste also einen Mittelwert vom aktuellen und dem von in 10 Jahren nehmen, wenn man es seriös machen will.

Aufgeregt hab ich mich auch über die reißerische Zwischenüberschrift: Auch wer "Ökostrom" zapft, bekommt Kohlestrom!
Natürlich funktioniert unser Stromnetz nicht so, dass Kunden mit einem Ökostromtarif direkt an das nächstgelegene Windrad angeschlossen werden. Es ist allerdings gesetzlich geregelt, dass Stromanbieter dafür verantwortlich sind jede kWh, welche über einen solchen Tarif verbraucht werden, auch wieder in das Netz eingespeist werden müssen. Damit trägt also jeder Kunde, der auf solch einen Tarif wechselt automatisch dazu bei den EE-Ausbau voranzutreiben. Eine sehr wichtige Information, die meiner Erfahrung nach im Zusammenhang mit dieser Diskussion rund um EE und Elektroautos wenig bekannt ist, hätte meines Erachtens in diesem Abschnitt Erwähnung finden müssen. Es gibt nämlich eine gesetzliche Regelung, dass jeder, der eine staatliche Förderung zu einer Ladeinfrastruktur bekommen möchte, einen Ökostromtarif vorweisen muss. Das betrifft sowohl kommerzielle Betreiber öffentlicher Ladesäulen als auch private Wallboxen in der heimischen Garage.

Warum ist in den abgebildeten Diagrammen der Anteil für den CO2-Ausstoß bei der Autoproduktion/Recycling bei den Elektroautos im Vergleich Strommix und 100% EE identisch? Bei den Kompaktwagen ist er sogar bei dem Balken mit 100% EE minmal höher als beim Strommix angegeben. Müsste der CO2-Ausstoß sowohl bei der Produktion als auch beim Recycling nicht drastisch niedriger sein, wenn auch die jeweilige Fabrik mit 100% EE betrieben wird? Tesla hat ja zum Beispiel bis zur Fertigstellung seiner Gigafactory das Ziel vorgegeben, diese zu 100% aus eigenproduziertem Solar- und Windstrom zu betreiben. In meinen Augen ist damit zB schon das Problem des sogenannten "ökologischen Rucksacks" der Batterieproduktion gelöst.

Der seltsamste Punkt in dieser Studie ist aber die Tabelle zur oberen Mittelklasse unter der Überschrift "Ab wann fahren Elektroautos klimafreundlicher?". Das war auch der Punkt den sich die ganzen Schmierblätter wie Focus usw rausgepickt haben ohne einmal nachzudenken. Der ADAC kommt da zu dem Ergebnis, dass ein Elektroauto im Vergleich zu einem Diesel erst ab 580.000km gewinnt. Am meisten verwundert die Zahl im Vergleich zu einem Benziner, der mit 116.000km mit einer genau 80% niedrigeren Zahl angegeben ist. Im Diagramm am Anfang des Artikels zeigen sie dagegen auf, dass ein Diesel in der Gesamtbilanz über 150.0000km gerechnet, wenn ich das auch mal schnell in den Taschenrechner haue, nur um knapp 27% weniger CO2 erzeugt, als ein Benziner der gleichen Fahrzeugklasse. Ergibt überhaupt keinen Sinn, oder? Wieso ist ein Diesel plötzlich soviel krass besser wie ein vergleichbarer Benziner?


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