Thema:
Re:Passend dazu flat
Autor: Pezking
Datum:07.10.18 14:48
Antwort auf:Passend dazu von ChRoM

>Wenn eine Bewegung durch Fundis gekapert wird, die bei jeder Gelegenheit trommeln dass White men trash sind, sich für Privilegien schuldig führen sollen, Opfern grundsätzlich zu glauben ist etc., dann ist der backlash förmlich vorprogrammiert.

Zustimmung. Durch eine dumme, abschreckende Rhetorik werden dort teilweise Mauern hochgezogen wo zuvor gar keine standen.

Natürlich ist die Beseitigung von Missständen und Ungerechtigkeiten immer auch unbequem, denn jeder Status Quo hat auch Profiteure.

Das bedeutet jedoch nicht, dass man herrschende Verhältnisse nur einreißen kann, wenn man mit überall gleich mit "SCHÄMT EUCH!" und "Du bist schuld!" ins Haus fällt.

Es gibt sicher Leute, die es anders nicht kapieren (und meistens auch selbst dann nicht). Aber wenn man potenziell einsichtige und willige Leute für seine Sache gewinnen will, sollte man diese eher freundlich dazu einladen und sie nicht ohne Not leichtfertig abschrecken.

Wenn ich mir zum Beispiel anschaue, wie tiefgreifend erfolgreich Behinderte in den letzten Jahren die Gesellschaft hierzulande für Barrierefreiheit sensibilisiert haben, frage ich mich schon, ob im Gegenzug nicht allzu aggressiver Aktionismus einem erfolgreichen Feminismus gerne mal im Wege steht.

Das ist eigentlich ein echt gutes Beispiel, denn auch hier ist Empathie gefragt. Anfangen, sich in andere Schicksale hineinzuversetzen und einsehen, was diese für ein besseres Leben brauchen. In Sachen Barrierefreiheit war die hiesige Bevölkerung nach meinem Empfinden dazu echt willens. So empathielos, egoistisch und asozial scheint die Menschheit doch nicht zu sein. Da gibt es keine lautstarken Vollasis, die gegen Behinderte und deren Rechte Stimmung machen.

Sind natürlich ein Stück weit Äpfel und Birnen (Behinderte müssen eher gegen Ignoranz ankämpfen, nicht gegen aktive, zuweilen systematische Benachteiligung oder Unterdrückung)- aber eben auch nicht komplett. Ich denke schon, dass sich andere Aktivisten etwas von dieser friedlichen, freundlichen und beharrlichen Rhetorik abschauen könnten. Dabei sollen wohlgemerkt nicht irgendwelche Ziele entschärft oder verwässert werden! Es sollen auch keine besonders haarigen Themen oder individuelle Vorwürfe totgeschwiegen werden. Es soll nur durch eine Änderung der Tonart ein erfolgversprechenderer Weg eingeschlagen werden, der vielleicht eine breitere Unterstützung bewirken kann.


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