Thema:
Re:Brauche Inspiration für neue Ziele... flat
Autor: Kola
Datum:06.10.18 18:51
Antwort auf:Brauche Inspiration für neue Ziele... von Kilian

>Wie ist denn bspw. Takayama und die Umgebung?

In Takayama hatte ich damals eine gute Zeit. Mir gefiel das "kleine Kyoto" (dort gibt es ebenfalls ein Higashiyama) und die umgebende Szenerie. Allerdings war ich generell sehr angetan von den Japanischen Alpen - das ist aber nicht für jeden.

Ich war damals etwa 4-5 Tage im Zenko-Ji, der Übernachtungen für Auswärtige ermöglicht. Das war so ein wenig "Temple turned Hostel", mit fast ausschließlich jungen Backpackern. Ich erinnere mich noch daran, dass man die Duschzeiten anmelden musste und wir in der Küche ordentlich Bierchen gezischt haben, was in einem Tempel schon merkwürdig war. 2-3 Nächte sollten ausreichen; ich war damals nur länger dort, um ein wenig zu entspannen.

>War schon mal jemand in Kamikochi!?

Ja. Leider nur als Tagestrip, was ein ziemlicher Fehler war. Es gibt dort viele schöne Wanderwege und man kann das Plateau als Startrampe für etwaige Hüttenwanderungen in Richtung der höheren Gipfel nutzen. Es ist auch ein Tagestrip zum Ontake-san möglich. Da kann's dann auch mal explosiv werden...

Generell ist das Gebiet sehr gut erschlossen. Man kann mit öffentlichen Bussen hoch und der Transport ist alles in allem sehr japanisch-effizient mit festen Reservierungszeiten und dem ganzen Klimbim (Bus soll um 19:20 Uhr abfahren - Bus fährt um 19:20 Uhr ab.) Ist irgendwo ein Schwarzbär gesichtet worden, so gibt es gleich überall Warnschilder etc. ("Nicht füttern"). Hat mich sehr an die Schweizer Alpen erinnert, wo man dem einzigen Bären in freier Wildbahn einen GPS-Sender umgebunden haben soll. Ich sage "soll", weil mir das zumindest mal ein rumänischer Mountainguide erzählte, mit dem ich in den Karpaten unterwegs war. Ziemlich cooler Typ, wobei komplett orthodox, kein Stück konziliant, nationalistisch (Dacia ist ein Geschenk an die Welt) und im Übrigen vollständig loco. Ist hier aber nicht relevant.

In Kamikochi kann man sich jedenfalls alles selbst erschließen, sofern man nicht hoch hinaus will. Es gibt dort auch die ein oder andere Übernachtungsmöglichkeit. Selbst im Hochsommer war es außergewöhnlich kalt, obwohl es nicht SO hoch gelegen ist. Ich würde dort jedenfalls mindesten eine Nacht verbringen, weil das magisch sein muss, wenn der letzte Bus bis 20:00 abgefahren ist und man dort mit den Makaken und dem Nebel allein gelassen wird.


>Ich selber war schon mal vor einigen Jahren in Kanazawa (nett) und Shirakawago >(toll!) und vor drei Jahren im Kiso-Tal (sehr schön und empfehlenswert). Die Berge >und das ländliche Japan haben mir gut gefallen und ich habe die Hoffnung, dass das >Land noch ein paar schöne Ecken dieser Art parat hat. :)

Ins Kiso-Tal wollte ich auch noch einmal. Ich bin damals 3km vor Magome gestartet und bis Nagiso an einem Tag gelatscht. Dabei kann man auch locker in Nakatsugawa loslegen und dann über Nagiso noch weitere der Poststationen (juku) besuchen. Der Part zwischen Magome und Tsumago ist zwar wunderschön, aber teilweise geflutet mit Schulkindern (von denen jede/r einzelne einen wie üblich volllabert) und Chinesen. Das ist jenseits von Magome und Tsumago nicht der Fall. Sollte man die lange Tour planen, kann man sicher in Magome übernachten und hat dann abends und morgens eine ungestörte Alpen-Szenerie.

>War jemand schon mal auf der Kumano-Halbinsel wandern und kann sagen, ob sich das lohnt? Wir werden ja eh auf Mt. Koya sein und könnten das gut ergänzen.

Ende Oktober gehe ich den Nakahechi bis Kii-Katsuura. Losgehen wird es wahrscheinlich in Tanabe-shi. Eigentlich geht der Nakahechi erst oben in den Bergen in der Nähe von so einem "organic Hotel" los, in dem ich übernachte, aber ich habe keine Lust, mit dem Bus zu starten. Außerdem habe ich Zeit. Insgesamt habe ich 5 oder 6 Übernachtungen eingeplant, was recht sportlich ist, aber der Pfad soll zwar eng aber gut ausgebaut sein und ich bin aktuell sehr fit, sodass ich mir auch 30km Etappen mit vollem Gepäck zutraue. Das Suchen und Buchen von Unterkünften auf dem Weg (fast nur Minshukus und Ryokans) ist erstaunlicherweise zentral organisiert und funktioniert einwandfrei - damit hatte ich damals nicht gerechnet. Unter http://www.tb-kumano.jp/ (geht auch auf Englisch) kann man sogar wählen, ob man ein Abendessen/Frühstück möchte sowie ein Bento für den Weg mitnehmen will. Da man auch vegetarische Kost wählen konnte, habe ich das nun einfach mal so gemacht und schäme mich auch nicht vor der versammelten Survival-Crew hier im Forum. Es ist ausnahmsweise mal schön, sich bei längeren Wanderungen nicht von Kombini-Frass und Bananen zu ernähren. Das mache ich dann irgendwann auf dem AT oder PCT und genieße derweil das japanische Organisationstalent.

Das hoffe ich zumindest alles, denn über Wakayama ist in den letzten Wochen eine fiese Abfolge an Wirbelstürmen gezogen und manche der Wegstrecken sind wohl gesperrt. Neuerdings hatte sich die Lage gebessert: Wege wurden entweder freigegeben oder schnell Umleitungen eingerichtet (im Harz etwa ist sowas undenkbar, da waren Hauptwege im Sommer immer noch wegen Orkantief "Friederike" [das war im Januar!] gesperrt). Leider ist nun wieder ein weiterer Taifun über Wakayama gezogen und ob es Schäden gibt ist unklar. Auf der Webseite oben gibt es oft Updates zum Zustand der Wege, sehr aktuell ist aber vor allem dieser Kerl hier: https://www.facebook.com/Kumano.Journeys/.


>Dann sind da noch kleine Orte auf dem Weg Richtung Kyushu wie Kurashiki, >Takahashi (Bitchu-Takahashi), Tomonoura oder Tsuwano, die mich interessieren. Vor ein paar Jahren war ich in Onomichi (Ende der netten Shimanamikaido), das unerwartet ein Highlight der Reise war. War jemand mal in einem der o.g. Orte und kann was dazu sagen?

Nope. Habe ich mir nun aber mal notiert für April nächsten Jahres. :)


>Dann Shikoku: Die Insel interessiert mich schon seit Jahren und bisher bin ich nur einmal drübergehetzt, als ich von Naoshima kommend (die Triennale ist der Hammer!) am nächsten Tag die Shimanamikaido fahren wollte und in Matsuyama übernachtet habe. Was sind denn auf Shikoku sonst die Sehenswürdigkeiten? Lohnt sich das Iya-Tal!? Gibt es irgendwelche anderen netten Orte am Meer oder in den Bergen oder empfehlenswerte Onsen?

Auch hier keinen Plan. Es gibt ja den Shikoku-88, den ich auch noch im Hinterkopf habe. Amy Chavez von der Japan Times hat dazu viel verfasst und ich würde das gerne irgendwann mal angehen.

Vom Iya-Tal habe ich in Alex Kerrs "Lost Japan" gelesen. Kerr hat dort eine Stiftung gegründet und restauriert alte Farmhäuser. Das Buch ist übrigens generell sehr zu empfehlen. Anders als erwartet war es nicht die übliche tiefe Durchdringung und Interpretation eines bestimmten Themas von einem klassisch Oxford/Yale erzogenen Angelsachsen. Kerr war zwar - wenn ich mich recht entsinne - sogar Rhodes-Stipendiat, der Typ ist aber weniger "Scholar", sondern eher Künstler. Seine Analysen sind tief emotional gefärbt und ich musste ihm in fast allem zustimmen - besonders seine Ausführungen zu Osaka fand ich sehr treffend und rührend. Neben Okakuras Klassiker zum Chadou vielleicht eines der ausdruckstärksten Bücher zu Japan. Kann man lesen.

>
>Als letztes Kyushu: In Fukuoka habe ich vor drei Jahren Freunde besucht, die leider mittlerweile weggezogen sind. Kurokawa Onsen hat mir so gut gefallen, dass ich dieses Jahr unbedingt wieder hin will! (Gibt es, abgesehen von Nyuto Onsen in Akita, irgendwo sonst in Japan eine so schöne Onsen-Region?) Was lohnt sich noch auf Kyushu? Was ist mit den Halbinseln Kunisaki oder Satsuma oder den Porzellan-Städtchen Arita und Imari? Und ist Kagoshima eine Reise wert?


Nagasaki war eine Überraschung! Ich dachte, Nagasaki wäre ähnlich wie Hiroshima ein wenig Ground-Zero-esque, aber Pustekuchen. Also, man merkt die Atombombe wohl schon, aber irgendwie hat sich Nagasaki etwas bewahrt. Dort hätte ich gerne ein paar Tage mehr verbracht.

Generell wollte ich auf Kyushu noch Aso machen und dann - standesgemäß als treuer Ghibli-Apologet - die Fähre nach Yakushima nehmen. Ich darf jedenfalls nicht sterben, bevor ich nicht einen dieser Riesensalamander gesehen habe.


< antworten >