Thema:
"Aber das ist doch Kunst und Bildung!!" flat
Autor: Dr. Robotnik
Datum:05.10.18 22:28
Antwort auf:Gestern zum 1. Mal in der Oper gewesen von moishe maseltov

Der Besuch in der Semperoper ist bei uns ähnlich zustande gekommen. Wir wollten spontan nach Dresden und kamen die Idee in die Semperoper zu gehen. Was läuft? Aha, Oper. Karten waren kurzfristig zu haben... Also auf der Fahrt reserviert und.... Zzzzzzzzzzzz..... ich war froh, als es vorbei war.

Von einem Shakespeare-Theater vor einigen Jahren behaupte ich sogar, dass es ohne zu übertreiben die schlimmsten 3 bis 4 Stunden in dem kompletten Jahr waren (ja, es geht mir gut!).

Ähnlich war es ein anderes mal bei Cats. Wobei ich dort im Musical schon von der Stimmgewalt bei Memorys beeindruckt gewesen war und auch generell bei allen Formen die Schauspielerische Leistung nicht infrage stellen will.

Nützt aber alles nichts, wenn am Ende das Ergebnis für mich nicht stimmt. Ich denke deshalb auch, das wenn Netflix und MP3s parallel zur Opern und co. aufgekommen wären, letzterem nicht dieser Mythos des "gebildet seins" anhängen würde.
Das ist nämlich das, was mich wirklich nervt und worauf ich eigentlich hinaus will.

Hierzu exemplarisch die Nachbesprechung zu eine Theaterstück in dem ich ebenfalls war:
Wie dem Programmheft zu entnehmen war, handelte das Stück über Kapitalismuskritik. Etwas billig einseitig zwar, aber mit diesem Hintergrundwissen auch leicht verständlich.
Ab zur Nachbesprechung: Alle schienen sich selbst für sehr gebildet zu halten, schienen aber zu 3/4 das Programmheft nicht gelesen zu haben und so tauchten die wildesten Theorien auf, um was es in dem Stück gegangen sein mag. Immer natürlich erzwungen blumig formuliert.
Dann der Höhepunkt: Typ mit 9mal kluger Stimme fragt den Intendanten: "Die Szene bei XYZ im 3. Bla bla, das war eine Hommage an Bla bla von bla bla bla aus bla bla".
Intendant: SO ein Fragezeichen über dem Kopf. Guckt. Überlegt. Guckt. Fragezeichen. Antwort: "NEIN, einfach nur nein".
Rofl!
Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich dieses "Nein, einfach nur nein" hörte. So wie ich hier im Forum erstmalig "Fremdschämen" gelesen habe.

Musste vor 2 Wochen wieder daran denken, als ein Autor im DLF berichtete, dass er immer überrascht sei, was Kritiker in seine Bücher rein interpretieren würden.


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