Thema:
Re:1/2 OT: Türkei und ihre Flüchtlinge flat
Autor: alex3d (deaktiviert)
Datum:02.10.18 13:42
Antwort auf:1/2 OT: Türkei und ihre Flüchtlinge von thestraightedge

>Ich war einige Tage geschäftlich dort unterwegs, und natürlich spielt Erdogan, die Flüchtlinge, die EU, der Brexit, die türkische Lira usw. eine große Rolle. Solche Gespräche ziehen sich durch den kompletten Aufenthalt und beschäftigen vom Geschäftsführer bis zum Hotelpersonal alle.
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>Eine erstaunliche Erkenntnis habe ich gewonnen: um die Türkei herum ists ein Pulverfass. Syrien, Irak, Armenien, Georgien - überall brodelt es ein bisschen. Deshalb füttert die Türkei auf beiden Seiten der jeweiligen Grenzen Millionen durch - also wirklich Millionen, da es allein 3,4 Mio (!) Syrer aufgenommen hat.
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>Und natürlich hegt sich auch Unmut, die Situation wird poletisiert usw, aber: es gibt keine marschierende Rechte, keine Anschläge (Ausnahmen bestätigen die Regel), und das obwohl der Aufwand und die Anstrengungen um ein vielfaches größer sind als die der EU. Natürlich ist die Türkei aktuell stark nationalistische geprägt - das äußert sich aber imo komplett anders als das "nur wir, wir als erstes, und alle anderen nicht", was man in Europa oft vernimmt.
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>Es gibt einen bemerkenswerten Tenor: "was würdet ihr machen? Die Frauen und Kinder verhungern lassen oder zurückschicken? Das kann man nicht machen!". Dass hier Boote mit nur 50 Flüchtlingen durchs Mittelmeer tingeln weil sie niemand haben will wird in der Türkei mit Kopfschütteln und Bestürzung quittiert. "the EU is un-humanitarian" sagt man dort. Wow. (das war ein Zitat eines Erdogan-Gegners, nur damit da auch der Kontext stimmt)
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>Auch interessant: "they are our brothers & neighbours" ist ebenfalls Tenor, man fühlt mit und ist empathisch und sagt: wenn bei Euch Belgien oder Polen explodieren würde, würdet ihr doch auch alle aufnehmen oder?
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>Ich hatte keine Antwort parat, zum Grübeln hats mich aber auf mehreren Ebenen gebracht.


Dass die Türkei (und der Libanon) eine riesige Zahl an Flüchtlingen aufgenommen hat aufgrund ihrer geographischen Nähe steht außer Frage. Eigene Gespräche mit den Einheimischen sind jedoch oft subjektiv, siehe:

[https://www.washingtonpost.com/world/turkey-to-syrian-refugees-you-dont-have-to-go-home-but-dont-stay-here/2018/04/04/d1b17d8c-222a-11e8-946c-9420060cb7bd_story.html?utm_term=.de6788544dfa]

[https://www.ethz.ch/content/specialinterest/gess/cis/center-for-securities-studies/en/services/digital-library/publications/publication.html/d5218b6e-1cd5-46dd-8bfc-3bbacc66dae8]

[https://www.haaretz.com/middle-east-news/.premium.MAGAZINE-turkish-hostility-toward-syrian-refugees-rises-seeps-into-election-1.6096329]

"But local hostility to the ­Syrians is on the rise, and so is anti-refugee violence in major Turkish cities, according to the International Crisis Group. Many Turks think Syrians receive preferential access to public services and assistance, the group says. Ethnic and religious minorities are also worried that the influx of Syrians will upset the demographic balance and cause sectarian strife."


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