Thema:
Stromschlag, Ertrinken.... flat
Autor: sYntiq
Datum:11.09.18 15:45
Antwort auf:Wart ihr schon einmal in Lebensgefahr? von thestraightedge

Nicht so in Lebensgefahr bzw. so abenteuerlich wie bei manch anderem hier, aber egal:

1.) Stromschlag:
Während meiner Ausbildung (Energieelektroniker Fachrichtung Anlagentechnik) in einem Chemiewerk, musste ich eine Pumpensteuerung für eines der Tanklager erweitern. Also alles stromlos gemacht und dann halt fröhlich im Schaltschrank neu verdrahtet etc. Irgendwann fertig gewesen, aufgeräumt Strom angestellt und gesehen dass ich da einen ganz kleinen Fehler gemacht habe, also schnell gedankenverloren Schraubendreher und Zange raus...
Im dem Moment sehe ich noch wie ein Schütz (Relais nur größer) anzieht, denke noch "Mist, Strom abschalten vergessen und dann kribbelte es auch schon kräftig in beiden Händen und Armen und ich habe (zum Glück) einen Schritt nach hinten gemacht)
Dem Azubi (1. Lehrjahr) hinter mir ist rein von er Geräuschkulisse her schlecht geworden, ich habe mich einmal kräftig geschüttelt, "Hui, jetzt bin ich wach" gesagt und noch eine Stunde lang weitergearbeitet.
Auf dem weg nach Hause fing mir dann der linke Arm an wehzutun. Zu Hause meinen Eltern davon und vom Vorfall erzählt, die mich sofort zum Hausarzt geschickt haben. ("Wenn das Herz Probleme hat strahlt der Schmerz gern in den linken Arm). Dem die Geschichte erzählt, hat er sofort bei einem Herzspezialisten angerufen "Mach noch keinen Feierabend, ich habe noch jemanden für dich", fragte mich ob ich da alleine hinkomme oder er einen Krankenwagen rufen soll. Ich hab die Aufregung nicht so ganz verstanden (Hey, mir ging es, abgesehen von leichten Schmerzen im linken Arm gut!) und bin selbst dort hingefahren. Ergebnis: Entzündung im Herzen und min. ein Jahr lang mit spontanen Herzstichen zu kämpfen. (Die DANN auch noch nach Monaten teilweise so schlimm wurden dass ich spontan in die Notaufnahme gefahren bin.)
Bei der "Rekonstruktion des Vorfalls hat sich dann ergeben dass wohl 380V Drehstrom über beide Arme durchs Herz geflossen sind. Kurze Zeit später in der Schule gelernt dass sowas unter den Umständen wohl eine sehr, sehr niedrige Überlebenschance bedeutet....

Nur so als "FunFact": War nicht der einzige Stromschlag während meiner Ausbildung. Bei einem war ich in einem 20m langen Flur. gor tan einem Ende auf die Leiter gestiegen und via Phasenprüfer geprüft ob der Strom an dieser Abzweigdose wirklich weg ist. Das nächste was ich weiss ist wie ich einige Meter von der Leiter entfernt den Phasenprüfer vom Boden aufgehoben habe. Wie ich von der Leiter kam (bin wohl nicht gefallend a nichts weh tat und ich keine blauen Flecken hatte) und wie ich bis zu der Stelle kam an der der Phasenprüfer lag, weiss ich nicht mehr. Dank der beiden großen Uhren an den Enden des Flures wieso ich jedoch das von "Prüfen ob noch Strom da ist" bis zu "Phasenprüfer aufheben" ca. 10min vergangen sind in denen mir bis heute jegliche Erinnerung fehlt.

Ab da habe ich dann auf Wunsch meines Ausbilders fast die komplette restliche Ausbildungszeit nur noch im Archiv vorm PC gesessen und mit Autosketch Klemmpläne und Schaltpläne erstellt/aktualisiert. Meinem Ausbilder musste ich damals hoch und heilig versprechen dass ich nach der Ausbildung nie in diesem Beruf arbeiten werde, was bis heute auch gut geklappt hat. :)


2.) (gefühlt) Ertrinken (ca 15-20 Jahre her):
Ich habe dank Chlor- und anderer Allergien erst sehr, sehr spät Schwimmen gelernt (kein Schul-Schwimmuntericht für mich usw.) und habe bis heute auch nur gerade eben so mein Seepferdchen. Mit Freunden damals in den Urlaub in die Nähe von Cannes gefahren. An einem Tag mal direkt an den Strand runter und in der Côte d’Azur schwimmen gewesen. Die Ecke dort war von einer Mauer aus Felsbrocken umgeben um den Strand vom offenen Meer abzugrenzen. In dieser Mauer war ein Durchbruch und kurz dahinter eine Badeplattform. "Da schwimmen wir jetzt hin" Klassischer Fehler: Auf dem Wasser wirken Entfernungen geringer als sie tatsächlich sind. Auf halben Weg zwischen Mauer und Plattform gemerkt dass meine Kräfte schwinden und ich das nicht schaffe. Plattform war aber mittlerweile näher dran als Mauer oder Strand. Freunde natürlich weg weil bessere Schwimmer.
Irgendwie im "Autopilot" unter sehr vielen Versuchen das Meer leerzutrinken zur Plattform gekommen. Meine Wahrnehmung hat eigentlich erst wieder richtig eingesetzt als ich am ganzen Körper zitternd auf dieser Plattform herumlag und eine wenig Wasser gekotzt habe.... Freunde: Alle inzwischen schon wieder weg und auch sonst kein Mensch zu sehen. Die Plattform ist vom Strand aus ebenfalls nicht zu sehen gewesen....
Dort lag ich dann ziemlich lange vor Erschöpfung zitternd einfach herum bevor ich mir dachte "Ok, Rückweg in Etappen. Also schwimmend direkt die Mauer angesteuert wo ich Pause machen wollte um mich dann in deren Nähe zum Strand zurückzuarbeiten. Zumindest auf "Meerseite" war das eine schlechte Idee, denn die Wellen haben mich gern immer wieder diese Felsbrocken hochgedrückt.
Knapp 2 Stunden nach "Komm, lass Schwimmen gehen" war ich wieder am Strand bei meinen Klamotten. Die Freunde hatten mich noch nicht einmal vermisst und dass ich mittlerweile ein paar Schürfwunden aufwies hat auch niemanden interessiert...

Seitdem bin ich abgesehen von privaten kleinen Pools, bis heute nie wieder irgendwo ins Wasser gegangen um zu schwimmen.


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