Thema:
Aus Versehen auf einem Faschofest gelandet flat
Autor: Lord Chaos
Datum:11.09.18 13:54
Antwort auf:Wart ihr schon einmal in Lebensgefahr? von thestraightedge

Ich hab das 2006 schon mal gepostet gehabt, aber ungeachtet allen Unfällen etc, die ich sonst so hatte, war das eine Situation, die für mich damals wirklich lebensbedrohlich gewirkt hat:

Als ich noch aus Gymnasium ging, war ich sehr in Richtung Punkrock/Hardcore unterwegs. Natürlich inklusive abgeratzter Klamotten, bunten Dreads uswusf.

Zudem war ich auch in der Antifa Szene sehr aktiv dabei, habe bei Aktionen und Demos mitgeholfen. Und wie die meisten aktiven Mitglieder der Antifa, kannten mich deshalb auch genug  Jungs mit schlechten politischen Ansichten und enorm viel Agressionspotential, und in der Ecke in der ich damals gewohnt habe, gabs eben auch dummerweise massig von denen, so daß man immer ziemlich auf der Hut sein mußte, wenn man aus dem Haus ging.

Soweit die Vorgeschichte; zu dieser Zeit ist mir ne Exfreundin über den Weg gelaufen, die nicht mehr sonderlich gut auf mich zu sprechen war. Ein bissel Smalltalk gemacht, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass da doch was gehen könnte. Irgendwann hat die gute Frau mir vorgeschlagen, dass wir uns doch auf einer Party gegen später treffen könnten, sie hätte nämlich Lust, sich noch ein wenig mehr "mit mir zu unterhalten". Da habe ich Trottel natürlich zugesagt, und sie hat mir nochmals versichert, "wie sehr sie sich da auf mich freue".

Gegen Abend auf den Weg gemacht, die Party war an einem sehr abgelegenen Grillplatz, und zu dieser Zeit hatte ich kein Auto, also zu Fuß auf den Weg gemacht.
Durch den Wald geirrt, irgendwann laute Musik und Gelächter gehört, um die Ecke marschiert und siehe da:

Neben einigen Reichkriegs- und Hakenkreuzflaggen waren auf dem Grillplatz sicher weit mehr als 50 superüble Glatzen, nicht irgendwelche kindergartenfaschos, sondern echt üble Jungs, die mich zum Teil ja auch dummerweise kannten.

Bevor ich kehrt machen konnte, haben ein paarr der Jungs mich schon gesehen gehabt und in meine Richtung gezeigt - ich hatte zu dem Zeitpunkt so eine Art halber Schock, beinahe wie ein Kaninchen, das auf der Staße hockt und in die Scheinwerfer starrt und nicht wegspringt. Schiß ist dafür echt noch ein mildes Wort.
Dauerte auch nicht lange, und ein paar der Jungs hatten mich eingekreist und fingen an, mich durch die Gegend zu schubsen. Einer griff nach meiner Brille und nahm sie mir mit den Worten "Nicht dass sie kaputtgeht" ab.

Ich rechnete schon mit den Prügel meines Lebens, da stellte sich ´ne Glatze vor mich, die ich recht gut kannte - es war ein Ex-Kumpel von mir, den ich schon seit dem Kindergarten kannte und mit dem ich mich zerstritten hatte, da er politisch so abgedriftet ist und ebenfalls eine Glatze übelster Sorte war. Doch er stelle sich tatsächlich vor seine Kameraden, schirmte mich ab, beschwichtigte die Jungs und lotste mich so irgendwie zu seiner Karre - sehr zum Verdruss seiner Kameraden, die auch anfingen, ihn zu schubsen. Ein paar Schutzengel schienen uns jedoch gut gewillt zu sein - irgendwie schaffte er es auch ins Auto, fuhr weg und rette te mir wirklich sprichwörtlich den Arsch.

Ich hab in meinem Leben nie mehr soviel Angst um mein Leben gehabt - wäre mein Kumpel nicht gewesen, ich wäre wahrscheinlich aufs Übelste zugerichtet worden.
Im Nachhinein habe ich zudem mitbekommen, dass meine Ex am gleichen Abend sich wohl ziemlich nen Ast über mich gelacht hat und stets betont hat, dass "sowas halt passiert, wenn man sich von ihr trennt".


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