Thema:
Lost Treasures Pt. III: Bizzarrini-Special flat
Autor: Xtant
Datum:10.09.18 22:49
Antwort auf:Auto-Thread #18: Make Driving Great Again von enju

So, macht zwar Spaß, das zusammenzutragen, aber ganz ohne Feedback isses trotzdem doof. Also erstmal der letzte Teil. ;)

Und der befasst sich mit einem italienischen Ingenieur mit d em wunderschönen Namen Giotto Bizzarrini. Seine Geschichte ist typischfür die Zeit, ist sie doch voller Veknüpfungen zu diversen (anderen) Projekten und Marken. Wie im Automobilsport auch sah man in der (Sportwagen)Industrie damals vieles noch nicht so verbissen wie heute.

1924 geboren, arbeitet er zuerst in der Entwicklungsabteilung von Alfa, ab 1957 bei Ferrari. Dort war er eineder Hauptfiguren bei der Entwicklung des Ferrari 250 GTO, des teuersten Automobils der Welt.
[https://assets.hemmings.com/blog/wp-content/uploads//2014/08/Ferrari250GTO_00b_2500.jpg]

1961 gab es einen Riesenkrach zwischen Enzo Ferrari und leitenden Angestellten, etwa Vertriebschef Gardini. Gardini, Bizzarrini und ein halbes Dutzend anderer Leute (unter anderem Carlo Chiti) wurden entlassen. Sie gründeten die Firma A.T.S. (Automobili Tursimo e Sport) mit  dem mehr als ambitionierten Ziel, der (ebenfalls erst gerade mal 14 Jahre alten) Marke Ferrari sowohl auf der Straße als auch im Sport zu überflügeln.

Das Projekt war ein einziges Desaster. 1963 stieg man mit einem eigenen Auto indie F1 ein, allerdings wurde die Saison zu einer Katastrophe. Schon vorher, 1962, nach weniger als einem Jahr, hatte Bizzarrini das Unternehmen bereits wieder verlassen. Sein Anteil am ersten ATS-Straßensportwagen dürfte deshalb sehr gering gewesen sein. Der 2500 GT/GTS ist IMO wunderschön und war einer der allerersten echten Straßensportwagen mit Mittelmotor überhaupt.
Chiti plante ursprünglich einpaar hundert Stück pro Jahr, aufgrund finanzieller Engpässe und des mit dem F1-Desaster verbundenen miesen Image von ATS wurden letztendlich kaum mehr als zehn Stück gebaut.
[https://i.kinja-img.com/gawker-media/image/upload/s--f3stT3jW--/c_scale,f_auto,fl_progressive,q_80,w_800/1273912203403954606.jpg]

1964 war A.T.S. Geschichte. Chiti  gründete daraufhin die spätere Alfa-Motorsportabteilung Autodelta, Bizzarrini hatte sich noch 1962 mit "Autostar" selbständig gemacht; ab 1964 lief das Unternehmen unter eigenem Namen.

Gedacht war es als Entwicklungsbüro für andere Hersteller. Zu den ersten Projekten gehörte der "ASA 1000 GT", an dessen Enwticklung Bizzarrini eigentlich noch zu seiner Ferrari-Zeit beteiligt gewesen war. Ende der 50er wollte Ferrari verstärkt Straßenautos bauen und dazu auch einen kleinen, günstigen Ferrari ins Programm aufnehmen, die so genannte "Ferrarina". Pininfarina steuerte eine eher unscheinbare Coupé-Karrosserie bei.
[http://coachbuild.com/forum/download/file.php?id=41675&sid=36c80d1f5fc43f59013c7a8d6ad857b1&mode=view]

Daraus wurde nichts. Bertone nahm die technische Basis und zeichnete einen schicken kleinen Sportwagen. Ferrari war allerdingsnicht mehr interessiert, also wurde ASA gegründet undd as Auto als 1000 GT ab 1962 verkauft. Bis 1967 entstandenkeine 100 Stück.
[https://media.kleinezeitung.at/images/uploads_520/0/8/0/3846272/1962_Bertone_ASA_1000_GT_06_1406644506651706_v0_h.jpg]

Ein weiteres frühes Projekt war der berühmte "Breadvan"-Ferrari, den Bizzarrini für den italienischen Rennstall "Scuderia Serenissima" baute. Dessen Chef, Graf Volpi, hatte zuvor die Entwicklung des 250 GTO mitfinanziert und stieg später bei A.T.S. ein. Dies verärgerte Ferrari d ermaßen, dass Volpi keinen GTO geliefert bekam, als dieser ab 1962 produziert wurde. Obwohl meist (wegender Optik) als Ferrari 250 GTO Breadvan bezeichnet, handelt es sich technisch eigentlichum einen 250 GT SWB.
[https://en.wikipedia.org/wiki/Ferrari_250_GT_SWB_Breadvan#/media/File:1961_Ferrari_250GT_SWB_%27Breadvan%27.jpg]

Seine nächsten beiden Projekte waren insofern interessant, da sie das - mehr oder weniger erfolgreich - umsetzten, woran das großspurig auftretende A.T.S. ab 1961 scheiterte: Ferrari Paroli zu bieten.

So war Bizzarini maßgeblichander Entwicklung der ersten Lamborghini-Zwölfzylinder-Motoren beteiligt. Das erste Lambo-Serienauto, der 350 GT, kam 1963 auf den Markt.
[https://www.carpixel.net/w/dfe0f95ccd91c3094e4d84cd66fb6b1c/lamborghini-350-gt-wallpaper-hd-47720.jpg]

Schon ein Jahr zuvor (und damit nur ein Jahr nach A.T.S.) entschloss sich Renzo Rivolta, unter dem Namen ISO bzw. Iso Rivolta, ins Geschäft mit Hochleistungssportwagen einzusteigen. Davor produzierte er Kühlanlagen (daher das Iso), Motorroller und den Kleinstwagen Isetta, der vor allem als deutsche BMW-Lizenz weltberühmt wurde.
Für Iso (mit-)entwickelte Bizzarrini das Erstlingswerk IR 300
[https://www.zwischengas.com/bild/Iso-Rivolta-IR-300-1970-klassischeSilhouette/ff3e7340-f652-43b0-b749-e1041c894af4-normal.jpg?context=mainFB&urlcontext=%2Fde%2FFT%2Ffahrzeugberichte%2FIso-Rivolta-IR-300-italienisches-Luxus-Coupe-mit-amerikanischen-Pferdestaerken.html]
sowie kurz darauf den Iso Grifo, der bis zur Iso-Pleite 1974 produziert wurde. Er wurde als Straßenversion unter der bezeichnung A3/L bzw. Lusso, GL oder auch IR8 angeboten.
[https://i.auto-bild.de/ir_img/1/1/6/3/3/6/7/Iso-Grifo-GL-350-560x373-662dd6cac16a340b.jpg]

Auf Anregung Bizzarinis nahm Iso mit einer A3/C genannten Variante (C für Competizione) am Rennsport teil. Die eigenständige Karosserie hat vermutlich Bizzarrini selbst mitgestaltet; die Basis stammt wieder A3/L von Giugiaro, damals noch bei Bertone angestellt.
[http://www.coachbuild.com/2/images/encyclopedia/Drogo/Iso_Grifo_A3C/Drogo_Iso_Grifo_A3C_B0207_1964_01.jpg]
[http://www.coachbuild.com/2/media/zoo/images/Drogo_Iso_Grifo_A3C_B0209_Johnny_Hallyday_1965_33_972c29cdfb2f0b609876138e6e99c4d5.jpeg]

Die Renneinsätze übernahm Bizzarrini selbst. Rivolta interessierte der A3/C auch nicht besonders, 1965 zerstritt man sich schließlich. Nach nicht einmal 30 Exemplaren war Schluss mit  dem A3/C. Danach vermarktete Bizzarrini das Auto als 5300 GT selbst und baute bis 1968 gut 130 Exemplare.

1965 baute Bizzarrini den reinen Rennwagen P538, danach wurde der GT 1900 Europa vorgestellt. Ähnlich wie der ASA GT 1000 ein eher kleiner Sportwagen mit Opel-Technik. Auch hier waren ursprünglich ganzandere Stückzahlen geplant, als letztendlich realisiert wurden. Bis 1969 entstanden gerade mal gut 20 Exemplare, danach zog sich Bizzarrini aus der Automobilproduktion zurück.

1968 stellte Giugiaro die Studie Bizzarrini Manta vor. Es war Giugiaros erster eigener Entwurf nach seinem Bertone-Weggang un  der Gründung des ItalDesign-Studios. Bizzarrini selbst hatte mit der Studie nichts zu tun; es wurde lediglich die technische Basis des P538 verwendet.
[https://www.gq-magazin.de/var/gq/storage/images/auto-technik/autos/classic-concepts-bizzarrini-manta/1969_bizzarini_manta-02/2956143-1-ger-DE/1969_bizzarini_manta-02_gallery_imagex423.jpg]

Bizzarini blieb der Autoindustrie als Berater erhalten. Doch bereits kurz nach seiner Insolvenz wäre fast ein Comeback geglückt. Das amerikanische Unternehmen AMC (American Motors Corporation, ein Zusammenschluss der altgedienten Marken Hudson und Nash, 1970 übernahm man zudem die Willys Motor Company, besser bekannt als Jeep; AMC selbst wurde 1987 von Chrysler übernommen) wollte ein großes Mittelmotorcoupè bauen. Antrieb und Design kamen aus dem eigenen Hause; die Fahrwerksentwicklung übertrug man Bizzarrini. Dessen erste Konstruktion wurde, von AMC beauftragt, von BMW überprüft und als untauglich befunden. Bizzarrini musste nachbessern und ließ durch den befreundeten Unternehmer Diomante auch gleich Karosserien bauen. 1970 wurde der AMX/3 das erste Mal auf der gleichen Autoshow präsentiert wie der vermutliche Hauptkonkurrent De Tomaso Pantera. Kurz vor der Serienfertigung blies AMC das Projekt ohne Angabe von Gründen ab. Ein halbes Dutzend gebuater Prototypen existiert noch.

Bizzarini kündigte an, das Auto als Bizzarrini Sciabola selbst in Kleinstserie zu bauen. Das scheiterte, weil AMC entgegen früherer Zusagen keine technischen Komponenten liefern wollte.
[https://assets.hemmings.com/blog/wp-content/uploads//2017/01/AMX3_1000.jpg]
[https://de.wikipedia.org/wiki/AMC_AMX/3#/media/File:1970_AMC_AMX.3_proto,_rL.jpg]


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