Thema:
Da fällt mir so einiges ein. Uff flat
Autor: Nitschi
Datum:06.09.18 14:56
Antwort auf:Wart ihr schon einmal in Lebensgefahr? von thestraightedge

Da gibts so einiges, was mir jeweils SEHR SEHR knapp dann doch nicht zum Verhängnis wurde.

1. 3-facher Überschlag beim Bundesheer

In den letzten 2 Monaten meiner Bundesheer-Karriere hatten wir anno 2001 das Vergnügen, die Grenze von Österreich zu Ungarn zu überwachen (2001 noch geschätzt 548x ruhiger als in den letzten Jahren). Jeden zweiten Abend wurden wir dazu von unserem kleinen Kompanie-Containerdorf-Lager in 8er-Gruppen zu unseren Wachposten gefahren, irgendwo im tiefsten Burgenland (weitgezogene, großteils landwirtschaftliche genutzte Felder mit tiefen Furchen und ein paar wenigen schnurgeraden Bundesstraßen dazwischen). Das ganze in einem sogenannten „Pinzgauer“:

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Gurte oder ähnliches gibt es dort nicht. Alle Soldaten mit halbgeladenen Sturmgewehren und Ausrüstung an Bord, ganz schön eng hinten auf der Ladefläche. An den ersten ~16 Abenden lief auch alles problemlos wie am Schnürchen. Bis eines Abends der Beifahrer(!), übrigens einer unserer Ausbildner, auf die glorreiche Idee kam, kurz vor dem Abbiegen auf den Feldweg bei voller Fahrt (also bei dem Teil ungefähr 70 km/h) mit voller Wucht die Handbremse zu ziehen.

Bis heute meine Theorie: das Genie wollte damit einen „Drift“ in den Feldweg einleiten. Blöd nur wenn man das mit einem Fahrzeug macht, das seinen Schwerpunkt auf ca. 1,80m Höhe hat; wenn man 8 Leute an Bord hat, und wenn man noch dazu NICHT der Fahrer ist.

Ergebnis: der Transporter geriet extrem ins Schleudern, links! rechts! links! rechts! links! re… ZACKKNIRSCH!… verkantete sich dann quasi und überschlug sich 3 oder 4 mal (genau weiß es niemand).

Wir allen wurden (zum Glück muss man wohl sagen!!) in meterhohem Bogen durch die Luft aus dem Transporter geschleudert und landeten (wieder: Glück!!) großteils auf dem (durch matschiges Erdreich verhältnismäßig weichen) Feld abseits der asphaltierten Straße. Alle überlebt, 4 Schwerverletzte (gebrochene Wirbelsäule OHNE Lähmung, 36-fach gebrochene Handgelenke, …) und der Rest nur mittelschwer verletzt (tiefe Rissquetsch-, Schürf- und Stauchverletzungen), darunter zum Glück ich. Mein Ausrüstungs-Rucksack, der zum Zeitpunkt des Unfalls auf meinen Rücken geschnallt war, lag nach den Überschlägen übrigens genau unter der Vorderachse des Transporters (nachdem die Räder dort weggerissen wurden), siehe hier rechts vorne:

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Meine Wenigkeit:
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2. Schnee sei Dank

Habe vor 10-15 Jahren viele Wochenenden gemeinsam mit 3 guten „Kumpels“ in einem sehr abgelegenen Landhaus in der tiefsten Steiermark verbracht. Dort wurde nachmittags und abends dann auch immer ganz fleißig Bier, Schnaps und Co eingeschenkt.

In unendlicher, unfassbarer Leichtsinnigkeit, vor allem aber grenzenloser BLÖDHEIT der Sonderklasse (die ich rückblickend übrigens überhaupt nicht lustig oder „cool“ finde, sondern letztklassig, saudumm und haarsträubend gestört), sind wir dann eines abends mit lauter Musik und definitiv zuviel Alkohol im Blut mit dem Auto eines Freundes in armseliger Art und Weise „Rallye“ rund um einen kleinen Stausee dort gefahren. Zunächst noch etwas vorsichtiger und gemächlich, von Minute zu Minute aber schneller und schneller und riskanter. Eine der Kurven haben wir dann nicht mehr ganz gepackt und sind mit geschätzt 60 km/h von der Straße abgekommen - und mit dem Auto auf einem kleinen „Schneeberg“ zum Stehen gekommen.

Zum damaligen Zeitpunkt herrschten gerade relativ winterliche Verhältnisse, der Tag war aber etwas milder und der aufgehäufte Schnee neben der Straße schon recht angeschmolzen, weicher und dadurch etwas „schwerer“. Das war unser großes Glück, denn wenige Meter hinter unserem Punkt des Stillstands war eine Hauskante, die unser Auto wohl ansonsten wie einen Keil schön in der Mitte erwischt hätte.

Achja, wir verdammten Idioten waren natürlich auch nicht angeschnallt an dem Abend.  Ganz große Leistung….

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3. Gleicher Ort, 1 Jahr später

Silvester-Wochenende in oben erwähntem Landhaus. 10 Meter abseits des Hauses NULL Handyempfang in der ganzen Region.

Diesmal hatten wir für einen Ausflug in ein entferntes Wirtshaus sogar einen „designated driver“ (unfassbar, wow), der auch tatsächlich nichts getrunken hatte. Dennoch waren die Straßenverhältnisse (rutschiger Schnee, stellenweise Glatteis-Inseln, …) schlecht genug für einen Ausritt mit einem uralten Nissan Patrol. In ein 2m tiefes Flußbett neben der Straße. Überschlag und zerstörtes Auto inklusive. Böse erwischt hat es mit sehr sehr viel Glück „nur“ einen Insassen: gebrochener Lendenwirbel, seitdem mit Titanplatte im Rücken unterwegs. Der Rest stand nur blutend am Flußbett/Straßenrand bis 30 Minuten später endlich jemand dort vorbeikam.

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4. Jetski + Schiffstau = (fast) Rübe ab

2009 war ich auf Einladung eines Geschäftspartners eine Woche auf einem netten Boot bei den griechischen Kykladen unterwegs. An Bord hatten wir auch einen Jetski, mit dem wir täglich immer wieder mit großem Vergnügen herumkurvten.

Als goldene Regeln, aufgestellt durch den Kapitän des Bootes, galten: 1. Niemals betrunken damit fahren 2. in der Bucht niemals HINTER das Boot fahren; denn dort sind im Regelfall immer sehr dicke und verdammt feste Schiffstaue gespannt.

Das hat bei den ersten 20-30 Ausfahrten soweit auch alles geklappt, alles logisch, alles gut.

Bis… ja bis der doofe und verträumte Nitschi eines Tages in einer wunderschönen, verlassenen Bucht während des Jetski-Fahrens auf einmal ein Möwe entdeckt, die ihm wohl aus belustigtem Interesse in gleichem Tempo gefolgt ist. „Gemeinsam“ haben wir einige Minuten Kurven gedreht (ich am Jetski, sie einige Meter über mir in der Luft), kreuz und quer, hin und her. In einer Mischung aus Dummheit und Euphorie („ICH BIN EINS MIT DER NATUR!! ICH BIN FREI WIE EIN VOGEL!! WOOHOO!!!)" folgte ich der Möwe, die immer schneller und schneller wurde. Was ich dabei nicht bemerkt hatte: dass die Möwe schließlich genau hinter das Boot geflogen ist - und ich ihr hinterher.

Erst in der allerletzten Sekunde (und nachdem ich langsam die wilden Rufe und das Arme-Fuchteln der Mitreisenden am Bootsdeck erkannt habe; das hielt ich übrigens zunächst für ein euphorisches Anfeuern meiner tollen Möwen-Jetski-Fahrt) erkannte ich vor mir (genau auf der Höhe des Horizonts und somit für mich nicht gut zu sehen) das ca. 8cm dicke Schiffstau, auf das ich mit einem Mordstempo zuraste. Das verdammte Seil war noch dazu GANZ GENAU auf Kopf- und Halshöhe.

In der letzten Millisekunde drehte ich mich reflexartig zur Seite und „in meinen Körper rein“ (ich dachte, glaube ich, mich vielleicht noch unten durch ‚ducken‘ zu können), da wurde ich auch schon vom massiven Aufprall vom Jetski gerissen und hoch durch die Luft geschleudert. Die Mitreisenden meinten, dass ich mich in der Luft in ungefähr 3 Meter Höhe 7-8 mal um die eigene Achse gedreht hatte, und eigentlich alle schon dachten, dass sie jetzt meinen Kopf und meinen Torso getrennt voneinander aus dem Meer fischen müssen.

Zum Glück hatte ich eine recht klobige Schwimmweste an (mit diesen „würfelartigen“ Schwimmelementen) und den allerersten Aufprall auf das Seil zur Seite gedreht zum Teil genau auf meinen Oberarm und zum Teil auf die Schwimmweste abbekommen. Das Seil schnalzte von dort weg und seitlich auf meinen Hals. Ich hatte erst mal für 20-30 Sekunden ein völliges Blackout. Das nächste was ich mitbekommen hatte war, dass auf einmal die halbe Crew neben mir im Wasser schwamm und mich auf das Boot hievte.

Blutige Schürfwunden, extreme Schmerzen und ein innerhalb von 5 Minuten unfassbar stark angeschwollener Hals haben mich trotz aller Blödelei (nach dem bzw. noch mitten im Schock) dann doch ein wenig beunruhigt. Und wir haben dann nach langer langer Zeit und viel herumtelefonieren eine Ärztin im allertiefsten Hinterland der kleinen Insel Antiparos gefunden, die mich grob untersuchen konnte. Wir mussten von der Anlegestelle erst mal 1 Stunde mit einem 30 Jahre alten Taxi quer durch und ÜBER die Insel fahren - Schlaglöcher, Serpentinen und ruckartige Bremsmanöver inklusive. Mit diesen Verletzungen (und in dem Unwissen ob nicht vielleicht doch was ernsthaft verletzt sein könnte?) nicht gerade ein Zuckerschlecken.

Ergebnis: nichts gebrochen, nichts wirklich ernsthaft verletzt… nur 3 beschränkt lustige Urlaubstage komplett zugedröhnt auf Schmerzmitteln und ausschließlich im Schatten ohne Wasserkontakt und mit 2x täglichem Verbandswechsel auf den offenen Wunden. Meh.

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5. Don’t drink & swim

2015 war ich mit 3 Freunden auf einer 7-tägigen „Trash-Rallye“ von München nach Barcelona unterwegs. Jeden Tag gab es einen Fahrer, der in den Stunden davor und natürlich während der Fahrt keinen Tropfen Alkohol angerührt hat. Der Rest saß im Auto und begoss die Etappe feuchtfröhlich mit Bier und Wein.

In Nizza haben wir dann 3 Tage Pause gemacht und endlich alle GEMEINSAM ausgelassen gefeiert. In einem netten kleinen (und vor allem günstigen!) Beachclub direkt am Meer von Nizza kippten wir ein Gläschen nach dem anderen und kühlten uns zwischendurch immer kurz im Wasser ab. Am späteren Nachmittag war der Strand schon relativ „verlassen“ (für Hochsommer-Verhältnisse), wir aber noch dort gemütlich am relaxen.

Wollte mich dann kurz vor Aufbruch nochmal unbedingt spontan abkühlen gehen und bin von einer Sekunde auf die andere von der Liege aufgesprungen, Richtung Meer gesprintet und mit einem großen Sprung ins Meer gehüpft. Von dort bin ich dann mal 5-6 kräftige Kraulzüge raus ins Meer geschwommen. Was ich (leider wohl alkohol-getränkt) erst nach einigen Momentan registriert hatte: die rote Flagge war bereits draußen, das Meer aufgrund eines aufkommenden Gewitters und starken Windes extrem ruppig und vor allem mit starker Strömung. Innerhalb von Sekunden befiel mich sowas ähnliches wie Panik, weil ich auf einmal merkte, dass ich erstens fast keine Luft mehr bekomme, ständig halb unter die Wasseroberfläche gezogen werde und zugleich selbst mit kräftigen Schwimmbewegungen nicht mehr näher zum Ufer kam - ganz im Gegenteil.

Ich hatte schon 3-4 mal kräftig Wasser geschluckt und halb die Orientierung verloren… dann aber nochmal versucht mich „zusammenzureißen“ und ruhig aber doch mit der letzten verbleibenden, vollen Kraft halb schräg zur Strömung und zum Ufer zu schwimmen (statt direkt darauf zu). IRGENDWIE hab Ichs dann nach einer gefühlten Ewigkeit auch geschafft und bin aber sowas von entkräftet und Wasser spuckend und hustend am Ufer zusammengeklappt und dort mal eine gute Minute gelegen.

Der französische Bademeister kam auf mich zugelaufen und war zwar sehr hilfsbereit und engagiert, schimpfte mich aber (glaube ich) auf Französisch auch ganz derb. Und das völlig zurecht! Seitdem bin ich bei Schwimm-Ausflügen im Meer wieder weitaus vorsichtiger.


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