Thema:
Re:Brexit - der thread mit Tee Age flat
Autor: fianna
Datum:09.07.18 15:51
Antwort auf:Re:Brexit - der thread mit Tee Age von _bla_

>Single-Market nur für Güter, aber nicht für die Dienstleistungen und ohne Free-Movement, das könnte schon grundsätzlich funktionieren. Ohne Singlemarket für Dienstleistungen, müssen eben auch keine Arbeitnehmer aus EU in UK (und umgekehrt) arbeiten können, damit es nicht zu einer Wettbewerbsverzerrung kommt. An der Stelle könnte man das Paket schon aufspalten.
>

IMO ist das kein Single Market mehr. "Internal Market" ist vielleicht ein besseres Wort. Wenn man ein Produkt verkauft - existieren auch Dienstleistungen dazu. Z.B. Reparatur, Garantie usw. - aber auch anderes. Geht eventuell für bestimmte Güter. Das ist dann ein weitreichendes Free Trade Agreement, aber kein echter "Single Market" oder "internal Market" mehr.

>Das ist etwas anderes als bspw. der UK gleichzeitig zollfreien Zugang zum EU Markt zu ermöglichen, aber ihnen gleichzeitig auch niedrigere Zollsätze mit Drittstaaten zu erlauben. Das würde defacto dazu führen, das die EU die Zollsätze für die gesamte EU bestimmen könnte, weil dann entsprechende Waren immer über den Umweg UK eingeführt würden.

Dies geht bei Norwegen. Meines Wissens nach muss Norwegen für alle Produkte die  in die EU verkauft werden belegen, dass die aus Norwegen stammen und nicht aus Drittstaaten mit anderen Zöllen. Ist anscheinend aber nicht so kompliziert und kann automatisiert über angepasste Prozesse passieren. Zumindest für Norwegen oder kleinere Länder scheint dies machbar.

Für UK - keine Ahnung. Ist eine andere Hausnummer und wenn sie weitreichende Commonwealth Deals machen wollen, wird das komplizierter. Ggf. aber lösbar.

Aber der große Gewinn ist da auch nicht da. Wenn UK Rinder mit Hormonen aufpeppeln will - oder Factory Farming einführen will, dann braucht die Landwirte doppelte Produktionshallen. Einmal EU konform und einmal für Kanada, NZ usw. Sehe nicht, dass sich das rechnen wird. Die Gefahr, das Produkte verwechselt werden, ist auch immer da. Bei verderblichen Gütern ist das noch problematischer.

>Ähnlich zwingend ist die EU Position beim Punkt Standards: Wenn die UK eigene geringere Standards einführen dürfte, die Waren aber dennoch schrankenfrei in die EU bringen dürfte, würde die UK die Standards effektiv für gesamte EU bestimmen und Firmen aus dem UK hätten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Firmen aus der EU. Nur den Güterteil des Singlemarkets, aber ohne die Dienstleistungsteil zu übernehmen, das scheint mir aber möglich auch ohne sich daraus zwingend Wettbewerbsvorteile für die UK ergeben oder die UK effektiv über Zollsätze und Standards in der EU bestimmen kann.

Machbar wäre das. Letzlich müssen sie dann aber die entsprechenden EU Richtlinien umsetzen. Und das wird dann bei bestimmten Richtlinien Gezänk geben, wenn ein direkter Zusammenhang nicht ersichtlich ist, aber ein indirekter Zusammenhang besteht oder zumindest argumentiert werden kann.

Was fast alle Richtlinien zum Handel und zu Unternehmen betrifft. Das gibt nur Ärger, zerfasert den "internal Market" wie er von der EU angedacht ist.

Wenn nicht alle Richtlinien des ECJ umgesetzt werden - kann man immer meckern.
EEA/EFTA ist eher ne Interimslösung um näher an die EU zu rücken und betrifft halt kleine Staaten - die auch wenig Ärger machen.

UK ist ne ganz andere Hausnummer insbesondere auch politisch. Im Falle UK sehe ich da schon eine gewisse Untrennbarkeit. Und UK will ja auch was anderes. "Souveränität" usw. da kann man sich bei jeder Norm auf politisches Gezänk einstellen. Auch Labour ist derzeit pro Brexit. Free Trade Deal geht - CETA erlaubt z.B. auch beiden Parteien Quotas für bestimmte Produkte einzuführen oder diese aus dem Deal rauszunehmen.

Für schrankenfreien Handel muss es ne einheitlich Basis geben - sonst ist es nur ein Freihandelsabkommen. Und die 4 Freiheiten sind da IMO schon fast zwingend. Liechtenstein usw. - geschenkt.


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