Thema:
Re:Es gibt kein „günstiges“ günstiges Bauen mehr flat
Autor: Phil Gates
Datum:28.06.18 11:06
Antwort auf:Es gibt kein „günstiges“ günstiges Bauen mehr von Telemesse

>Durch die aktuell gültigen Bauverordnungen incl. energetischen Vorgaben sind die Grundanforderungen an jeden Bau zu Wohnzwecken mittlerweile immens hoch. D.h. Sachen wie Fußbodenheizung, 3-fach Verglasungen, automatische Be- und Entlüftungssysteme, Solaranlagen, hoher Schallschutz, Barrierefreiheit etc. sind mittlerweile obligatorisch um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. D.h. ein Gebäude für sozialen Wohnungsbau wird grundsätzlich nicht anders gebaut als eines für Eigentumswohnungen im gehobenen Segment. Unterschiede liegen hier eigentlich hauptsächlich in der Ausstattung. D.h. hier gibts Eichenholzparkett statt Laminat, eine schickere Badezimmerausstattung, Feinputz statt Rauhfaser, Echtholztüren mit Edelstahlsrückern etc. Aus diesen Ausstattungsunterschieden resultiert aber am Ende kein großer Unterschied in den Gesamtbaukosten.
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>Zu den Wohnungsgrößen. Gebaut wird das was potentielle Käufer nachfragen. Hochpreisige Penthousewohnungen bauen wir z.b. nie ins blaue hinein. Wir verkaufen solche Wohnungen i.d.R. bereits in der Planungsphase neuer Gebäude um hier individuelle Vorstellungen an Größe, Raumaufteilung und Ausstattung umsetzen zu können. Bei den Käufern solcher Wohnungen spielt allerdings die Kapitalrendite die sich erzielen läßt und die in diesem Segment regelmäßig sehr schlecht ist, zumindest bei unseren Kunden, kaum eine Rolle. Solche Wohnungen werden meist zum Eigennutz gekauft und dementsprechend luxuriös ausgestattet. Eine Bulthauptküche z.b für 60.000 Euro oder mehr läßt sich nicht durch einen Mieter refinanzieren.
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>Im Gegenzug hierzu steht der nachvollziehbare Wunsch nach günstigen Mieten. Anhand der hohen Grundstückspreise, die i.d.R. von den Kommunen meistbietend veräußert werden und den drastisch gestiegenen Baukosten, hauptsächlich aufgrund gesetzlicher Vorgaben, kann die Privatwirtschaft eigentlich nichts mehr bauen was günstig vermietet werden könnte ohne Verluste zu machen. Selbst bei hochwertigem Geschosswohnungsbau liegen die Renditen nicht selten bei maximal 1-3% was eigentlich in Anbetracht von Mietausfallwagniss, Instandhaltungen etc. zu wenig ist. Die Mär vom bösen Anlagekapitalisten, der hohe Mieten einnimmt um sich über Gebühr zu bereichern, ist zumindest nach meiner Erfahrung vollkommener Käse. Soziales Bauen kann daher ohne Subventionen von der Privatwirtschaft nicht erwartet werden und muss vom Staat gleistet werden.


Exakt so ist es. Durch die EEV hat man das Bauen unbezahlbar gemacht. Hinzu kommt, dass sämtliche Förderungen und Steuervorteile für sozialen Wohnungsbau ein Nasenwasser sind, das rentiert sich einfach nicht. Der Staat saugt schon bei einfachen Angestellten mit ein paar Jahren Berufserfahrung rücksichtslos den Spitzensteuersatz ab und zeigt mit dem Finger auf die bösen Kapitalisten, die keinen "bezahlbaren Wohnraum" schaffen. Der Staat tut es selbst aber auch nicht, weil die Mittel dafür nicht vorhanden sind oder anderswo verbraten werden.


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