Thema:
Re:"Sozialistische Preiskontrollen" bei Medikamenten mimimi flat
Autor: _bla_
Datum:20.05.18 10:07
Antwort auf:Re:"Sozialistische Preiskontrollen" bei Medikamenten mimimi von Florian M.

>>>Letztendlich müsste dann die Forschung aber wohl in erster Linie sozialisiert, also vom Staat gemacht werden. Wenn Unternehmen den Patentschutz (und somit das Monopol und die Möglichkeit, hohe Preise zu verlangen) nicht bekommen könnten, haben sie ja keine große Motivation mehr, neue Medikamente zu entwickeln.
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>>Nicht unbedingt. Das Ganze könnte ja auch so funktionieren, das die Krankenkassen bekanntgeben, das sie Summe X für die Entwicklung eines neues Medikament mit Wirksamkeit gegen Krankheit Y zahlen würden*.
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>Jo, das wäre dann aber staatlich gesteuerte Finanzierung der Forschung, die dann noch durch die Privaten gemacht würde.


Muss nicht unbedingt staatlich sein, die Steuerung welche Entwicklungsleistungen wie hoch gefördert werden könnte auch durch Ärzteverbände, Krankenkassen oder Krankenkassenmitglieder erfolgen. Vor allem aber gibt es auch dort diverse Marktelemente. Eine Firma, die laufend erfolglos forscht, wird vom Markt verschwinden. Wenn die Krankenkassen Summe X ausschreiben ist, aber niemand ist erfolgreich, dann behalten sie ihr Geld. Wenn Summe X zu gering ist, das es sich vermutlich nicht lohnen wird, dann wird nicht in dem Bereich geforscht, anstatt wie bei direkter Finanzierung Summe X auszugeben und am Ende ohne Ergebnis dazustehen. Und wenn eine Firma gut darin ist, besonders erfolgversprechende Entwicklungsprojekte zu identifizieren und kostengünstig zu erforschen, dann können sie bei dem Modell damit halt auch gute Gewinne machen.  

>Aber doch die Finanzierung der Forschung?

Die Finanzierung ist ja auch jetzt effektiv durch die Krankenkassen sozialisiert. Da macht es keinen Unterschied, ob das nun durch hohe Medikamentenkosten oder durch einen Preis für eine Entwicklungsleistung finanziert wird, am Ende trägt die Kosten die Versicherungsgemeinschaft.

>Sinnvollerweise sollten es aber nicht nur die Krankenkassen reicher Länder sein, sondern auch Entwicklungshilfeorganistionen o.ä. (dann ja auch oft durch die Staaten finanziert).

Das kann man auch machen, aber ist insgesamt imho ein anderes Thema. Erstmal geht es nur darum, wie man die Medikamentenversorgung lokal besser hinbekommt.

>Das ist ja meist das größte Problem, dass bspw. für Tropenkrankheiten erst dann nennenswert Geld für Forschung ausgegeben wird, wenn die Krankheiten auch für den Globalen Norden ein Problem werden.

Auch ohne besonderen Fokus auf Tropenkrankheiten würde ich davon ausgehen, das es dort zu einer Verbesserung kommen würde. Dadurch das weniger Geld für die Entwicklung von "me-too" Medikamenten für häufige Krankheiten ausgegeben würde, würde mehr Geld für andere Krankheiten zur Verfügung stehen, was wohl auch den Tropenkrankheiten helfen würde. Und wenn sich ein solches Modell in den Industrieländern etabliert hätte, wäre es wohl einfacher für Entwicklungsorganisationen entsprechendes Modell auch für Malaria und co. zu nutzen.


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