Thema:
Re:Das wars dann wohl?! flat
Autor: JPS
Datum:10.05.18 12:04
Antwort auf:Das wars dann wohl?! von chifan

>Die Fans zahlen um Babymetal zu sehen und nicht The Artist formerly known as Babymetal. Das ist einfach Beschiss.

Der Wegfall oder Wechsel eines Bandmitglieds ist IMO noch lange nicht "The Artist formerly known" - gerade weil es nicht die Hauptstimme betrifft und man bei den Instrumenten schon immer durchgewechselt hat.

Nightwish hat es z.B. im zweiten Anlauf sogar geschafft sich mit dem Wechsel der Hauptsängerin nochmal deutlich zu steigern und mehr gesangliche Flexibilität zu bekommen. Das hat geklappt, weil das eigentliche Genie bei Nightwish am Keyboard steht (auch wenn Floor inzwischen ähnlich schwierig wie Su zu ersetzen wäre) - und so sehe ich das auch bei Babymetal - das Genie ist hier im Hintergrund aktiv und kann die Band theoretisch auch beim Wegfall von Mitgliedern am Laufen halten.

Klar hat man sich an Yui gewöhnt und das über Jahre gewachsene Zusammenspiel mit Moa wird man so einfach nicht mit einer anderen Besetzung hinbekommen, aber für mich ist sie nicht so unersetzbar, dass mit ihrem Wegfall zwangsweise die Band zusammenbrechen müsste.

Was ich mich aber frage ist, warum man dazu nichts sagt und stattdessen zum gleichen Zeitpunkt einen so starken Umbau der Struktur vornimmt, die Outfits der kompletten Band umstellt, den Haarstil ändert und auch bei der Musik eine ganz andere Richtung einschlägt.

Dabei halte ich das mit den Outfits sogar für sinnvoll - ab einem gewissen Alter wird der Teenie-Look mit den Zöpfen halt albern, aber so dringend war das jetzt auch noch nicht, als dass man es mit dem Wegfall von Yui hätte kombinieren müssen und so das Gesamtbild ohne Not noch stärker zu ändern.

Da auch die Choreographie angepasst war, ist das im Gegensatz zum Dezember-Auftritt aber auch kein spontaner Ausfall von Yui.

Irgendwie passt das alles nicht so richtig zusammen und wenn es wirklich eine normale Trennung von Yui sein sollte, ist das für mich nur - ähnlich wie manche Nintendo-Entscheidungen - mit fehlendem Einfühlungsvermögen der Japaner in den westlichen Markt zu erklären.

Babymetal steht und fällt für mich aber mit den Songs, deren extremst hoher Hit-Dichte und herausragenden Kompositionen. Und hier liegt das eigentliche Problem, das ich mit der Umstellung habe: Die neuen Songs leiden für mich unter einem deutlichen Qualitäts-Abfall.

War das bei einem Song noch verkraftbar, machen mir auch die beiden anderen neuen Songs wenig Hoffnung - das Su-Solo fand ich z.B. im Vergleich zu Akazuki oder Amore extrem schlecht.

Der Song mit dem Video ist trotz der Kürze sehr repetitiv und wirkt wie am Computer aus Elementen älterer Hits zusammengebastelt. Weil das alleine noch nicht zur Abschreckung reicht und zumindest live und mit weniger Verfremdung der Stimme noch halbwegs funktioniert, kombiniert man ihn mit diesem unpassenden Videoclip und seinen uninspirierten Figuren.

Ein Typ mit dem Hirschgeweih im Gesicht, ein Typ mit Feuerbällen, eine Frau mit Gitter-Helm - sowas denke ich mir nebenbei beim Schuhe zubinden aus - das ist kein Stück kreativ sondern wirkt auf mich als wollte man jetzt nicht mehr Metal-Fans und jede Altersgruppe ansprechen, sondern Jugendliche, die auf Twilight stehen. Das sind die Elemente, die mir schon an Karate nicht gefallen haben, ins Maximale gesteigert.

Leider wäre das aber nicht das erste Mal, dass eine gute Band durch den Drang zu noch mehr kommerziellem Erfolg eine Richtung eingeschlagen hat, die sie für mich uninteressant gemacht hat. Das ist meine größte Befürchtung.

>Gefällt mir zudem in der Kombination mit den zwei Tänzerinnen nicht wirklich.

In zusätzlichen TänzerInnen sehe ich hingegen wieder ein größeres Potential. Die frühen Shows, in denen es viele Babybone-Tänzerinnen gab boten viel mehr kreativen Spielraum (Kreuzigung, etc.), weshalb auch die frühen Bluerays noch immer zu meinen Favoriten zählen.

Und durch wechselnde TänzerInnen können diese bei einzelnen Songs volle Power geben ohne dabei auf Ausdauer und Gesang Rücksicht nehmen zu müssen. Stattdessen kann Moa bei den Tänzen etwas zurückfahren und daher weniger häufig auf Playback zurückgreifen müssen. Das ist denke ich langfristig wichtig, da sie sicher mit zunehmendem Alter auch andere Ansprüche an ihre Rolle in der Band entwickeln wird als nur Herumzuhüpfen und zwischendurch Chants einzustreuen.

In Kansas hat man z.B. die zwei TännerInnen bei Akatsuki relativ gut eingesetzt:

[https://youtu.be/OT6tloVzuRc]

Bei ein paar Songs-Schnipseln hatte ich außerdem das Gefühl, dass man Moa lauter gemischt hat und es daher in diese Richtung gehen könnte, dass man sie gesanglich noch mehr einbindet.

Meine Hoffnung ist daher, dass die neuen Songs in besserer Sound-Qualität evtl. doch überzeugen können oder was Besseres nachkommt und dass man die Änderungen zumindest stellenweise auch zum Positiven (Aufwertung von Moa, aufwendigere Tanzeinlagen) nutzt.

Nach dem ersten Einruck scheitert das neue Konzept aber für mich und hat noch viel Verbesserungsbedarf - das liegt aber hauptsächlich an der gefühlten Anbiederung an eine Teenie-Zielgruppe und nicht an Yui, Kostümen oder TänzerInnen.

Live und ohne das schreckliche Video ist Distortion zumindest nicht ganz so übel, auch wenn der Song immer noch den Karate-Kommerz-Touch hat:

[https://youtu.be/dASI7LM109g]

Bzgl. der Aufwertung von Moa ist GJ! recht interessant. Dadurch dass sie jetzt allein ist mit 2 Tänzerinnen schlüpft sie quasi in die Rolle von Su und die zwei Tänzerinnen machen das was vorher Moa und Yui gemacht haben. Wenn ich mir das jetzt mit einem neuen Song vorstelle, der direkt auf sie zugeschnitten ist und bei dem man nicht Yui vermisst, wäre das ein gefühlter Aufstieg für Moa:

[https://youtu.be/UeqvahyidXc]


< antworten >