Thema:
Re:Echt mies :( flat
Autor: thestraightedge
Datum:09.04.18 14:59
Antwort auf:Re:Echt mies :( von token

>Ich vermute mal ein Kopfproblem. Ganz bescheuertes Muster in dem manche Menschen gefangen sind und diese dann selbst an Trivialitäten scheitern. Speziell das Nachreichen triggert dann nochmal einen irrsinnigen Teufelskreis, wo man aus Scham verdrängt, es damit schlimmer macht, und das wieder aus Scham verdrängt.
>
>Das ergibt von Außen betrachtet keinerlei Sinn, was auch daran liegt dass dieses Verhalten überhaupt keine rationale Antriebsfeder hat. Mit gesundem Menschenverstand braucht man da gar nicht rangehen, auch solche "aber das hier schafft er und jenes hier nicht!"-Vergleiche bringen nichts, weil sie von rationalem Handeln ausgehen.



Ich habe das kürzlich bei meiner Tochter beobachtet und tatsächlich gewissermaßen verstanden, so irreal mir das Verhalten auch erscheint. Es ging um eine Butterbrotdose im Rucksack, in der noch Essenreste waren, irgendein Obst (später nicht mehr zu identifizieren, siehe unten). Sie weiß dass sie die bitte nach der Schule abgibt - es gab auch schonmal Ärger wegen vergessen und dann Sauerei. Daher hat sich der neue Fall ca. so abgespielt:
- zu faul, mache ich morgen
- zu faul, mache ich morgen
- zu spät heute, MORGEN aber wirklich
- ach, übermorgen ist Wochenende, da gehts auch noch
- zu spät, muss ich mal heimlich machen
- viel zu spät, muss ich selbst auswaschen und tun als wäre nix
- es stinkt schon, hoffentlich kriegts niemand mit, ich muss einen Plan B entwickeln
- es ist inzwischen SO eklig, da kann ich mit niemandem drüber reden
- ich lasse es einfach im Rucksack, vielleicht erledigt sich das Probleme durch Zufall

Der Prozess dauerte ca. 2 Wochen, bis ich irgendwann in ihrem Zimmer aus 3m Entfernung gerochen habe, dass der Rucksack stinkt. Sie hatte sich inzwischen so traurig ins Abseits manövriert, dass sie bereits seit einer Woche nicht mehr einschlafen konnte. Sie wusste DIE GANZE ZEIT was da los ist, aber hat einfach die Kurve nicht mehr bekommen. Dabei gibts bei uns bei sowas kein Donnerwetter, sondern nur mal ne kritische Anmerkung. Sie konnte dann den Vorgang der Prokrastination oben auch beinahe nachvollziehbar schildern. Das war für mich sehr wichtig, weils einfach deutlich über "Faulheit" und Nachlässigkeit hinaus geht. Sie tat mir sehr leid, aber es gab auch wichtige Erkenntnisse für eine 10-jährige.

Da musste ich gerade dran denke als Du schriebst "gibt von außen betrachtet keinerlei Sinn". Als Manager würde ich sagen: spinnst Du? Aber von Kindern lernen heisst auch, solche Situationen zu deuten und adäquat zu behandeln.


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