Thema:
Re:Das ist kompletter Unsinn flat
Autor: Atlan
Datum:17.03.18 15:29
Antwort auf:Das ist kompletter Unsinn von Xtant

>Erstens gibt es kaum etwas ungenaueres als die Angabe von Kalorienwerten. Auch und gerade bei den üblichen verpackten Supermarkt-Lebensmitteln, da hier einfach standardisierte Normkalorienwerte für die verschiedenen Nährstoffgruppen zusammengerechnet werden.

Ich habe noch nie genau Kalorien gezählt. Ungefähre Werte und ein halbwegs intaktes Körpergefühl reichen bei etwas Erfahrung vollkommen aus, um einschätzen zu können, ob man sich in einem Kalorienplus oder in einem Kaloriendefizit befindet. Mehr muss es nicht sein. Und spätestens der wöchentliche Blick auf die Waage verrät einem, ob das Getane richtig war oder man noch nachjustieren muss.

>Umgekehrt schwankt besonders bei den gesunden "Naturprodukten" der tatsächliche Brennwert sehr stark, gerade auch im Hinblick darauf, wie sie das Individuum verwertet.

Und dementsprechend muss man halt ein wenig ausprobieren und schauen, was einem gut tut und was nicht. Aber wo ist das Problem?

>Drittens ist nicht jeder Dauerstudent, der sich  den ganzen tag Gedanken um Einkauf, die genaue Ernährung, kalorienzählerei und Sport machen kann.

Ich bin seit sieben Jahren kein Student mehr und selbständig. Auch in Projektpahsen mit wochenlang 12 Stunden Arbeit täglich inkl. Wochenende finde ich mindestens dreimal die Woche die Zeit, eine Stunde Sport zu machen.

Mein Ernährungsplan ist jede Woche derselbe und ich kaufe nur einmal pro Woche ein. Zeitaufwand pro Woche inkl. Supermarktbesuch insgesamt: Eine Stunde.

Egal wie viel ich zu tun habe: Ich nehme mir IMMER fast täglich eine Stunde für Sport (und eine Stunde für Literatur). Und das kann theoretisch jeder. Auch ein Topmanager mit Familie und fünf Kindern.

Es ist alles einfach eine Frage der Disziplin und Prioritätensetzung.

Wenn man seine Prioritäten anders setzt: Habe ich kein Problem mit; kann doch jeder leben, wie er möchte.

Aber ich bin halt der Meinung, dass Bewegung und ein Achten auf die Ernährung nicht abhängig von Lust und Laune sein sollten. Sondern einfach fester Bestandteil der täglichen Körperpflege. Ich mache es ja auch nicht spontan von meiner Laune oder meinem Arbeitspensum abhängig, ob ich abends noch dusche oder mir die Zähne putze. Sondern ich mache es einfach. Immer. Quasi automatisiert und ohne drüber nachzudenken. Genau so muss einem mit Sport und Ernährung auch gehen, sonst wird es nie was.

Wer sich abends erschöpft auf dem gemütlichen Sofa liegend überhaupt die Frage stellt, ob er sich in einer halben Stunde wirklich noch zum eigentlich geplanten Training aufrafft, hat schon verloren. Auf die Uhr schauen, auftstehen und los. Immer. Nie drüber nachdenken. Einzige Ausrede: 40° Fieber. ;)

>Viertens stellst du einen ziemlich direkten Zusammenhang zwischen gesunder und kalorienarmer/-reicher Ernährung her, was zumindest gewagt ist.

Weil es einfach Fakt ist, dass industriell verarbeitete Lebensmittel, vor allem Fertiggerichte, mehrheitlich (aber natürlich nicht immer) in ihrer Kalorienbilanz "dichter" sind als unverarbeitete oder gar Rohkost.

Wenn du beispielsweise vier bis fünfmal täglich kleine Portionen rohes Gemüse isst, ist es praktisch unmöglich, NICHT abzunehmen, weil dein Bauch immer voll ist, das Zeug aber kaum Kalorien hat.

Diese Erfahrung mache ich selbst gerade. Auf Grund sehr proteinreicher Ernährung zum Muskelaufbau bin ich Ende letzten Jahres übersäuert, da ich dem nicht genug basisches Obst und Gemüse gegenübergestellt habe. Seitdem ich täglich mehrmals nebenbei Gemüse snacke, geht es mir wieder gut. Allerdings nehme ich jetzt auch leider kaum noch zu (Muskelaufbau), weil ich auf diese Weise kaum noch so viel in mich hineinstopfen kann, um eine genügend positive Kalorienbilanz zu haben - obwohl ich alle zwei Stunden futtere...

>Ja, ich bin völlig bei dir, was die Sinnhaftigkeit der meisten "typischen" Diäten angeht. Nur ist es kompletter Unsinn, jemand zu verunglimpfen und als kleine Kinder zu bezeichnen, wenn er nicht ständig mit Traumkörper rumrennt.

Das habe ich auch nicht getan.

>Selbst bei bewusster/ausgewogneer/gesunder Ernährung ist es heutzutage kein Problem, langfristig "zuzulegen", sei es aufgrund der Lebensumstände und/oder der Art, wie der eigene Körper Lebensmittel verwertet. Das muss nichts mit "sich gehen  lassen" zu tun haben, zumal man das nicht von heute auf morgen merkt.

"Aufgrund der Lebensumstände" ist einfach nur eine andere Formulierung für "keine Zeit" oder "kein Bock mehr". Zählt nicht.

Und wenn man merkt, dass man z.B. ab 30 schneller Fett ansetzt (geht mir auch so), muss man seine Lebensweise halt ein wenig anpassen. In meinen 20ern konnte ich auch noch fressen, so viel und vor allem was ich wollte. Genug Sport vorausgesetzt, war ich immer schlank. Jetzt mit 36 funktioniert das leider so nicht mehr und ich muss mir etwas mehr Gedanken um meine Lebensführung machen. Wirklich gesund ernähre ich mich auch erst seit Mitte 30. Weil ich eben gemerkt habe, dass ich sonst fett werde. Und weil es mir auch allgemein einfach gut tut.


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