Thema:
Re:Kann mich nicht daran erinnern flat
Autor: RouWa
Datum:27.01.18 00:01
Antwort auf:Re:Kann mich nicht daran erinnern von geek

>Hmm, und wie schätzt man die Zeit dann richtig / besser? Gibt es da eine Faust Formel?

Hängt vom Motiv ab. Das Bild muss so schnell belichtet werden, dass der wichtigste Teil des Motivs nicht verwackelt.

Ich verwende immer das Beispiel des olympischen Sprinters, der 100 Meter in 10,00 Sekunden läuft.

In einer Sekunde läuft er zehn Meter. Wenn die Kamera auf eine Sekunde Belichtungszeit eingestellt ist, nimmt sie sämtliche Bewegungen auf, die der Sprinter innerhalb einer Sekunde und zehn Metern Wegstrecke durchführt. Das Ergebnis kann kein scharfes Bild sein. In einer zehntel Sekunde legt der Sprinter nur noch einen Meter zurück. Aber selbst das ist für ein scharfes Foto zu lang.

Um quasi null Bewegungen im Bild zu haben, also um den Sprinter komplett einzufrieren, muss man richtig kurz belichten. Richtig kurz heißt 1/1000stel Sekunde (0,001 Sekunden) oder kürzer.

Beispiel (ohne Farbkorrektur/Weißabgleich):
[https://i.imgur.com/1kUhl4v.jpg]
kann vergrößert werden

Belichtungszeit: 1/20stel Sekunde (0,05 Sekunden).

0,05 Sekunden klingen kurz, waren aber für dieses Motiv zu lang. Es hätte gereicht, wenn der Kopf, der sich kaum bewegt hat, scharf geworden wäre. Ist er mit 1/20stel Sekunde aber nicht geworden. Die Bewegungsunschärfe des Oberkörpers wäre egal gewesen.

Beispiel 2 (ohne Farbkorrektur/Weißabgleich):
[https://i.imgur.com/9hxATx1.jpg]
kann vergrößert werden

Belichtungszeit: 1/60stel Sekunde (0,016 Sekunden)

1/60stel Sekunde ist immer noch recht lang, hat hier aber gereicht, um die Augen und den Kopf scharf zu bekommen. Das Bild ist damit halbwegs brauchbar, weil der wichtigste Teil des Motivs nicht verwackelt ist. Die Belichtungszeit war allerdings zu lang, um die Bewegungen des Arms einzufrieren.

Bei Personen ist mein Ausgangswert 1/250stel Sekunde. Bei schnellen Bewegungen (Sport) gehe ich runter (auf 1/1000stel Sekunde oder kürzer), bei wenig bis keiner Bewegung des Kopfes gehe ich rauf bis auf 1/50stel Sekunde. Ab da wird es kritisch, weil neben der Bewegungsunschärfe noch die eigene Verwacklung der Kamera (unruhiges Halten und Auslösen) hinzukommt.

Vollautomatiken arbeiten mit 1/50stel oder 1/60stel Sekunde. Da reicht schon das langsame Drehen des Kopfes oder starkes Atmen aus, um den Kopf oder die Augen nicht mehr scharf zu bekommen.

Andere Motive muss man länger belichten. Belichtet man etwa einen Helikopter so kurz, dass die Rotorblätter eingefroren werden, schieht das aus, als hätte man ein Modell aufgehangen. Dasselbe beim fahrenden Auto. Wenn die Räder keine Bewegungsunschärfe haben, sieht es aus, als würde das Auto stehen.


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