Thema:
Andy Weir: "Artemis" - hmmmm... flat
Autor: Froschi
Datum:24.01.18 11:54
Antwort auf:Bücher Thread #5 von Faerun

Vorab: Ich liebe "The Martian", und zwar alles, was damit zusammenhängt: Das Buch war grandios, der Film einfach spitze, der dazugehörige Soundtrack zählt für mich mittlerweile zu den zehn besten Filmscores aller Zeiten. Entsprechend hibbelig war ich, als Andy Weir einen neuen Roman ankündigte: "Artemis".

Und das Resultat ist... ich weiß nicht... meh. Die Prämisse ist an sich ganz cool: Man verfolgt das Leben von Jazz Bashara, einer vorlauten Schmugglerin, die natürlich über diverse widrige Umstände und eigene Blödheit in einen Haufen (auch kriminellen) Ärger gerät. Und zwar auf dem Mond. In Artemis, um genau zu sein, der ersten Stadt da. Das ist an sich ein ganz geiles Szenario, weil es viele Parallelen zur Erde möglich macht, aber eben seine ganz eigenen Kniffe (wie die deutlich geringere Schwerkraft und den Vier-Minuten-Ping) hat.

Aber bis mal tatsächlich was daraus gemacht wird, bin ich mehrere Male wortwörtlich darüber eingeschlafen: Die erste Hälfte des Buches fand ich wahnsinnig öde, es passiert einfach NICHTS! Das ändert sich relativ schlagartig in der zweiten Hälfte, die folgerichtig auch viel, viel besser lesbar und interessanter ist.

Was Artemis für mich aber nicht zu einem guten Buch macht. Aus mehreren Gründen:

- Es ist komplett in Ich-Perspektive geschrieben, was ich furchtbar anstrengend finde. Es fühlte sich für mich die ganze Zeit so an, als würde ich Jazz' sehr detailliert geschriebenes Tagebuch lesen. Nur, dass sie dabei die ganze Zeit kommentiert, und mich dabei auch noch direkt anspricht! Ich-Perspektive + Bruch der vierten Wand in einem Buch = nee, meins ist das nicht.

- Jazz ist zum Teil schrecklich kindisch. In "The Martian" fieberte ich mit Mark Watney mit, weil er in einer verrückt machenden Notsituation auf einem Millionen Kilometer entfernten Planeten gelandet war. Hier geht's um eine Kleinkriminelle, die sich über den Geschmack von künstlichem Bier lustig macht, und den Leser auffordert, sich keine schweinischen Gedanken zu machen, wenn sie beschreibt, wie sie an einem Wassernippel nuckelt.

- Die Wissenschaft in dem Buch beschränkt sich zu 80% auf... Schweißen. Was über mehrere Seiten ausführlich beschrieben noch uninteressanter ist, als es ohnehin schon klingt.

Ich bin nicht begeistert. Klar, nach dem phänomenalen "The Martian" war es sehr schwer, einen würdigen Nachfolger auf die Beine zu stellen. Und ich weiß es zu würdigen, dass Andy Weir nicht einfach einen "more of the same"-Pfad gegangen ist. Aber "Artemis" ist für mich bestenfalls ein durchschnittliches Buch. Während ich einzelne Passagen und Zitate aus dem Vorgänger noch problemlos aus dem Ärmel schütteln kann, bin ich mir sicher, dass ich "Artemis" nächste Woche bereits komplett vergessen haben werde.

Schade.


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