Thema:
Re:Technikfrage. RouWa? flat
Autor: RouWa
Datum:27.08.17 14:41
Antwort auf:Technikfrage. RouWa? von pacmanamcap

Du kannst jedes Objektiv verwenden, das unter Berücksichtigung seiner Naheinstellgrenze sowie seiner Brennweite bzw. seines Brennweitenbereichs (bei Zooms) das Motiv formatfüllend ablichen kann. Brennweite und Blende sind für diesen Zweck zweitrangig.

Da du ein 105mm aufgeführt hast, nehme ich mal mein 100mm-Marko um die zwei grundsätzlichen Probleme aufzuzeigen:

[http://i.imgur.com/wvPezdB.jpg]

Mein 100mm hat eine Naheinstellgrenze von 30cm. Das Motiv muss also mindestesns 30 Zentimeter von der Bildebene (Sensor oder Film) weit weg sein, damit es überhaupt scharf abgelichtet werden kann. Die Bildebene ist an jeder Kamera durch ein Symbol (senkrechter Strich durch einen Kreis) gekennzeichnet. Die Naheinstellgrenze steht meistens auf der Skala des Objektivs.

Kommen wir zum Problem mit dem Abbildungsmaßstab, was sich mittels der Objektivskala ganz gut verdeutlichen lässt:

[http://i.imgur.com/vPgQU6R.jpg]

Mein 100mm ist ein richtiges Makro mit 1:1-Abbildungsmaßstab. 1:1 heißt, dass ein Objekt mit genau seiner Größe auf den Sensor übertragen wird. Ein zwei Zentemeter großes Objektiv ist auf dem Sensor (Sensorgröße D800 = 3,6 x 2,4cm bzw. 8,64 Quadratzentimeter) zwei Zentimeter groß. Wie du an der Skala erkennen kannst, hat das Objektiv den 1:1-Abbildungsmaßstab ausschließlich bei 30cm Motivabstand, also nur an der Naheinstellrenze. Bereits bei 34cm Motivabstand beträgt der Abbildungsmaßstab nur noch 1:1,5. Vier Zentimeter mehr Abstand kosten mich einen Großteil des Abbildungsmaßstabs.

Dieser Punkt wirft theoretische Berechnungen in der Praxis durcheinander. Du kannst in einer Formel zu einem Ergebnis kommen, das in der Praxis nicht umsetzbar ist. Nehmen wir mal an, du willst ein Auge fotografieren. Es hilft dir nicht, wenn du 30cm nah an das Auge heran kannst, in der Praxis aber möglicherweise 50cm weit weg musst, weil du eventuell dem Licht im Weg stehst.

Die Offenblende des Objektivs ist für Motive nahe der Einstellgrenze egal. Das hier ist ein Kinderriegel bei Offenblende (f2.8) an der Naheinstellgrenze an meinem 100mm:

[http://i.imgur.com/wxhyIMQ.jpg]

Bei 30cm Abstand habe ich nicht mal einen einzigen Buchstaben des Riegels scharf bekommen. Mit f2.0 wäre der Schärfebereich sogar noch kleiner.
Der Motivabstand ist der ausschlaggebene Teil für die Schärfentiefe. Ein sehr geringer Motivstand resultiert immer in minimaler Schärfentiefe. Dies war der Grund, weswegen ich nie tiefer in die Makrofotografie eingestiegen bin.

Mit Offenblende war die Schärfentiefe immer zu klein. Stark Abblenden kostet Licht und damit Qualität. Den Motivabstand zu erhöhen reduziert den Abbildungsmaßstab. Die einzig adäquate Lösung ist im Grunde "stacking", die mir aber mit zu viel Aufwand verbunden war.

Um auf deine ursprüngliche zurückzukommen: Ich würde einfach ein vorhandenes Objektiv benutzen. Wenn die Naheinstellgrenze zu groß ist, würde ich einen Billo-Zwischenring kaufen. Ein Zwischenring wird zwischen Kamera und Objketiv angebracht. Er hat keine Glaselemente, sofern vergrößert einfach den Abstand des Objektivs zur Kamera, wodurch man die Naheinstellgrenze reduzieren und den Abbildungsmaßstab erhöhen kann.


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