Thema:
Re:Warum Universal Windows Platform scheitert flat
Autor: spielervier
Datum:15.04.17 09:38
Antwort auf:Warum Universal Windows Platform scheitert von ChRoM

Ohne deine Artikel im Detail gelesen zu haben, aber der Erfolg der UWP liegt aus meiner Sicht unter anderem an folgenden Faktoren:

1. Hat man die Developer vergrault. Eine Plattform ohne Entwickler ist tot. Microsoft hat es da geschafft damals mit Windows 7 eh schon als letzter in das Spiel einzusteigen und hatte da ein eher schlechtes Tooling, ein abgespecktes Framework (kein OAuth, Cookiehack, wtf?) und besaß die Frechheit die Migrationen von 7 auf 8 und 8 auf 10 so zu gestalten, dass man als Entwickler massiv Aufwand in seine Programme stecken musste. Das ist frech und an Dummheit kaum zu überbieten. Die paar Entwickler sind abgesprungen, zumal das Ökosystem eh keine massiven Gewinne versprach (Stichwort Verbreitung).
Stand heute: Mit VS2017 sind sie auf einem guten Weg. Sehr modular, viele offene Standards, C#/.net Core wird universeller.

2. Es fehlte eine Strategie von MS
Microsoft hat es nicht geschafft, eine klare Strategie zu verkaufen (vielleicht sogar zu haben). Ich war damals sehr eng mit MS und habe viele Informationen unter NDA bekommen und glaubt mir, so ein planloser Haufen...
Ich erinnere mich an eine Veranstaltung bei MS in München in denen uns das Windows Live Team das erste mal Outlook.com gezeigt hat und meinte, bei MS hätte man jetzt den Consumer entdeckt (meint, wir wollen den Apple-Weg gehen). Das bedeutet vor allem, dass man Enterprise-Kunden vergrault, den Kunden aber auch erstmal von Apple und Google weg bekommen muss. Am Ende stand MS dann halt ohne alles da.
Stand heute: Sie sind offener geworden und bessern sich. Ein wenig was fehlt noch (Surface Strategie?, Outlook Premium vs. Office 365?), aber zumindest können sie sowohl der Privatperson (Windows, Outlook.com, O365) als auch dem Enterprise (Windows, O365, Azure, Enterprise Tools, Visual Studio 2017) wieder was anbieten.

3. Windows 8
Wenn man sowas wie UWP einführt und Kernels vereinheitlicht (gute Idee an sich), dann bitte nicht mit sowas wie Windows 8. Fullscreen als Zwang, dem Anwender alles bekannte weggenommen, voll auf Touch setzen und damit die langjährigen Kunden vergraulen? Schlechte Idee. IMHO klüger gewesen wäre es, das neue UI als zusätzliches zu Windows zu erlauben und langsam dem Umstieg auf Touch zu forcieren, anstatt alles über's Knie zu brechen.
Stand heute: Windows 10, derzeit alles sehr gut, aber man muss sehen, wo die so hinwollen (Stichwort Werbung usw.)

Es gibt bestimmt noch mehr Punkte, aber aus dem Bauch raus sind das die schlimmsten Fehler, die sie gemacht haben. Wäre einer von den Stores erfolgreich und MS damals "gesund" gewesen, hätte er den anderen mitgezogen. Egal in welche Richtung. Dann wäre auch UWP ein großartiger Erfolg gewesen, aber es ist nicht groß genug um als Key-Feature eine ganze Plattform zu retten.


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