Thema:
Meine Einschätzung + Erklärung... flat
Autor: JPS
Datum:30.09.16 01:04
Antwort auf:Fucking W10 update von fianna

Das war das Anniversary Update. Quasi das zweite Major-Update seit es Windows 10 gibt. Früher hätte man das wohl Service Pack genannt.

Jetzt ist es aber so, dass diese Major-Updates seit Windows 10 ähnlich wie eine Neuinstallation mit automatischer Migration des alten Benutzerprofils ablaufen.

Das hat Vor- und Nachteile.

Ich habe mich noch nicht im Detail damit beschäftigt, da es bisher im Business-Bereich noch kein großes Thema ist, daher bitte folgende Aussagen mit Vorsicht genießen, da es rein logische Überlegungen sind und nicht unbedingt dem tatsächlichen Ablauf entsprechen. Wer es besser weiß, darf mich gerne korrigieren.

Vorteile:

- Durch die Neuinstallation werden gröbere Fehler im Betriebssystem glattgezogen, so dass eine echte Chance besteht, dass ein beschädigtes Betriebssystem danach wieder sauber läuft.

- Dadurch dass jedes Major-Update als Neuinstallation vorliegt, kommt man nie mehr in eine Situation wie bei Windows 7, wo man nach einer Neuinstallation von Windows 7 erst mal 5-10 Stunden Updates installieren muss und dabei das System mehrfach neu starten muss.

Nachteile:

- Es dauert so lange wie eine Neuinstallation

- Nach der Neuinstallation muss das Benutzerprofil (automatisch) migriert werden. Ich denke das passiert während dieser erneuten "Willkommen bei Windows"-Anzeigen. Das ist mit weiteren Wartezeiten verbunden, gleichzeitig aber auch nach meiner Einschätzung eine recht große, potentielle Fehlerquelle.

- Manche Einstellungen werden auf Default zurückgesetzt. Teilweise bewusst, um ein sauberes System zu gewährleisten, teilweise mit Absicht (Windows Store in der Taskleiste) und teilweise auf Grund von ungewollten Nebenerscheinungen (Bugs).

- Bei größeren Änderungen besteht das Risiko von Inkompatibilitäten von Treibern. Da es kein weiteres Windows mehr geben soll, werden irgendwann Änderungen kommen, die so groß sind, dass sie hierbei einem Upgrade von Windows 7 auf 8 oder von 8 auf 10 entsprechen. Hat man nun eine ausgefallene Hardware die nicht von Windows selbst mit Treibern versorgt wird und der Hersteller kümmert sich nicht mehr darum (existiert nicht mehr, kein Interesse mehr am alten Produkt) kann es sein, dass der Treiber nicht mehr läuft und man die Hardware nicht mehr nutzen kann. Kombiniert mit den Zwangsupdates kann man die Hardware dann entsorgen. Selbst wenn man die Zwangsupdates irgendwie abstellt, verpasst man damit spätestens mittelfristig kritische Sicherheitsupdates, so dass das keine Dauerlösung sein kann.

- Gleiches gilt auch für Software. Einige Hersteller werden das nutzen, um einen zum kostenpflichtigen Upgrade auf neue Softwareversionen zu zwingen oder einen in einen Wartungsvertrag zu drängen, einige Hersteller werden aber auch einfach dieses Produkt nicht mehr unterstützen und man kann es dann quasi nicht mehr nutzen. Das kann - wie auch das Treiberproblem - deutlich schneller als bisher passieren. Windows 7 wird z.B. noch bei 2020 mit Updates versorgt - was dann 11 Jahren Unterstützung entspricht. So lange man dabei bleibt, läuft sehr sicher auch alte Hard- und Software. Bei Windows 10 wird es denke ich bei weitem keine 11 Jahre dauern, bis ein Major-Update kommt, das alte Hard- und Software unbrauchbar macht. Nie mehr ein neues Betriebssystem ist daher einfach nur eine Täuschung durch Microsoft - tatsächlich ist jedes Major-Update ein neues Betriebssystem und bringt die Gefahr von Inkompatibilitäten mit, die sich Anfangs zwar noch im Service-Pack üblichen Umfang bewegen, aber schneller als manchem lieb sein wird, auch dem Umstieg auf ein neues Betriebssystem entsprechen werden.

Persönlich schätze ich einige der Vorzüge von Windows 10. Sowohl im GUI (Kontext-Menü des Startbuttons) als auch im Hintergrund (bessere Sicherheit, verbesserte Features für Administration) und bin grundsätzlich neuen Versionen sehr aufgeschlossen und würde diese auf dem Privat-PC ohnehin zeitnah installieren. Aus Adminsicht - sowohl Firmenkunden als auch private PCs in der Familie - sind diese Zwangsupgrades aber eine tickende Zeitbombe, die voraussichtlich der Administrationsaufwand und Ausfallzeiten spürbar erhöhen werden.


< antworten >