Thema:
Re:schließe mich den altersweisen flat
Autor: Pezking
Datum:31.05.16 14:09
Antwort auf:Re:schließe mich den altersweisen von laubkerl

>Schwierige Sache. Über deinen Fall denke ich auch seit Tagen schon nach. Fluch oder Segen dürfte die Frage sein. Du fühlst dich zwar um deine Jugend betrogen

Ja, ein Stück weit schon. Mit einem Schlag war eine gewisse jugendliche Unbekümmertheit wie weggefegt.

>andererseits habt ihr nach der Krankheit mit Sicherheit viel bewusster und "erwachsener" gelebt und werdet das auch weiterhin tun.

Nee, eigentlich nicht.

Meine Frau hat sich damit viel besser arrangiert. Von Anfang an. Sie hatte aber auch nie annähernd soviel Angst um sich selbst, wie ich um sie. Man kann schon sagen, dass die Erkrankung bei meiner Frau eher körperliche und bei mir eher seelische Spuren hinterlassen hat.

Ich würde auch gar nicht mal sagen, dass wir als Paar dadurch noch näher zusammengewachsen sind. Es war vielmehr nur eine heftige Probe, die wie gemeinsam gemeistert haben. Die endgültige Rückversicherung, dass wir gut zusammenpassen und tatsächlich in guten wie in schlechten Zeiten als Paar funktionieren. Daran glaubten wir schon vorher - aber jetzt wussten wir es.

Als wir vor ein paar Jahren geheiratet haben, wussten wir beide also schon ziemlich genau, was das Eheversprechen genau bedeutet. Und dass wir uns aufeinander verlassen können.

Aber dieses vielzitierte "bewusster Leben" nach Schicksalsschlägen?

Irgendwie ist das für mich eine hohle Phrase. Ich kann damit nichts anfangen. Kann aber auch daran liegen, dass ich eh schon immer ein sehr reflektierter Typ war. Andere bewältigen in solchen Situationen vielleicht ein paar alte Defizite.

Für mich ist eher das unbeschwerte, sorglose In-den-Tag-hinein-leben ein erstrebenswertes Ideal.

Aber vielleicht ist es das ja sogar: Einen unbeschwert durchzockten Tag weiß ich heute viel mehr zu schätzen. Manch einer hält das sicher für substanzlose Zeitverschwendung, aber für mich ist jeder Tag, den ich unbeschwert genießen kann, ein guter Tag. Und da stelle ich mir dann nicht die Frage, ob das jetzt irgendwie banal war.


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