Thema:
Metal Resistance - mein Review flat
Autor: JPS
Datum:30.03.16 03:46
Antwort auf:Babymetal von JPS

Awadama Fever gehört zu den pop-lastigeren Songs, die recht stark an das Deübt Album erinnern. Speziell in der ersten Hälfte hat man sehr stark den Eindruck, dass hier ein "Gimme Chocolate" für das neue Album geschaffen werden sollte. Das ist nicht unbedingt mein Ding und trotz der schönen Sound-Spielereien, die mir bei BM schon immer gefallen haben war ich nicht 100%ig überzeugt.

Dann kommt aber in der Mitte eine Passage die mit "One, Two, Three, Four" eingeläutet wird und dem Songs mit ein paar Growl-Effekten den richtigen Kick gibt. Dadurch gefällt mir der Song insgesamt überdurchschnittlich gut - auch weil dieses ursprüngliche Material auf dem restlichen Album etwas zu kurz kommt. 5/6

Yava! hat diese Anlaufschwierigkeiten nicht und weiß direkt durch sehr hohe Geschwindigkeit und regelmäßige Hintergrund-Growls zu überzeugen. Gerade gegenüber den bisherigen Konzertmitschnitten in schlechter Audioqualität war ich sehr positiv überrascht - der Song ist deutlich härter als ich bisher dachte ohne dabei die Babymetal-Identität aufzugeben.

Müsste man die Songs in Gruppen zusammenfassen, würde Yava! wohl von einigen Hörern mit Awadama Fever in die gleiche Schublade gesteckt werden - das wird dem Song aber nicht gerecht. Der Song ist viel schneller und nicht so verspielt. Daher mein klarer Favorit aus der Schokoladen/Kaugummi-Schublade und einer der besten neuen Songs, der das ursprüngliche Babymetal-Feeling perfekt einfängt. 6/6

Auch Amore wird die Fans des bisherigen Albums überzeugen können. Es ist IMO kein Highlight wie Megitsune, aber ein sehr solider Song, der Su eine recht gute Bühne für ihre Stimme bietet. So lange Gesangspassagen werden ihr sonst nur in reinen Balladen zugestanden - als Ballade kann man den Song aber nicht einstufen - dafür ist er über weite Teile viel zu schnell.  5/6

Meta Taro stellt einen Wendepunkt des Albums dar. Ab diesem Song sind deutliche Unterschiede zum Debüt-Album spürbar. Meta Taro ist von Sound nicht uninteressant, aber recht monoton. Im Prinzip ist der Song 1:45 Minuten lang und wiederholt sich dann nur noch - auf insgesamt über 4 Minuten. Dem Song hätte eine Kürzung auf 3 Minuten sehr gut getan. 3/6

From Dusk Till Dawn hat einen sehr eigenständigen Sound, der sich stark von allen anderen Babymetal Songs unterscheidet. Man könnte hier im Prinzip auch kritisieren, dass er etwas gestreckt wirkt, da über längere Passagen kein Fortschritt spürbar ist - hier passt es aber aber gut zum vermittelten "Trance"-Gefühl, für das ich gerne 5-6 Punkte vergeben würde.

Nach ca. 2:30 Minuten kommt jedoch im wahrsten Sinne des Wortes ein "Break" - den ich auch noch sehr passend und gut gesetzt fand. Leider geht es danach aber in einem vollkommen anderen Stil weiter, der die aufgebaute Trance-Stimmung komplett kaputt macht.

Diesen Fehler (ich nenne ihn mal "Overkill") hat man mehrfach im Album begannen. Das kann auch die letzte halbe Minute nicht mehr retten, die dann wieder in Ordnung ist. Keine Ahnung was dieser Mist soll. Damit hat man zwei Songs des Albums kaputt gemacht und ein paar weitere etwas verschlechtert. 4/6

Gj! ist ein Black Babymetal Song - also ein Song für das Duo Moa und Yui, den ich auf Grund bisheriger Erfahrung daher eher als Auflockerung und Spaß-Song für Live-Auftritte eingestuft hätte.

In diesem Fall funktioniert der Song aber auch außerhalb dieser Rahmenbedingungen recht gut und stellt eine gute Brücke zu den Anfängen der Gruppe dar, da der Gesang stellenweise durch das Tempo fast schon in Rap abgleitet und die erwachsenere Stimme von Su nicht vorhanden ist. Durch seine hohe Geschwindigkeit und die Hintergrund-Growls drängt sich aber auch der Vergleich mit Yava! auf.

Warum man bei 1:49 einen Soundeffekt einspielt, der klingt als würde jemand auf einen Topfdeckel schlagen, bleibt aber wohl ein Geheimnis der Produzenten. Für mich ein weiteres Beispiel für den Oberbegriff "Overkill" - zum Glück geht es hier aber danach halbwegs normal weiter und da der Song nur 3 Minuten lang ist wird auch die Monotonie nicht zu groß, obwohl sich dieses Gefühl direkt nach dem Topfdeckelschlag irgendwie für 15-20 Sekunden breit macht. 5/6

Der zweite Black Babymetal Song Sis. Anger konnte mich weniger als Gj! überzeugen. Der einleitende Sound-Effekt und der Death-Metal Sound sind nice - irgendwie ist den Produzenten dann aber nichts mehr eingefallen, was eine Länge von fast 4 Minuten rechtfertigen würde. Das ist IMO ein Problem das mehrere Songs des Albums aufweisen - entweder wirken die Songs für die geringe Variation zu lang oder es wurden im Zuge des angesprochenen "Overkills" irgendwelcher Quatsch eingestreut um die Songs damit zu strecken. Gefühlt hätte jeder zweite Song eine Kürzung um 1-2 Minuten oder etwas mehr Entwicklungszeit vertragen können. 3/6

No Rain, No Rainbow ist ein schon aus frühen Auftritten bekannter Cover-Song, der mit Metal nichts zu tun hat. Dass man den Song aufgenommen hat ist wohl eher als Fanservice zu verstehen. Su kann in dem Song zwar gesanglich überzeugen, aber diese Art von Song ist nicht der Grund warum ich mir Babymetal anhöre. Wenn ich sowas will kann ich auch nach Anime-Intros oder generell nach japanischen Sängerinnen suchen. Da finden sich sicher hunderte Songs, die mir besser gefallen würden. 4/6

Tales of Destinies bietet dann aber wieder alles was mich zum Babymetal-Fan gemacht hat und ist dabei so vielschichtig wie kein anderer Song auf dem Album. Es ist einfach alles vorhanden - Tempowechsel, sehr schnelle Passagen, Growls, klarer und anspruchsvoller Gesang von Su, sehr gut integrierte Shouts von Moa und Mui. Dieser Song ist Babymetal! ... und damit eine klare 6/6 und mein Lieblingssong des Albums.

So oder so ähnlich hatte ich in meinem Preview geschrieben - und es stimmt auch für die ersten zwei Minuten. Dann kommt ein harter Bruch und fast eine Minute lang nur RIESENGROSSE SCHEISSE - anders kann man das nicht ausdrücken - wirre Sounds, ein zufälliges Herumklimpern auf einem Klavier, usw.

Nach dieser Minute fängt sich der Song wieder ein wenig, bleibt aber immer noch etwas skurril um dann ab ca. 3:45 wieder die Qualität vom Anfang zu erreichen und bis zum Ende zu halten.

Der Song ist 5:37 lang - davon sind 1:40 Minuten unerträglich schlecht, der rest perfekt. Wie man ohne Not den besten Song des Albums kaputtmachen konnte wird mir für immer unbegreiflich bleiben. Der Song wäre auch ohne diese 1:40 Minuten lange genug gewesen und leitet ins 6:30 Minuten lange Finale über - es gibt keinen vernünftigen Grund für diese Streckung.

Ich weiß auch nicht wie ich den Song bewerten soll. In der Form ist er fast unhörbar, weil ich mich immer über das verschenkte Potential ärgern würde, ein Remix, bei dem einfach nur der Mittelteil raus geschnitten wird, würde problemlos die Höchstwertung bekommen. Bleibt eine verheulte 4/6.

The One bildet mit einer sehr gelungenen, wenn auch wenig überraschenden Ballade den Abschluss des Albums. Je nach Version der CD ist der Song komplett in Englisch und daher auf internationale Live-Auftritte ausgerichtet. Für mich neben Akatsuki ganz klar die schönste Ballade. "Rondo of Nightmare" war zwar abwechslungsreicher, konnte mich aber nie 100%ig überzeugen. 6/6

Fazit:

Das Album kommt leider nicht an das Debüt-Album heran - weder was die Anzahl der Top-Hits noch was die durchschnittliche Qualität angeht. Selbst die Songs denen ich 6/6 gegeben habe, kommen im direkten Vergleich nicht an die 2-3 besten Songs des ersten Albums heran.

Die Probleme dabei sind teilweise hausgemacht - so hat man zwei der besseren Songs vollkommen ohne Not durch das Einfügen von vollkommen unpassenden, im Fall von Tales of Destinies einfach nur wirren Passagen zerstört.

Den einzigen Fortschritt sehe ich in der direkten Hörbarkeit als Studioalbum. Die Abmischung ist besser gelungen, so dass ich die guten Songs gerne auch in dieser Studio-Fassung anhören werde, wohingegen mir beim Vorgänger fast immer die Live-Version (auch als reines Audio-File) besser gefallen hat.

Statt in Europa zum zweiten Mal "Road of Resistance" auf eine CD zu packen, hätte mir "Headbanger Night of the 15 Mix" viel besser als Füllmaterial gefallen. Den Song gibt es bisher nur auf überteuerten Spezialversionen von Maxi-CDs in Japan, so dass er eine echte Bereicherung gewesen wäre.

Die männlichen Growls scheinen mehr ins Songgefüge eingearbeitet zu sein und nicht mehr so sehr als harter Übergang verwendet zu werden. In Kombination mit der besseren Produktion/Abmischung dürften das neue Album daher gerade die Leute deutlich besser ansprechen, die das ersten Album für den "zu erzwungenen Mix" aus Metal und J-Pop/Idol kritisiert haben und/oder die eher "Road of Resistance" als den experimentelleren Sound eines "Uki Uki Midnight" bevorzugt haben.

Experimente gibt es auf dem neuen Album zwar auch - diese gehen aber in eine sehr merkwürdige Richtung (siehe Tales of Destinies). Warum hat man das nicht mal einer etwas größeren Gruppe von Leuten vorgespielt? Da wäre IMO nicht viele dabei gewesen, die diesen Mist durchgewunken hätten.


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