Thema:
"Unterwerfung" von Houellebecq flat
Autor: thestraightedge
Datum:04.01.16 09:58
Antwort auf:Bücher Thread #5 von Faerun

Neee, das war mal überhaupt nix.

Allenfalls hier und da stellt das Buch eine erbauliche Studie zum Islam, seinen Werten, gesellschaftlichen Strukturen und möglichen politischen Auswirkungen dar. Wenn als Szenario der mögliche Einfluss der finanzstarken Länder aus dem mittleren Osten auf die Bildungssysteme skizziert wird, wenn im Diskurs zwischen 2 Figuren die Differenzen zwischen dem Islam und z.B. dem Christentum debattiert werden, oder provokant über Polygamie u.ä. bzw. dessen Vorteile debattiert wird und das ganze mal unter "anders" statt "falsch" beleuchtet wird, oder überhaupt die vermeintliche gesellschaftliche Sackgasse der westlich-säkuliarisierten Welt beschrieben wird - dann ists mal angenehm provokant, dann funktionierts, und man nimmt etwas mit.

Das kommt aber viel zu kurz, denn größtenteils verliert sich das Buch in seinem bedauernswerten Protagonisten, der einfach nur durchhängt und mit seinem unfassbaren Selbstmitleid, seiner unerträglichen Lethargie und seinem Huysmans-Fetisch (der nebenbei nichts zum Buch, dem Charakter o.ä. beisteuert, sondern zum blossen, nervigen, repetitiven Namedropping verkommt) unglaublich nervt.

Eine ziemliche Enttäuschung, bei der mich v.a. das Lob der Kritiker überrascht. Vielleicht war meine Erwartungshaltung auch einfach daneben - vermutlich ist das aber aktuell auch einfach so ein heisses Thema, da könnte man auch einen Redebeitrag einer Pegida-Demo zu Papier bringen, und alle würden denken "wie doll dass sich DAMIT mal jmd befasst". Und nein, damit meine ich nicht dass H. das ganze ähnlich kritisch beleuchtet - er ist in meinen Augen sogar in weiten Teilen naiv und viel zu sanft und versöhnlich.


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