| Mich hat das alles abgehängt |  |
Ich hab mir das alles angesehen und genutzt und festgestellt dass es mich nicht interessiert. Das ist für sich genommen nichts wildes. Dennoch fühle ich mich durch dieses Desinteresse mehr oder minder ausgegrenzt, weil soziale Netzwerke mittlerweile integraler Bestandteil unserer Gesellschaft sind.
Mich interessiert dieses Format aber schlichtweg nicht, nichtsdestotrotz spüre ich natürlich den Einfluss wie auch die persönliche Ausgrenzung in meinem Privatleben.
Seien es alltägliche Dinge, ich schaue eine Sportsendung oder eine politische Sendung oder höre Radio, mich interessiert die Diskussion, die redaktionellen Inhalte, nicht was Mauerblümchen27 zur Sendung oder zum Thema geschrieben hat. Wobei die Aufnahme von solchen uninteressanten Quatschinhalten ja in der Form auch nur Ausdruck dessen sind, wie klassische Medien über soziale Netzwerke ausgegrenzt werden, und krampfhaft versuchen ihr klassisches Format mit den sozialen Netzen zu verheiraten um irgendwie Fuß zu fassen.
Es geht aber auch weiter, ich unterhalte mich mit einem Kumpel, einer, mit dem man voll auf einer Wellenlänge war, sich gemeinsam das Maul zerissen hat, seine Umwelt gelesen und persifliert hat, und dieser coole Typ erzählt mir dass er sich darüber aufregt dass er Kumpel XY eine Like-Anfrage geschickt hat wegen seinem Unternehmen, und der Typ ihm kein Like gegeben hat. Und dass ihn das aufregt, er würde ja generell alles liken wenn man ihn darum bittet, das hilft heutzutage, und der Knopfdruck tut einem doch nicht weh. Mir fällt bei so einer Form von Konversation dann auch nicht mehr ein als ihn entgeistert anzuschauen und mich zu fragen ob er mir jetzt leid tun soll, dass ihn sowas beschäftigt, oder ob ich mir selbst leid tun soll, weil ich mit ihm und den Dingen die ihn da beschäftigen in der Form nichts anzufangen weiß.
In einer sich bekannten Runde wird diskutiert, Themen sind dann auch oft Dinge die innerhalb von Facebook-Kommunikationen abgelaufen sind, mal davon ab dass ich da nicht auf dem laufenden bin, und entsprechend irgendwie nichts beizutragen habe, zumal da irgendwie Denkmuster von Zwischenmenschlichkeit am Start sind die mir ein Rätsel sind, ist das für mich alles unglaublicher oberflächlicher uninteressanter Mumpitz.
Ich bin mit jemandem in der Kneipe und er fragt mich warum ich ihn auf Facebook nicht frienden würde, ob er mir was getan hätte, ob ich ihn nicht in meiner Liste haben will. Ich antworte dass ich generell aufgehört habe in Facebook reinzuschauen, dass mein Account quasi tot ist, und FB für mich eine Art Adressbuch ist falls ich jemandem mal eine Nachricht schreiben möchte. Es irritiert ihn, sowie es mich wiederum eine Woche später irritiert dass mit einer anderen Person dieser Kneipenmensch thematisiert wird, weil er entfreundet wurde, weil er einen unglaublichen Stuss in die Timeline geschrieben hat, der ja gar nicht gehen würde.
Das alles ist nicht meine Welt, ich komm da aus dem whathefucken gar nicht mehr raus. Frag mich, ob ich irgendwie ein grantiger Opa bin, oder die ganze Welt verrückt geworden ist.
Dieser ganze Apparat ist für mich wie diese Abende, wo man zu Freunden die aus dem Urlaub gekommen sind eingeladen wird, und diese nach dem Essen den Diaprojektor rausholen und Urlaubsbilder zeigen. Wenn sowas war, hätte ich mich am liebsten geblitzdingst um aufzuwachen wenn das vorbei ist, und so nehme ich das wahr, als ob die ganze Welt jetzt diese Urlaubsdiaschau zeigen würde, und zwar in genau dieser Form wo einem das Gehirn implodiert und man vor Langeweile vergeht, und es ist überall.
Ich hab nichts gegen die Plattform, ich finde es einfach nur frustrierend dass sie die Welt in einer Form verändert mit der ich nichts anzufangen weiß, und man sich diesem Einfluß ob man will oder nicht, nicht entziehen kann, und dass Dinge die man mochte und geschätzt hat durch diese Einflüsse sterben oder sich verändern, ein Beispiel wäre da auch dieses Forum oder generell Foren wo es natürlich auch einen direkten Zusammenhang gibt zwischen dem Erfolg sozialer Netzwerke und dem steigenden Desinteresse an Formaten wie diesem hier.
Wie auch immer, sollen die Leute im Restaurant sitzen und auf ihr Handy starren, sollen Medien das Echo von Hinz und Kunz auf Inhalte zu ihren Inhalten erheben, und soll halt alle Welt erzählen wie unglaublich praktisch das ist und was für tolle Dinge damit möglich sind, mir persönlich ist es jedenfalls ganz Recht wenn dieses Format des Seins und der Kommunikation einen Status erreicht wo es auch andere anfängt zu nerven. Denn ich selbst werde damit nicht mehr warm, mir ist das eigentlich vom Start weg ein einziges Rätsel was die Menschen daran finden.