Thema:
Die Bibel meiner Kindheit flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:14.10.15 19:06
Antwort auf:40 Jahre Yps mit Gimmick von Bozbar!

Und ich schäme mich, das zuzugeben. Meine Eltern haben die gehasst, weil sie für eine Zeitschrift relativ teuer war und beide studierten und noch bei den Eltern wohnten, trotzdem hab ich die zwischen dem 6. (5.?) und 9. Lebensjahr glaub ich regelmäßig gekauft. Eine der tragischsten Geschichten meiner Kindheit war, wie ich im Bällebad vom Birkenstock-Fabrikverkauf in Königswinter mal acht Mark verloren hatte, die mir meine Mutter gegeben hatte für ein neues YPS-Heft. Acht Mark waren für mich damals unfassbar viel Geld. "Vom Leben gefickt" indeed.

Die besten Gimmicks (An die ich mich erinnere) waren für mich diese Edelstein-Scheiße, die man zwischen seine Fahrradspeichen gemacht hat um sie zu "reinigen", der "Spritz-Schlauch", den man über den Wasserhahn befüllte und dann kümmerliche rinnsale vorne rausrotzen konnte, diverse andere Wasserpistolen, den Multifunktions-Survival-Gürtel, die "Spring-Stäbe", diese komischen armbänder, die sich versteiften und die man mit schmackes aufs Handgelenk hauen musste sich dann aber schlagartig um den arm banden etc. etc.

Den SOlar-Zeppelin fand ich scheiße, weil der nicht funktioniert hat. Die Urzeit-Krebse fand ich boring, das ging mir auch damals schon auf dass ich im grunde dieselben fitzeligen drecksviecher heranzüchtete, die wir sowieso das ganze jahr über in der gammeligen Regentonne wuchern hatten (Die in der Regentonne waren sogar größer!), aber schlußendlich haben die wohl den grundstein gelegt, dass ich ein aquarium haben wollte (Welches meine Mutter fortführte und erst vor wenigen Monaten aufgab, als dasm ittlerweile dritte oder vierte aquarium auslief, tragisch).

Erstaunlich aber auch, wie schnell und schlagartig sich mein interesse legte. Ich weiß noch, dass ich eher aus morbider neugierde meinen onkel damals bat, mir die 1000. Ausgabe (MIT DEM SUPERTOLLEN 10-IN-ONE!) mitzubringen. Die ganzen dummen Scherzartikel (Butterkeksgroßer 1000-DM-Schein mit Angelschnur dran, ganz großes Kino wie der bekackte 10-Pfennig-Verschwindibus-Trick, den sie tausend mal als Gimmick hatten) haben sich auch nicht selten wiederholt. Wie lame war es, zum vierten mal "Die Froschmänner mit Uboot" dabei zu haben, die man mit Backpulver füllen musste damit man "Spaß" haben konnte? Und die Comics, Kleinanzeigen und debil kriecherischen Leserbriefe? Alte Asterix-Schinken einfach als Fortsetzungsgeschichte machen für Kinder deren Eltern zu bildungsfern für nen Büchereiausweis waren... schlimmschlimmschlimm. An dem Punkt war ich längst den Premium-Produkten der deutschen Videospiele-Fachpresse verfallen, welche mit extravaganten Texten, edelst geführtesten Federn und 10000% Unabhängigkeit (...und die "Fun Vision"!) sowie schillernden Autorenpersönlichkeiten über Jahre hinweg meine Aufmerksamkeit beanspruchen und mir Tür und Tor für eine durch und durch von Erfolg geprägte berufliche Karriere ebneten.

Und während ich so auf meinem Thron aus purem Gold Maulaffen feil halte, blicke ich zurück und denke: Zum Glück ist an deiner billigsten China-Ramsch-Scheiße meines Wissens nach kein Kind verreckt. Danke YPS!

(Beste Befriedigung übrigens, die ich bei einem Retro-Brand je empfand: Die kürzlich erfolgte "Wiedergeburt" als Ersatz-Micky-Maus für Dads Ende 30 sowie Manchilds jeglichen Alters, welche es geschafft hat, den Erkenntnisgewinn der ursprünglichen Publikation noch zu unterbieten - wow!)


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