Thema:
Re:I´m too old for this Shit flat
Autor: JPS
Datum:08.08.15 02:18
Antwort auf:Re:I´m too old for this Shit von KikjaR

>Also künstlerische Kompetenz bei der Produktion im Hintergrund ist schonmal da.

Das mit dem künstlichen Produkt - was für einige Leute ein No-Go zu sein scheint - finde ich ohnehin einen vollkommen überbewerteten Punkt. Ich finde eine solche Band-Entstehung zwar auch nicht optimal, aber unterm Strich zählt für mich das Endprodukt.

Außerdem gibt es schon noch diverse Abstufungen:

Wenn Dieter Bohlen plötzlich denkt er muss eine Symphonic Metal Band zusammenstellen, weil das Genre gerade gut läuft und sich dann auch noch entsprechende Leute bewerben, die eigentlich nur irgendwie ins Fernsehen oder berühmt werden wollen, dann ist das wohl die negativste Variante. So ähnlich ist es ja bei "Nu Pagadi" gelaufen - zwar AFAIK nicht mit Dieter Bohlen, aber man hat dem Produkt angemerkt dass an keiner Schlüsselposition jemand beteiligt war, der sich wirklich mit diesem Genre identifiziert. Alles war generisch - es gab keinerlei Kreativität.

Dann gibt es Bands wie Nightwish, bei denen zumindest der ursprüngliche Rumpf sich privat kennengelernt hat. Durchaus aber auch schon in einer Form, dass der Bandleader für seine Idee entsprechende Leute gesucht hat - das waren jetzt keine Sandkastenfreunde, die zusammen die Musik für sich entdeckt haben. Später wurde dann zweimal die Leadsängerin unter eher dubiosen Umständen ausgetauscht. Trotzdem wird hier das künstlerische Talent von Tuomas Holopainen anerkannt und die Band als "echt" akzeptiert. Warum? Nur weil der kreative Kopf in einer Nebenrolle am Keyboard mitspielt?

Tja und dann gibt es Babymetal - da gab es zunächst den kreativen Kopf, der die Idee hatte. Dieser hat sein Brot wie viele Künstler in einem eher fremden Genre verdient und hat die Kinderabteilung seiner Agentur betreut. Jetzt hat er diese Idee Metal mit J-Pop zu mischen und sieht in einer sehr jungen Sängerin (ca. 13 Jahre) das entsprechende Potential. Also holt er sich das OK der Geschäftsführung und beginnt das ganze in kleinem Rahmen.

Das ganze entwickelt sich deutlich besser als erwartet und man holt noch eine Live-Band hinzu, die mit dem Genre sehr gut vertraut ist. Effektiv hat man jetzt also eine Produzenten und eine Live-Band die voll hinter dem Genre stehen und ein paar Mädchen die man in jungem Alter an das Genre herangeführt hat. Ob und wie weit sie inzwischen tatsächlich dahinter stehen, oder ob es ihnen wie in dem "Nu Pagadi" Beispiel nur darum geht irgendwie auf die Bühne zu kommen, wird man wohl erst in einigen Jahren an Hand des weiteren Werdegangs erfahren.

Dass sie inzwischen echtes Interesse am Gerne haben würde ich jedenfalls nicht ausschließen - wenn man mit 13 bzw. 11 Jahren (die jüngeren beiden) an ein Genre herangeführt wird, damit mehr oder weniger viel Spaß (auch das ist von Außen nicht zu beurteilen) und Erfolg hat und das dann über 5+ Jahre betreibt, würde ich es jedenfalls nicht ausschließen. So viel anders als andere Jugendliche die evtl. über einen musikalischen Vater an bestimmte Genres herangeführt wurden, ist das nun auch nicht. Einblicke ins Genre und Musikgeschäft dürfen sie wohl so gute haben, wie kaum ein anderer Jugendlicher - denn wer trifft in diesem Alter hinter der Bühne Judas Priest, Iron Maiden, Metallica & Co. und spielt selbst weltweit auf diversen Open Airs und in ausverkauften Hallen vor bis zu 25.000 Zuschauern.

Jedenfalls ist für mich der einzige Unterschied zwischen Nightwish und Babymetal, dass bei Nightwish der kreative Kopf zufällig genügend Keyboard-Skills hat um selbst mitzuspielen - der kreative Kopf hinter Babymetal hat diese Skills nicht und musste daher diese Position auf anderem Weg besetzen. Wenn ich mir anschaue was Tarja Turunen inzwischen für Musik produziert, war sie wohl auch nur ein Front-Püppchen, das sich nicht wirklich 100%ig mit der Musik der Band identifiziert hat. Auch Anette Olzon klingt auf ihrem Solo-Projekt nach der Trennung von Nightwish deutlich anders.


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