Thema:
Re:Hier mal wieder ein paar gute Sichtweisen und Argumente flat
Autor: _bla_
Datum:21.09.14 12:44
Antwort auf:Re:Hier mal wieder ein paar gute Sichtweisen und Argumente von jokerone


>Ich hab in den letzten Wochen vermehrt die Autoren gecheckt und es waren zumeist klassische Atlantiker.

Einer der Fehler liegt doch schon in der Konstruktion "Atlantiker". Diverse Journalisten sind in der Atlantikbrückemitglied, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie einfach das Sprachrohr dieser Gruppe werden und sich irgendeine Meinung vorgeben lassen die sie dann nachplappern.

Hier gibt es ein gutes Interview mit Stefan Kornelius von der "Süddeutschen Zeitung" zu dem Thema. ([http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/zapp7506.html]) Er ist sowohl Mitglieder in der Atlantikbrücke als auch im Deutsch-Russischem Forum und meint man muss als in der Außenpolitik aktiver Journalist einfach Mitglied in diesen Foren sein, weil man sonst nicht erfährt wie die Politiker denken. Es stellt imho die Frage, ob es nicht vielmehr das Fehlen entsprechender Mitgliedschaften ein Neutralitätsproblem darstellt. Denn wer nicht regelmäßig mit amerikanischen und russischen Politikern spricht, der kann kaum vernünftig über sie berichten. Eigentlich kann sich das daher nur der erlauben, der ohnehin eine vorgefasste Meinung über sie hat.

Imho zeigt sich hier das problematisches Menschenbild, welches von vielen Linken leider vertreten wird: Wer sich nicht verhält, wie sie es für richtig halten, der gilt ganz schnell als manipuliert oder unter Zwang: Der Journalist von der Atlantikbrücke, die Bürger auf dem Maidan von den USA, die kopftuchtragende Frau von ihren Ehemann usw. Das diese Menschen freiwillig und reflektiert so handeln, kommt in diesem Weltbild nicht mehr in Frage.


>Du hast natürlich recht, dass es die andere Seite gibt, aber wenn die keinen Platz in den Publikationen bekommt nützt das ja nicht.

Imho wird hier mitunter der gleiche Fehler gemacht wie er teilweise beim Klimawandeln gemacht wurde:
Beim Klimawandel hatten manche Leute das Gefühl sie würden eine faire und ausgeglichene Berichterstattung herstellen, in dem sie zu 50% die Meinung von Leuten wiedergeben, die die Existenz des Klimawandel komplett bestreiten.
Zu einem guten Journalismus gehört es einfach auch dazu zu sortieren und wenige glaubhafte Aussagen auch einfach nur sehr wenig oder keinen Raum einzuräumen. Viele Aussagen von Russland wie: Wir unterstützen die Separatisten nicht, das sind nur russische Soldaten im Urlaub sind aber schlicht völlig unglaubwürdig. Über die geostrategischen Interessen Russlands in der Ukraine hingegen wurde imho fast überall berichtet, allerdings sehr häufig mit dem Hinweis, das auch diese Interessen nicht die Verletzung der Souveränität verzeihen.

>>Bei den USA reichen natürlich die privaten Überlegungen irgendwelcher angeblich einflussreicher Berater um zu belegen, das die USA nach der Weltherrschaft streben,
>
>Jemand der nachweislich jahrelang in der CIA war und verschiedene Präsidenten beraten hat, ist schon interessant.


Natürlich sind die Aussagen einer solchen Person interessant, aber das bedeutet eben noch lange nicht, dass man allein daraus die Politik der USA der nächsten Jahre einschätzen kann. So eine Aussage ist ein kleines Puzzlestück im Verständnis, aber nicht der Beweis dafür, das die USA nach Weltherrschaft streben oder ähnliches.

>Es ist im übrigen einfach nicht von der Hand zu weisen, dass mit jedem Jahrzehnt mehr US- bzw. Nato-Basen errichtet werden und so die Einflusszone ausgeweitet wird. Um das zu sehen brauche ich keine privaten Meinungen von irgendwem.

Nur ist Weltherrschaft etwas anderes als überall Truppen stationiert zu haben und gleichzeitig sinkt, selbst bei den USA, das Verteidigungsbudget und die Armeen der NATO Länder sind massiv auf asymmetrische Kriegsführung umgebaut worden. Die Anzahl der Waffensysteme, wie sie für einen Krieg gegen einen Gegner mit recht modernen Waffen wie Russland nötig wären, sind massiv zurückgedreht worden. Weltherrschaft der USA würde doch bedeuten: Washington beschließt und die anderen Länder müssen machen.

>>während man bei ähnlich absurden Äußerungen einflussreicher russischer Berater selbstverständlich als alberne Privatmeinungen der jeweiligen Berater ansieht und nicht als Positionen der russischen Regierung.
>
>z.B. von wem?


Zum Beispiel Alexander Dugin und die Ideologie der Neo-Eurasismus.
[http://www.deutschlandfunk.de/eurasische-bewegung-dugin-ist-auch-ein-faschist.911.de.html?dram:article_id=289218]
[http://www.bbc.com/news/world-europe-28229785]

>Inwieweit es Sache der USA ist in fremden Ländern auf irgendwelche Bewegungen Einfluss zu nehmen, ist eine viel interessantere Frage.

Ich finde es bspw. völlig legitim, wenn es beispielsweise unterstützt wird, das Stimmen getrennt nachgezählt werden, um so Wahlbetrug zu erschweren. Oder wenn es Fortbildungen zur Korruptionsbekämpfung gibt oder unabhängige Medien unterstützt werden. Natürlich sorgen entsprechende Maßnahmen dafür, das es wesentlich leichter zu einem Regimewechsel kommt, aber im Idealfall gleichen sie nur ein Demokratiedefizit in einer "gelenkten Demokratie" aus. Hier müsste man schon mal genauer hinschauen, ob nur demokratische Strukturen gestärkt werden und der Wille des Volkes sich so besser entfalten kann, als er es ohne die Unterstützung könnte, oder ob hier irgendwelche Leute entgegen des Willens und der Interessen des ukrainischen Volkes installiert werden.

>Im Grunde müsste man sowas extrem kritisch sehen nach den Aktionen der Amis bspw. in Lateinamerika.

Auf was genau zielst du ab? Es ist bspw. höchst umstritten, ob die CIA den Pinochet Coup 1973 in Chile unterstützt oder nur gebilligt hat.

>Abgesehen davon: Wieso sitzt jetzt wie geplant der Ami Kandidat am Ruder nach dem Maidan?

Wer hätte es denn sonst machen sollen?  Wiktor Janukowytsch ist unter anderem aufgrund von Korruption und einseitiger Bevorzugung der Donbassregion abgesetzt worden. Ich finde es durchaus plausibel das zumindest sehr sehr viele Ukrainer damit durchaus einverstanden waren. Julija Tymoschenko hat ein ähnliches Korruptionsproblem. Oleh Tjahnybok oder Vitali Klitchko dürften wesentlich weniger Rückhalt in der Bevölkerung gehabt haben. Jazenjuk war nicht nur der Wunschkandidat der USA sondern auch einfach der Kandidat der am realistischsten für dieses Amt in Frage kam.

>Es stimmt das die Nachdenkseiten links orientiert sind, aber das Jazenjuk eine Marionette per excellente ist, um das zu sehen braucht man die NDS nun wirklich nicht.

Jazenjuk ist aber in einer Position in der praktisch jeder Marionettenhaft erscheinen muss. Er braucht die Unterstützung von USA und EU für das wirtschaftliche Überleben seines Staats, gleichzeitig hat er militärisch keine Chance gegen Russland und wird auch keine ernstzunehmende militärische Unterstützung von der NATO erhalten. Er ist also letztlich Spielball von EU, NATO und Russland.


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