Thema:
Re:Datenschutz von unten - für nachhaltige Netzkultur flat
Autor: Kilian
Datum:25.04.14 16:09
Antwort auf:Re:Datenschutz von unten - für nachhaltige Netzkultur von Melanie

>Kannst Du obiges vielleicht mal ausfuehren? Ich kann Dir da leider beim besten Willen nicht folgen. Speziell dieser Schadensansatz wuerde mich interessieren.

Ausführen, was ich meine oder was der Artikel beinhaltet?

Ich meine, es kann kein gerechtes Modell geben, in dem der Einzelne Geld für die Nutzung seiner Daten bekommt. Firmen wie Google machen ihr Geld mit der Nutzung der Daten, die sie an Dritte (andere Firmen) weiterverkaufen. Das kann zu Werbezwecken sein, wird durch die Verknüpfung der Daten in Zukunft aber noch viel mehr sein als das. Hier entsteht eine Möglichkeit für Dritte (s.o.) ihre Geschäftsmodelle so auf den Einzelnen maßzuschneidern, dass dieser sicher keinen Vorteil mehr davon hat, denn der Dritte hat ja vorher Geld für meine Daten bezahlt.

Ein Beispiel: Herr X hat in den letzten Wochen 3x bei Google Maps den Weg zu einer bestimmten Adresse nachgeschaut. In diesem Haus sitzt ein Psychotherapeut, dessen Praxis Herr X in diesem Zeitraum zur Terminvereinbarung von seinem Smartphone angerufen hat. Außerdem hat Herr X in den letzten Jahren von seinem GMail-Account Emails an alte Freunde geschrieben, in denen er ihnen seine Sorgen mitgeteilt hat. Vielleicht hat Herr X in seinem Chrome Browser auch in einschlägigen Foren im Internet Möglichkeiten für einen Freitod nachgeschaut. Google weiß: Herr X ist in erhöhtem Maße selbstmordgefährdet. Google wird nicht die Freunde alarmieren und auch nicht den Arzt anrufen, aber einem Dritten, der mit Herrn X ein Arbeitsverhältnis eingehen will, wird Google davon abraten. Auch wird Google der Bank, die wegen der Risikoeinschätzung zur Kreditvergabe an Herrn X angerufen hat, von dem Geschäft abraten.

Mach aus der psychischen Erkrankung von Herrn X das Krebsleiden von Frau H, den Bandscheibenvorfall von Herrn Z oder die Schwangerschaft von Frau G. Das ist nur ein Beispiel für ein bestimmtes Geschäftsfeld, dass Big Data demnächst haben wird - eine Art General-Schufa-Auskunft für Dritte.

Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, bspw. wenn Dritte beim Spaziergang durch den Supermarkt wissen, was ich essen will (nicht essen sollte) oder was ich in den Nachrichten gesagt bekommen will (nicht hören sollte). Bahn frei für die Manipulierung des Einzelnen, Welten davon entfernt, was Werbung je mit uns gemacht hat.

kilian


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