Thema:
Das Fingerscharnier des stummen Doktor Crestenberg flat
Autor: Slochy
Datum:21.03.14 13:06
Antwort auf:träume mal wieder: von Pfombo

Was klingt wie ein neuer Streifen von Helge Schneider, ist vielmehr die treffende Überschrift meines endgeilen Wirr-Traumes der letzten Nacht. Und weil ich wirklich lange nicht mehr richtig, richtig wirr geträumt habe, freut es mich umso mehr, dieses Happening mit Euch zu teilen. Macht Euch gefasst auf ein Spektakel der Sonderklasse, so viel sei bereits verraten.

Es frühlingtet sehr. Um den Winter für die nächsten Monate gebührend zu verabschieden, möchten ein Kumpel und ich noch ein letztes Mal Schlittschuh laufen. Was ich in Wirklichkeit NULL beherrsche und das letzte Mal vor ungefähr 20 Jahren ausprobiert habe. In diesem Traum besitze ich hingegen ein Paar Schlittschuhe, das offenbar des öfteren zum Einsatz gekommen ist, denn das Problem, das sich darstellt, ist Folgendes: Meine Kufen sind stumpf. Ich komme auf dem Eis, offenbar ein kleiner See, der trotz besagter frühlingshafter Temperaturen noch komplett zugefroren ist, keine 50 Zentimeter voran. Nervt komplett und macht mich im Traum total wütend, weil ich mich wahnsinnig auf die Eisgala gefreut habe. "Mein Vater hat doch eine Tischlerei, da können wir die Kufen bestimmt schärfen!" meint mein Kumpel daraufhin. In Wirklichkeit ist dessen Vater schon seit vielen Jahren tot und war Lehrer, aber...Traum halt.

Wir also hin zur Tischlerei, und tatsächlich, da steht ein obskures Gerät in der Ecke herum, über ihm ein Schild mit der Aufschrift "Kufenschärfer", begleitet von einer Abbildung eines Schlittschuhs. Der Hammer. Kumpel hat offenbar die totale Kenne und wirbelt emsig um das Gerät herum, bis es wenig später läuft. Der Lärm ist derart ohrenbetäubend, dass wir uns beide fette Ohrenschützer aufsetzen müssen. Nachdem mein Kumpel meinem ersten Schlittschuh fachgerecht zu neuer Schärfe verhalf, passt das grauenvolle Unglück. Ich möchte ihm meinen zweiten Schlittschuh reichen, komme dabei aber, WARUM AUCH IMMER, in einem Moment der Unachtsamkeit in die Nähe des laufenden Sägeblattes und säbele mir damit den Zeigefinger ab. FAST. Nur noch ein dünner Hautfetzen vermag die komplette Abtrennung zu verhindern. Meine lautlosen Schreie des Todes werden von den Ohrenschützern nahezu komplett absorbiert.

WAS TUN WAS TUN PANIK PANIK. Der verunglückte Eiskunstläufer von Welt weiß natürlich sofort Rat. Nein, weder Rettungshubschrauber noch Hans Meiser werden in solchen Situationen gerufen, stattdessen führt der Weg schnurstracks in einen Beauty Salon auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Ich bin nämlich vor Schock komplett gelähmt und weiß überhaupt nichts mehr. Weder die Nummer des Notrufs noch den Weg ins Krankenhaus. Ich bin Gast in einer mir plötzlich komplett fremden Umgebung. Mein Kumpel ist auch verschwunden, aber das interessiert mich nicht mehr sonderlich.

Eine blutjunge Azubine hat glücklicherweise den vollen Durchblick und behält auch im Angesicht des blutüberströmten S. Lochmanns jederzeit die Contenance. Sie packt mich am Arm, zieht mich aus dem Laden und zeigt mit ausgetrecktem Zeigefinger in Richtung Horizont. "Da hinten, da musst Du hin!" Mit "da hinten" ist offenbar ein Hotel-ähnlicher Komplex gemeint, der gesäumt von einigen Hügeln prachtvoll in der Wallachei herumsteht. Über dem Hauptgebäude prangt in güldenen, großen Lettern der Name "CRESTENBERG". Ich könnte schwören, ich kenne das aus GTA V, aber da war der Name irgendwie anders. Kommsch aber grad nicht drauf.

Obwohl dieses Anwesen viele Kilometer weit weg erschien, bin ich im gehobenen Laufschritt binnen weniger Augenblicke dort. Die Tür zum Haupteingang lässt ein üppiges Foyer vermuten, tatsächlich lande ich aber in einem kleinen Wartezimmerchen. Es ist nichts los. Eine kleine, pummelige Oma kommt nach wenigen Sekunden aus einem Nebenraum herausspaziert. Glücklicherweise erkennt sie, ganz im Gegensatz zur Beauty Queen, blitzschnell den Ernst der Lage und ruft lauthals nach Doktor Crestenberg. Lustigerweise sieht Doktor Crestenberg aus wie Dr. Taub aus "House". Angesprochen darauf, ob ich ihn nicht aus dem Fernsehen kennen würde, kommt es zur nächsten Absurdität. Dr. Crestenberg bewegt zwar seine Lippen, allerdings höre ich nichts. Ich bitte ihn, seinen Satz zu wiederholen. Diesmal bewegt er die Lippen gaaaanz laaaangsam, zu hören ist allerdings wieder nichts. Ich blicke zur Oma, die zwar kurz mit der Schulter zuckt, dann allerdings auf eine verlorene Wette des Herrn Doktor zu sprechen kommt, die ihn daran hindert, mit seinen Patienten zu sprechen. Aus Gründen dieser verlorenen Wette würde der Doktor derzeit nur taubstumme Patienten behandeln, die der Gebärdensprache mächtig seien. Ob er deswegen wohl aussah wie Dr. TAUB? Ich habe keine Ahnung. Ich musste also zu einer ungeheuerlichen Tücke greifen und tat einfach so, als würde ich die Gebärdensprache beherrschen. Und dieser Clou ging tatsächlich auf.

Doktor Crestenberg und ich gestikulierten wie die Wilden und ich verstand tatsächlich alles. Es wurde zwar nicht gesprochen, aber es war so, als würden die Worte wie in einer Art Sprechblase über unserer beider Köpfe erscheinen. Dr. Crestenberg führte mich zu einem kleinen Tischlein, auf dem ein einziger Gegenstand lag: Ein kleines, silbernes Winkelscharnier. Er schraubt es vorsichtig auf der einen Seite an meinen Finger-Stumpf, auf der anderen Seite an den nahezu abgetrennten Teil. Danach klappte er meinen Finger lustig hoch und runter, wie eine kleine Klappe, die man öffnen und wieder schließen konnte. Ich fand das auf eine ziemlich perverse Art und Weise total super. Sinn oder Nutzen? Null. Scheißegal, das hat niemand! Ich bin direkt blitzgesundet, verlasse die Praxis, und dann bömmelte auch schon mein Wecker. Lustig war besonders der erste Moment des Wachwerdens, denn während ich das Fingerscharnier im Traum voll geil fand, habe ich mich im schlaftrunkenen Wachmoment total geärgert, weil es mir so nutzlos erschien. Würde beim Duschen bestimmt total nerven. LOLLO!

DAS WAR'S. ENDE.


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