Thema:
Nazi Nazi Popazi flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:21.03.14 08:02
Antwort auf:Ukraine 2014 von Nitschi

Das Problem ist ja, das hierzulande gar nicht wirklich präsent ist, wie fließend die Grenzen in Osteuropa zwischen Nationalismus (Nicht unbedingt super, aber durchaus weitverbreitet, vom Orient bis zum Okzident) und Nationalsozialismus verlaufen. Und zwischen dem, was man hierzulande (eh schon sehr negativ belastet) "Patriotismus" nennt und dem, was man hierzulande als "Nationalismus" empfinden würde.

Da sind unsere Maßstäbe von Haus aus gefickt.

Die Leute, die mit russischer Agenda die Krim stürmen, um das ehemalige Hoheitsgebiet der UDSSR vor dem Nazi-Shit zu beschützen, finden eventuell Hitler supergeil. Putin hat de facto eine eigene "Putin-Jugend", die Partei hat dutzende Organisationen die sich im Spektrum dessen bewegen, was hierzulande mal als "Wehrsportgruppe" bekannt war. Zugleich grassiert vom Balkan hinauf zum Baltikum auf verschiedenen Stufen der Antisemitismus. In Bulgarien machen die Nazis seit der Jahrtausendwende Rabatz, radikal Rechte sind an den Ostgrenzen der EU salonfähig geworden. Das ist einfach Fakt. Genauso Fakt ist es, dass radikalrechte Kräfte in der russischen Förderation von allen quasi-oppositionellen Kräften am ehesten geduldet wurden, was den Hitler-Verehrer Wladimir Schirinovski und dessen andauernde Präsenz in der Duma erklärt, während ideologisch ungleich harmlosere (aber von der Einflusssphäre her für die regierende Schicht gefährlichere) oppositionelle Kräfte zu tausend Jahren Steinekloppen im Arbeitslager verknackt wurden.

Wer in diesem Konflikt eine belastbare Trennlinie ziehen will, kann das nicht zwischen Nazis tun. Vor allem, weil die Nazis in den Ländern, die Russland in seine Einflusssphäre lang- oder mittelfristig bringen wollen könnte, absolute Opportunisten sind, die gegen genug Kohle notfalls zum orthodoxen Judaismus konvertieren würden. Was Russland, die Ukraine und angrenzende Bereiche ebenfalls gemein haben, dürften nämlich die kurzen Dienstwege zwischen krimineller Wirtschaft, legitimer Wirtschaft und Regierung sein, in der alle genannten Seiten gleichermaßen mit involviert sein dürften. Das klingt gaga, weil's halt auch in diesen Breitengraden ein unbeliebtes Thema ist. Wenn jetzt jemand denkt, ich würde von Bilderbergern oder so phantasieren - natürlich nicht. Das ist nicht die jüdische Weltverschwörung oder die New World Order. Es bedarf keiner elaborierten VErschwörungstheorien, um Realpolitik zu beschreiben.

Ein Weltmachtstreben, das über Skrupeln schwebt: Das Instrumentalisieren von Patriotismus unter Inkaufnahme, dass einige das eventuell VIEL zu ernst nehmen; die schnelle Rekrutierbarkeit von Lakaien, um Präsenz zu zeigen und Tatsachen zu schaffen... das ist alles nicht geil. Extrem gruselig sogar. Und komplett jenseits von "liberal", "konservativ", "kapitalistisch", "kommunistisch" oder sonstwie das Indiz eines autoritären Regimes, das auf seine Bevölkerung und deren Wohlbefinden und Würde scheißt und stattdessen Obrigkeitshörigkeit zu seinen Gunsten mißbraucht - und teilweise auf fruchtbaren Boden trifft.

"Die Juden" werden in diesem Mächtegepflecht zum Spielball, so wie "Die Immigranten". Zur Verhandlungsmasse und Drohkulisse.

Und kommt einem das nicht irgendwie bekannt vor? Ballt sich bei niemandem ratlos in der Kehle die Kotze, wenn er abends Nachrichten schaut? Möchte niemand jemanden schlagen, wenn er sieht, wass der INNERPARLAMENTARISCHEN Opposition dazu einfällt?

Nee, Medienschelte, Verschwörungstheorien, Politikverdrossenheit... woher kennt man DAS denn nun wieder? Argh...

[http://taz.de/Linkspartei-Gruene-und-die-Krim/!135057/]

Das ist alles so eine Kackscheiße, dass ich froh bin, da frohgemut betonen zu können, keine Meinung zu zu haben. Ey, deutscher Aussenminister bis Ende der 90er war wohl der geilste Job der Welt. Kein Wunder, dass die FDP das immer machen wollte.

PS: Durch die fast präsowjetische Dissidentenpolitik wurde seit dem Ende von Jelzins Regentschaft quasi jeder, der halbwegs normal zwei Gedanken zueinander bekommt, entweder vergrault oder ins Lager gesteckt. Dass soll nicht heißen, das Jelzin ein großer Verfechter der Meinungsfreiheit war, dem war das halt latten. Putin, aus gutem Grund, nicht. Und hinter diesem Grund kein "Grand Design" zu vermuten, ist schlicht naiv, spätestens, nachdem er vor fünf Jahren Medvedew als einen der offensichtlichsten "Mandchurian Candidates" der Weltgeschichte als Marionette installierte, um die Verfassung zu umgehen.


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