Thema:
Re:zu Django (Speuler) flat
Autor: KaiserBecks
Datum:29.01.13 23:36
Antwort auf:Re:zu Django (Speuler) von Pezking

>Sehe ich komplett anders. Schultz war ein höchst moralischer Mensch, der für alle seine Taten eine moralische und gesetzliche Legitimation benötigte. Und er hatte Gefallen daran, böse Menschen zur Strecke zu bringen.

Moral spielt durchaus eine Rolle (und bricht ihm im Endeffekt das Genick), er hat aber in erster Linie Gefallen daran, zu inszenieren und in Kontrolle zu sein. Siehe auch die Situation mit dem Sheriff, die sich komplett anders haette loesen lassen koennen. Die Erklaerung kommt uebrigens nicht von mir, sondern von Tarantino selbst.


>Nun ist er bei den Sklavenhändlern und -besitzern auf ein Völkchen gestoßen, das sich - legitimiert durch das Gesetz! - ungestraft die größten Ungeheuerlichkeiten erlauben durfte. Und er und Django begegnen diesen Kreisen auch noch mit Respekt und versuchen, die Freiheit von Broomhilde nach deren Spielregeln herbeizuführen.

Weil Schultz keine andere Moeglichkeit gesehen hat, in's "Candeeland" zu kommen. Er bringt Candee zu keinem Moment Respekt entgegen, sondern gaukelt ihm was vor. Im Endeffekt war der Plan, ihn zu verarschen.

>Und er sah, dass er Django auf einen unmoralischen Pfad führte, auf dem jeder Anstand auf dem Weg zu seiner Frau auf der Strecke blieb.
>
>Dieses ganze Kartenhaus fiel (Beethoven sei Dank!) in sich zusammen, und als Candie auch noch das letzte Fünkchen Stolz von ihm haben wurde, war für ihn Schicht im Schacht.


Eben. Stolz. Er hat aus einem Impuls heraus gehandelt und hat es sofort bereut. Er sagt nicht "Sorry, auf Wiedersehen", sondern "I'm sorry. I couldn't resist." Es war ja noch nichtmal ein Opfer. Fuer jemanden, der die ganze Zeit derart methodisch vorgegangen ist, kann dieser Entschluss nicht rational gewesen sein. Er hat nicht an Django gedacht, sondern an Candee.

>Dass er Django zutraute, dort allen den Garaus zu machen, wurde ja am Ende des Films in einer Rückblende verdeutlicht, als er ihn "die schnellste Hand des Südens" taufte.

Django hat aber eben NICHT allen den Garaus gemacht, sondern die Schiesserei nur durch Steven (!) ueberlebt. Natuerlich wusste Schulz, dass Django ein Naturtalent ist. Aber das hat ihn in der Situation nicht weit gebracht.

>Schultz opferte auf gar keinen Fall Django für seinen eigenen Stolz! Dazu fühlte er sich zu sehr für ihn verantwortlich, und dazu hatte er zuviel Vertrauen in ihn und sein Können.

Er hat weder etwas geopfert noch sich fuer irgendwas verantworlich gefuehlt. Er hat in dem Moment nicht nachgedacht.


>Nicht vergessen: Sein gewaltfreier Plan mit dem Freikauf von Broomhilde fasste er ja nicht, weil er einen frontalen Angriff auf Candyland für unmöglich hielt, sondern weil er nicht gegen das Gesetz handeln und selbst zum Verbrecher werden wollte! Und genau dieses Gesetz schützte nun einen Verbrecher wie Candie. Daher hörte Schultz auf, die Welt vor Django zu schützen.

Mit Django hatte die Situation ueberhaupt nichts zu tun.


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