Thema:
Re:Hmmm... flat
Autor: Rikkimaru
Datum:24.06.10 20:07
Antwort auf:Hmmm... von Shoryuken

>Ich würde mal behaupten ich erfülle so ziemlich das Klischee der angepeilten Zielgruppe (Langhaarig, Metalhead, kein vernünftiges Buch zu hause (nur Fantasy-Quatsch), Rollenspieler, Tabletopper und Schaukampfwaffen an die Wand genagelt) - habe mir gestern dann mal das Promomaterial auf der HP so ziemlich am Stück angehört (Tor der Toten fehlt noch) und nebenbei ein Nachtgoblin Speerträgerregiment für Warhammer angepinselt.
>
>Was soll ich sagen... bislang bin ich (noch) nicht überzeugt.
>


Das ist doch ganz in Ordnung. Geschmäcker sind verschieden und wir wollen doch niemandem unser Werk aufzwingen. Das du (noch) nicht überzeugt ist freut aber dennoch, da du anschenend zumindest gewisse Aspekte als Überzeugungsfähig erachtest.

>Das Positive zuerst, die Sprecher machen ihre Aufgabe gut (die Drizzt-Hörbücher wirken geradezu fremdschämig im Vergleich), die Produktion ist hochwertig, Abmischung ist sehr gut, die Zwischenmusiken gefallen mir (besonders das Karakesch-Thema) und die Soundeffekte kennt man nicht bereits aus diversen Spielen/Filmen. Das Artwork ist ebenfalls schnieke.
>
>Also die "production values" sind definitiv Sahne und dementsprechend auch ihr Geld wert.
>


Danke, dass hört man gerne. Selbige Leidenschaft ist auch in die Drehbücher geflossen, dass sieht man nicht nur an der Länge der Produktion. Das die Drizzt Sachen dagegen abstinken fasse ich natürlich als Lob auf, vor allem da Drizzt hier Marktführer ist, aber ich denke Drizzt ist ebenso sehr ordentlich produziert. Zudem schätze ich Lausch und möchte nicht, dass man deren Produktionen so abwertend darstellt. Die Hörspielindustrie ist klein. Jeder kennt wirklich jeden.

>Aber, vom Inhalt her... hoffe ich das es ab Akt 2 aufwärts geht.
>Ich wurde die ganze Zeit das Gefühl nicht los hier hat ein übermotivierter Dungeonmaster seine Pen & Paper Kampagne auf Buchformat "aufgelevelt". Ich kann natürlich nur von dem ausgehen was ich jetzt gehört habe... aber in der ersten Folge gleich aussprechen das die Welt a) dem Untergang geweiht ist b) der Auserwählte wahrscheinlich die Über-Powers hat von denen noch keiner so richtig weiß c) Gottgleiche Wesen im Hintergrund die Fäden spinnen (Spinnen dröseln am Schicksal... whooow, einfallsreich... nicht) - totale Abtörnung. Die Grundlage von diversen AD&D Spielbüchern aus den 80ern... geht mal gar nicht. Da wäre meine erste Frage ob man das nicht hätte besser lösen können? Das ist ja gleich über-episch und dramatisch in der ersten Folge... sowas kennt man ja sonst eigentlich nur noch aus Videospiel-Plots.
>


Der Inhalt ist so wie er ist: Ein Fantasy Werk das eben in bestimmten Bereichen der Fantasy angesiedelt ist und damit
auch alles bringt, was diese Art der Fantasy so mit sich bringt. Als Autor habe ich sehr stark auf bildliche Elemente geachtet (Rad des Schicksals, Gottgleiche Wesen). Auch wenn dich das abtörnt und du der ganzen Sache eine gewisse Negativität entgegenbringst (Wo gibt es sonst noch Spinnen die am Schicksal "fädeln") habe ich versucht sehr viel eigenständiges einzubringen. Dass das Ganze Episch aufgezogen ist liegt in der Natur der Sache. Die Welt geht unter... ein Thema das so oft schon genutzt wurde, dass Zählen sinnlos ist. Es ist die Art der Geschichte wie man es erzählt. Und ich hoffe hier eine weitere Interpretation hinzuzufügen die sich nicht zu verstecken braucht.

>Und so gut die Sprecher auch sind... J.D. in einer Hauptrolle? Ich kaufe ihm die "der hünenhafte Nordmannkrieger"-Rolle absolut nicht ab, ich sehe da eher immer den schlacksigen Assistenzarzt. Bzw. einen seiner Tagträume. Auch ansonsten "kennt" man die Stimmen leider in größeren Rollen und da oft kaum bis gar keine Beschreibung der Figuren stattfindet formen sich in meinem Kopf automatisch Assoziationen zu den anderen Rollen.
>Witzig ist das Plankton (der Kristallhändler, könnte zumindest schwören das es derselbe Sprecher ist... aber nachdem Spongebob schon einen Goblin gemimt hat halte ich das für wahrscheinlich) hier wohl eine ähnliche Rolle hat wie in Spongebob Schwammkopf als abgehalfterter Besitzer eines schlechtlaufenden Geschäfts XD


Bei den Sprechern selektieren wir nicht unbedingt nach Rollen, sondern nach Fähigkeiten. Kim Hasper ist ein fantastischer Amon von Falkenfels. Das Ausblenden von J.D. wird dir sicher mit der Zeit immer einfacher fallen... Amon ist übrigens nicht unbedingt ein hühnenhafter Nordkrieger. Siehe Artworks. Er ist ein junger unerfahrener Spund der in der ganzen Geschichte zum Mann reift.

>Die Witzigkeit ist ansonsten ja eher plump... die Jokes mit den Heldenwaffen waren dann schon "facepalm"-Material und stehen an trauriger Spitze.
>


Hier kann ich aus dem Nähkästchen plaudern. Die Witzigkeit bzw das Empfinden der Witzigkeit scheint mit der Altersgruppe zu variieren. Altersgruppen von 8 bis 20 haben sich köstlich amüsiert. Ältere Semester hatten bei manchen Sachen so ihre Probleme, aber auch hier gab es sehr angenehme Ausnahmen. Humorsache ist eben relativ.

>Das mag andere Leute nicht stören, ich habe da große Probleme mit (deswegen bin ich auch kein Freund von Synchros).
>
>Ansonsten ist mir das alles zu sehr high-fantasy-Klischee, bzw. wirkt so zusammengesucht aus diversen Vorlagen (untote Piraten auf einem Geisterschiff, fallengespickte Katakomben mit Drache als Endboss, Luftschiffe, fliegende Wolken, die Festung der Toten, das IMPERIUM!) - bislang fehlt absolut die Eigenständigkeit und vorallem das Gefühl einer zusammenhängenden Welt. Es wirkt eher wie einzelne, voneinander abgetrennte "Zonen" die je nach Quest bewandert werden müssen.


Das bekannte Elemente vorhanden sind ist ein bewusst gewählter Schritt in sich: Wir haben diese Art der Fantasy produziert und es wäre wohl für viele eher ein Schlag ins Gesicht NICHT solche Elemente wie Drachen und andere Monster vorzufinden.

>Komische Zaubersprüche und nerdiges Geschwafel tun dann ihr übriges und erinnern mich mehr an eine Diehard-Runde DSA.
>Und das Schwert des Helden kann mit Titanenknochen ein Upgrade erfahren... wo bitte geht's zum nächsten Speicherpunkt?
>
>Und trotz drohender Gefahr war bislang ein mitfiebern auch noch nicht möglich, selbst die Actionszenen bisher waren ziemlich entspannt... wenn ich da an bspw. [http://www.blacklibrary.com/Warhammer-40000/Thunder-from-Fenris.html] denke... oder an die ansonsten eher schlechten Drizzt Dinger.
>


Zum Kontrast mal eine Kritik eines anderen Hörbuchrezensenten:

[...]Die Musik ist überragend, wie auch das Sounddesign und es
fällt nicht schwer in diese Welt voller Krieger, Magier, Söldner und
Gestaltwandler einzutauchen. Es entstand eine gute Alternative zu Drizzt und
Dragonbound, die ich nur jedem Fantasy-Fan ans Herz legen kann. Der Autor David
Holy hat zusammen mit seinem Regisseur Björn Korthof etwas Grosses geschaffen,
das zumindest mich noch lange begleiten wird. [...]

[http://www.hoerspiel-freunde.de/index.php?page=Thread&threadID=9733]

>Irgendwie kommt das noch nicht so rum, wie's gedacht ist - oder ich brauche als "trainierter" Fantasy-Honk einfach härteren Stoff - sodaß mich die letzten Helden einfach kalt lassen. Ein bisschen mehr "grimdark" ohne Holzhammer wäre schön. Müsste ich beschreiben wie eine Videospiel-Umsetzung von DLH aussehen müsste, würde ich sagen 16 Bit Bonbon-Grafik und Kopffüßer-Party.
>


Die Bilder sprechend doch eine ganz andere Sprache! Für jemanden der Fantasy nicht kennt sind die letzten Helden wie eine wahre Fantasy Wundertüte. Alles drin, Spiel, Spaß und Überraschung. Um es auf die Story zu beziehen: Mystery, Abenteuer, Action, Magie, Krimi, usw...

>Eine Sache die mir noch aufgefallen ist, die optische Seite (Beschreibungen, ausmalen des Gehörten) sind mehr als knapp gehalten - ich bilde mir ein das es in den späteren Episoden etwas besser wird aber insgesamt habe ich allenfalls ne' mehr als vage Vorstellung wie die Helden und ihre Umgebung aussehen. Selbst der Kristallwald wird nur mehr als knapp beschrieben... und das war ja eigentlich die außergewöhnlichste Location bisher. Man muß ja nicht gleich Tolkien-like lange Abhandlungen über die Runenverziehrungen auf dem Pommel des Schwertes des Hauptmanns abliefern... aber manchmal ist ein bisschen mehr doch ein bisschen mehr.
>
>Abschließend... die Demoausschnitte funktionieren eigentlich schon zu gut. Bislang war in jedem Teil eine Erläuterung was noch so in der Vorgängerepisode geschehen ist... ohne die dann noch wirklich hören zu müssen. Sehe jetzt eigentlich nicht warum ich noch in die ersten 6 Folgen investieren sollte, den groben Plan was so abging habe ich ja jetzt.
>
>Die Einleitung und Vorgeschichte für solche Stories sind eigentlich immer sehr schwierig, besonders wenn sie sich ziehen ohne das wirklich was passiert... die Beschreibung der anderen Akte klingt aber noch ganz gut. Ich hoffe sehr das es irgendwann ein bisschen ernstzunehmender wird und loslegt, ansonsten wäre es sehr Schade um die perfekte Technik und die hochwertigen Sprecher wenn nur eine lauwarme Geschichte bei rumkommt. Ich gebe die Hoffnung aber noch nicht auf, und werde Akt 1 erstmal sein lassen aber zum Start von Akt 2 nochmal reinschauen - eventuell flasht mich der Comic ja mehr (schöne Zeichnungen reißen bei mir viel).
>

Ich denke du bist einfach übersättigt und erwartest etwas anderes als was diese Produktion ist. Sie ist eine vielfältige Fantasy Geschichte die in jenem Setting spielt, das du so ankreidest.

>Klingt jetzt wahrscheinlich sehr negativ, hoffe aber das es nicht als haltlose, unverständliche Kritik verstanden wird und das dein nächstes Fantasy-Projekt vielleicht etwas anders wird, weniger weichgespült und dafür mit ein paar Ecken und Kanten.
>


Ich habe die Kritik gerne zur Kenntnis genommen. Bitte beachte das du nur Demos/Promos gehört hast, die leider nicht einmal 50% der jeweiligen Episode/Handlung enthalten. Du hast keine der Geschichten zu Ende gehört. Stell dir mal vor du schaust The Sixth Sense und hörst nach der Hälfte auf und kennst das Ende nicht. Dramaturgisch sind die Episoden so verfasst das auf der 2ten Cd stehts RambaZamba vorherrscht. Wir wollen ungern gleich das Beste weggeben :)

>Ich denke aber mal das Du ein absolut familientaugliches und vorallem Massenmarkt-kompatibles Produkt geschaffen hast und wünsche Dir das es dir reichlich Taler beschert und sich positiv entwickelt.

Vielen Dank für dein Interesse. Es wäre schön wenn du mal die Zeit findest eine vollständige Episode zu beurteilen und nicht nur einen kurzen Promoeinblick.


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