Thema:
Re:@ DJS flat
Autor: Baschdl
Datum:06.01.09 02:03
Antwort auf:Re:@ DJS von DJS

>Du versuchst hier zu zeigen, dass bei gleichstarken Spielern Glück nicht so eine große Rolle spielt, und zeigst imo das Gegenteil. ;)

War mir klar, dass du das anders siehst, weil du Glück bzw. den Kontext etwas anders definierst als ich. Deswegen hab ich ja auch geschrieben, dass es bei einer reinen Einzelhandbetrachtung wie bei dem einen Fall mit 50/50 es sich um eine "Glücksfrage" handelt.

>Wie du schon sagst, im Prinzip müsste es irgendwann auf "+- Null" herauslaufen. Tut es aber (vor allem eben bei Turnieren) aber nicht, was imo heisst -> nur Glück entscheidet. Einer von den gleichwertigen Spielern muss nun mal ausscheiden.

Entscheidend ist aber eben bei einer isolierten Betrachtung das längerfristige Ergebnis - dass bei einer einzelnen Hand dann quasi das Glück entscheidet, hab ich dir ja im Post zuvor schon eingestanden. Und das wäre genau in einem Einzelturnier der Fall, was ich deswegen auch nie in meinem Post als Ausgangssituation erwähnt hatte. Wenn ich von langfristig und nur zwei Spielern rede, dann idealerweise von Cashgame mit konstanten Einsätzen und zwar Heads-Up, um weitere Faktoren zu eliminieren. Und wenn du da wirklich zwei identisch gute Spieler finden würdest und diese einige hundertausend Hände spielen, dann würden die auch etwa +- Null rauslaufen. Und da sehe ich dann keinen Glücksfaktor.

Dass man gerade in der Endphase eines Turnieres auch etwas Glück braucht, streitet ja niemand ab. Früher oder später läuft es halt mal auf einen Coinflip raus, das ist nun mal so. Aber auch da kann man falsch und richtig spielen - da spielen Faktoren wie Stacksizes, Position und Blinds eine entscheidende Rolle, die Karten sind da unter Umständen gar nicht so entscheidend.
Und gute Spieler sind durch ihre Spielweise eben deutlich seltener kritischen Situationen ausgesetzt als schlechtere und erhöhen dadurch ihre  Gewinnchancen. Es behauptet ja auch niemand, dass man beim Pokern so gut sein kann, dass man das Spiel dominiert. Aber darum gehts auch nicht.

>>Natürlich kommt es immer darauf an, was man unter "Glück" versteht, ich mag dieses Wort eh nicht. Glück hat imo eher jemand, der eine schlechte Entscheidung getroffen hat, hintenraus aber noch dafür belohnt wird.
>
>Das "Problem" dabei ist, dass es auch Glück sein kann, die gute/schlechte Entscheidung zu treffen. Wenn ich KK hab und ein all-in calle, dann ist es halt immer ne gute Entscheidung (rein mathematisch meine ich), außer der andere hat AA.


Ja und? Wenn der andere AA hat, dann ändert das nichts daran, dass der Push/Call mit KK (in 99% der Fälle und wenn wir von extrem tighter 4bet-Action absehen) richtig war.

Und wenn ich AA habe und der andere mit KK callt und gewinnt, dann würde ich auch nie sagen, er hat die falsche Entscheidung getroffen und wurde hintenraus dafür belohnt. Natürlich ärger ich mich, aber KK gewinnt nun mal auch in 20% der Fälle. Mit schlechten Entscheidungen meine ich eher eklatante Misreads oder mathematisch inkorrekte Entscheidungen, denn nur die sind in der Regel falsche bzw. schlechte Entscheidungen. Gerade beim Onlinepoker.

Das Entscheidende ist: Entscheidungen werden im Poker nicht daran gemessen, ob sie im Nachhinein richtig waren (also ob du einen Coinflip auch gewonnen hast oder ob der andere eben AA aufgedeckt hat), sondern ob sie zum Zeitpunkt der Entscheidungsfindung auf Basis aller verfügbaren Informationen die Richtige war. Und bei Spielen mit unvollständigen Informationen (ungleich z.B. Schach) herrscht nun mal ein Unsicherheitsfaktor, aber genau das macht das Spiel so spannend bzw. interessant.


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