Thema:
Re:Infektionswelle bei Kindern flat
Autor: Phineas
Datum:14.12.22 15:08
Antwort auf:Re:Infektionswelle bei Kindern von Mampf

>Hauptpunkt bleibt aber, und das müssen Mediziner beantworten, inwiefern wiederholter Kontakt mit leichter Aufnahme von entsprechenden Viren eine entsprechendes immunantwort "antrainiert".

Das müssen sie zweifellos. Mich nervt an diesem plötzlichen "Immunschuld"-Allgemeinplatz, dass das ohne groß drüber nachzudenken angebracht wird, weil es ja so logisch ist und ganz toll in die eigene Meinungswelt passt. Ist ja auch ein verführerisch überzeugender Gedanke, dass der Mangel an Exposition mit wenigen oder nicht so gefährlichen Erregern wegen Masken nun den gegenteiligen Effekt bringt.

Nun ist es aber so, dass die Menschheit seit Entdeckung, dass winzig kleine Keime schuld an sehr vielen schlimmen Krankheiten sind, darauf bedacht ist, die Exposition gegenüber diesen Keimen zu minimieren. Und das ja sehr erfolgreich, wenn man sich die Bedeutung sterilen Arbeitens in der Medizin und Nahrungsmittelproduktion und unsere generelle hygenische Lebensweise ansieht. Und die andere Methode ist das Impfen gegen diese Keime, das gezielte und gesteuerte "Trainieren" des Immunsystems durch nicht-infektiöse Teile oder Merkmale des Erregers. Und dann gibt's noch die Möglichkeit, das Immunsystem allgemein zu stärken, durch eine gesunde Lebensweise.

Dass man sich aber gezielt den Keimen aussetzt, um eine grundlegende Immunisierung zu erhalten oder das Immunsystem auf Trab zu bringen, hat meines Wissens noch nie zum Kanon gehört - und rangiert deshalb für mich gefühlt auf einer Stufe mit Dreckfressen und Masernpartys.

Aber wie Du schon sagst, da kann ja furchtbar viel mit dranhängen, es gibt so viele mögliche Aspekte, die hier und jetzt eine Rolle spielen können und deren Wirkung frei von Meinung und politischem Lager (eh das Schlimmste, dass diese ganze Sache zum Politikum gemacht wurde) erforscht werden sollten. Haben sich vielleicht die allgemeinen Lebensbedingungen während der Pandemie-Eindämmung so verändert, dass das Immunsystem allgemein darunter gelitten hat? Ist die "Immunschuld" eher eine "Infektionsschuld" - also sehen wir jetzt einfach ein Mehrfaches der Atemwegserkrankungen bei Kindern, weil sie die letzten zwei Jahre sich wegen des Infektionsschutzes nicht angesteckt haben? (Also: Heuer wird ein prozentualer Anteil dreier Jahrgänge gleichzeitig krank statt nur einem). Es gibt so viele interessante Fragestellungen und Möglichkeiten.  

>Es wäre schön, wenn es in der Hinsicht eine konstruktive Debatte geben würde, die nicht nur auf wütende Twitter Kommentare basiert. Es ist schon sehr traurig, wie auch vermeintlich seriöse wissenschaftler sich auf grabenkämpfe einlassen.

Stimmt. Und tut mir leid, dass mein schiefes Beispiel von oben auch nicht angemessen war, das Ganze hier in vernünftiger Weise zu diskutieren.


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