Thema:
Re:Ja mann! flat
Autor: _bla_
Datum:18.11.22 21:38
Antwort auf:Re:Ja mann! von Sven Mittag

>Nehmen wir aber dann halt mal deine Zahlen. In diesem Fall würden in der Zahnmedizin sogar 10 % der Privatpatienten 50 % der Gesamteinnahmen ausmachen. In der Humanmedizin würden es "nur" 30 % der Gesamteinnahmen sein, welche durch 10 % der Versicherten generiert werden. Wo genau ändert sich durch diese Zahlen meine Ursprungsaussage?

Welche Aussage meinst du mit Ursprungsaussage?

Meinst du damit "Naja, zunächst einmal sind "nur" 13 % Privatversichert, diese machen jedoch im Schnitt 50 % der Einnahmen der Praxen aus (!)."?
Oder den Claim "Er subventioniert damit zum Teil die schlecht bezahlte Leistung des GKVlers."?
Bei der ersten Aussage dürfte es doch klar sein, wo der Konflikt besteht? Weniger als 30% sind eben etwas deutlich anderes als 50%. Zudem genau lesen: Wenn 71,2% der Einnahmen von Kassenabrechnungen stammt, dann ist der Rest keineswegs vollständig auf PKV Versicherte zurückzuführen, sondern beinhalten auch Leistungen die privat abgerechnet wurden, aber nicht für PKV Versicherte sondern bspw. auch für GKV Versicherte, mit Zusatzversicherung oder Selbstzahler.

>>Und nochmal: Das ist praktisch ausschließlich ein Zahnmedizin-Problem. Wer einen Herzinfarkt hat, der bekommt sein Stent oder Bypass halt auch ohne Herzzusatzversicherung oder tausende Euro Selbstbeteiligung etc.
>>
>
>Really? Also ist es unmöglich, dass du deinen Stent oder Bypass kriegst und am Ende eine Rechnung über 5000 Euro als PKVler kriegst? Dies wäre mir neu. Und hier habe ich jetzt gerade einmal den Selbstbehalt berücksichtigt.


5000 Euro ist ja gerade der maximal mögliche Selbstbehalt in der PKV und sowas führt dann auch zu deutlich geringeren Beiträgen.
Der Absatz war aber von mir unglücklich formuliert, mir ging es an der Stelle vor allem um GKV Versicherte, der Satz war in Verbindung mit "Die Leistungen der GKV sind aber vorallem im Bereich Zahnmedizin stark eingeschränkt. Deshalb haben dort ja auch viele Leute zusätzliche Versicherungen." Das der Anteil der Privatabrechnungen an den gesamten Einnahmen in der Zahnmedizin wesentlich höher ist, als bei fast allen anderen Ärzten liegt eben auch daran, das dort die Leistungen der GKV stark eingeschränkt sind und private Zusatzversicherungen wesentlich häufiger. Auf den 50% Einnahmenanteil der Privatabrechnungen würden nur mit den 10% PKV Versicherten nicht kommen, sondern das klappt nur, weil sie auch mit ganz vielen GKV Versicherten Leistungen privat abrechnen.

>So tolle Dinge wie nicht akzeptierte Begründungen für Steigerungen und Behandlungen über den Steigerungsfaktor von 3,5 können gerne noch dazu kommen. Auch wenn diese zumindest bei Grundbehandlungen wie von dir aufgeführt, vermutlich nie bis fast nie vorkommen. Dennoch ist es möglich. Nettes Beispiel an dieser Stelle: Haben im Patientenklientel einen Lehrer, der nach Tumorbehandlung aufgrund mehrerer zehntausend Euro nicht übernommener Kosten pleite ist. Nochmals: PKV ist keine Vollversicherung!
>
>>>Wenn ich aber knapp 10 Euro für ne halbe Stunde Beratung eines GKVler bekomme, von denen ich Investition, Personalkosten, Miete, Heizung und sonstige Kosten Zahlen soll, subventioniert mir der Private halt die Praxis, da ich hier in ner halben Stunden 500 Euro verdiene.
>>
>>Du verdienst mit einer halben Stunde Beratung bei einem PKVler 500 Euro? Da wüsste ich ja gerne mal wie das gehen soll. Lange Beratung ist doch auch in der PKV eher mies bezahlt. Selbst solche speziellen Beratungen wie GÖA 34 bringen doch gerade mal 61,20 Euro:
>>[https://abrechnungsstelle.com/goae/goae-34/]
>
>*sight* Lesefähigkeit UND Verständnisfähigkeit von der Materia. Zunächst habe ich oben nie geschrieben, dass die 500 Euro auf Beratung gemünzt sind. Es sollte ein Beispiel für eine sehr schlechte (aber nicht mal seltene) GKV-Leistung gestellt werden, im Vergleich zu den Einnahmen, die ich durch einen PKVler erwirtschafte. In unserem Fall der Durchschnittsstundensatz für ne PKV-Behandlung.


Ein solcher Vergleich ist völlig sinnfrei, man könnte auch sagen irreführend, du müsstest schon die gleiche Leistung vergleichen oder aber den Durchschnittsstundensatz bei GKV-Behandlungen und PKV-Behandlungen vergleichen.  

>Ganz davon ab, wäre es aber nicht mal ein Problem mit ner simple Ä3 auf einen Stundensatz von 500 Euro zu kommen, wenn ich es denn will und der Patient es bereit ist zu zahlen.

Ein sehr praxisfremdes Beispiel findest du nicht? "Herr _bla_, für meine Beratung verlange ich einen Faktor 59. Sie haben bestimmt Verständnis dafür, das sie von den 500 Euro für eine halbe Stunde Beratung nur 30,60 Euro von ihrer Versicherung zurückbekommen" Legal mag das ja sein, aber du wirst in der Praxis fast nie Patienten haben, die sowas akzeptieren.
Normal ist doch: Es wird gerade so gesteigert, das die Versicherung des Patienten es akzeptiert. Dafür werden dann gerne mal Begründungen akzeptiert, bei den fraglich ist, ob sie tatsächlich zutrefen. Da sind dann angeblich fast alle Beratungen besonders kompliziert und langwiedrig und sowas wie "erschwerter Mundzugang" landet auf praktisch jeder PKV Rechnung.


>Auch hier: Really? Also ist ein Fee-For-Service-System wie - sagen wir mal die PKVs - unmöglich?

Es geht um ein Fee-For-Service-System für die gesamte Bevölkerung, nicht nur für eine kleine privilegierte Gruppe. Dann landest du ganz schnell bei solchen Problemen wie in den USA: Ein sehr teures System, viele Leute gehen trotz Versicherung pleite, wenn sie krank werden und während bei einem kleinen Teil der Patienten Spitzenleistungen vollbracht werden, fällt die Leistung insgesamt sehr durchwachsen aus, weil viele gar nicht richtig versorgt werden.

>Bei vernünftiger Bezahlung der Ärzte - wie bei den PKVs? Interessant...

"Vernünftige Bezahlung" wie 1000 Euro Stundenlohn? Sorry, aber das fällt mir doch sehr schwer nachzuvollziehen, warum das nötig und vernünftig sein sollte. Wo soll die Begründung dafür sein? Es ist doch nicht so, das niemand gerne Zahnmediziner werden will oder ein entsprechendes Talent extremst selten ist oder eine Abwanderung in andere besser bezahlte Jobs stattfindet.


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