Thema:
Re:Ja mann! flat
Autor: Sven Mittag
Datum:18.11.22 10:47
Antwort auf:Re:Ja mann! von _bla_

>>Die 50:50 Quote für Praxen habe ich aus so gut wie jeden Seminar bzgl. Praxiswirtschaftlichkeit. Keine Ahnung woher die Referenten die Zahlen haben.
>
>Und das war nicht zufälligerweise ein Seminar für Zahnmediziner? Dort stimmt es ziemlich genau, insgesamt aber eben nicht.
>[https://dzw.de/statistisches-bundesamt-einahmen-praxen-pkv-gkv]
>"Während Arztpraxen im Jahr 2019 durchschnittlich 71,2 Prozent ihrer Einnahmen aus Kassenabrechnung erwirtschafteten, resultierten die Einnahmen der Zahnarztpraxen gut zur Hälfte (51,6 Prozent) aus dieser Einnahmequelle."


Nein, war natürlich eine Fortbildung für Podologen.

Nehmen wir aber dann halt mal deine Zahlen. In diesem Fall würden in der Zahnmedizin sogar 10 % der Privatpatienten 50 % der Gesamteinnahmen ausmachen. In der Humanmedizin würden es "nur" 30 % der Gesamteinnahmen sein, welche durch 10 % der Versicherten generiert werden. Wo genau ändert sich durch diese Zahlen meine Ursprungsaussage?

>
>Und nochmal: Das ist praktisch ausschließlich ein Zahnmedizin-Problem. Wer einen Herzinfarkt hat, der bekommt sein Stent oder Bypass halt auch ohne Herzzusatzversicherung oder tausende Euro Selbstbeteiligung etc.
>


Really? Also ist es unmöglich, dass du deinen Stent oder Bypass kriegst und am Ende eine Rechnung über 5000 Euro als PKVler kriegst? Dies wäre mir neu. Und hier habe ich jetzt gerade einmal den Selbstbehalt berücksichtigt. So tolle Dinge wie nicht akzeptierte Begründungen für Steigerungen und Behandlungen über den Steigerungsfaktor von 3,5 können gerne noch dazu kommen. Auch wenn diese zumindest bei Grundbehandlungen wie von dir aufgeführt, vermutlich nie bis fast nie vorkommen. Dennoch ist es möglich. Nettes Beispiel an dieser Stelle: Haben im Patientenklientel einen Lehrer, der nach Tumorbehandlung aufgrund mehrerer zehntausend Euro nicht übernommener Kosten pleite ist. Nochmals: PKV ist keine Vollversicherung!

>>Wenn ich aber knapp 10 Euro für ne halbe Stunde Beratung eines GKVler bekomme, von denen ich Investition, Personalkosten, Miete, Heizung und sonstige Kosten Zahlen soll, subventioniert mir der Private halt die Praxis, da ich hier in ner halben Stunden 500 Euro verdiene.
>
>Du verdienst mit einer halben Stunde Beratung bei einem PKVler 500 Euro? Da wüsste ich ja gerne mal wie das gehen soll. Lange Beratung ist doch auch in der PKV eher mies bezahlt. Selbst solche speziellen Beratungen wie GÖA 34 bringen doch gerade mal 61,20 Euro:
>[https://abrechnungsstelle.com/goae/goae-34/]


*sight* Lesefähigkeit UND Verständnisfähigkeit von der Materia. Zunächst habe ich oben nie geschrieben, dass die 500 Euro auf Beratung gemünzt sind. Es sollte ein Beispiel für eine sehr schlechte (aber nicht mal seltene) GKV-Leistung gestellt werden, im Vergleich zu den Einnahmen, die ich durch einen PKVler erwirtschafte. In unserem Fall der Durchschnittsstundensatz für ne PKV-Behandlung.

Ganz davon ab, wäre es aber nicht mal ein Problem mit ner simple Ä3 auf einen Stundensatz von 500 Euro zu kommen, wenn ich es denn will und der Patient es bereit ist zu zahlen. Dein toller Höchstsatz in der Quelle bezieht sich nämlich nur auf den Höchstsatz, den die PKV mit Begründung übernimmt. Ich kann nach entsprechender Aufklärung des Patienten beliebig hoch gehen. Im Falle der Ä3 halt auf den fast 60fachen Faktor.

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>>Und genau hier ist halt der Hund begraben. Das GKV-System ist hochgradig...fragwürdig aufgebaut. Primär durch die Budgetierung. Kriege ich meine Leistung nur bis zu einem gewissen Punkt ausreichend gezahlt, mache ich was? Genau bis zu dem Punkt arbeiten und dann in Feierabend gehen. Klar würde durch eine Bürgerversicherung der Punkt bis zur Decklung nach oben geschoben werden. Aber es wird halt nie ausreichen, um meine Arbeit vollumfänglich zu zahlen. Da Krankheiten leider immer den Nachteil haben, sich nicht an eine Budgetierung zu halten.
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>Das Problem ist nur, das "Fee-For-Service" ein Loch ohne Boden ist und dazu führt das jede Menge Leistungen mit zweifelhaftem Nutzen für den Patienten erbracht werden. Realistisch gesehen gibt es immer ein Budget, es wird immer nur ein begrenzter Anteil der Wirtschaftsleistung ins Gesundheitssystem fließen, woraus sich zwangsläufig auch ein begrenztes Budget ergibt. Man kann jetzt natürlich hingehen und sagen man macht "Fee-For-Service" ohne Budget für alle, aber müsste dann eben die Honorare so stark senken, das das Gesundheitssystem nicht zu teuer wird. Das setzt dann aber auch nicht unbedingt die richtigen Ansätze. Da werden dann Leistungen schnell und nachlässig erbracht und die sorgfältig arbeitenden Ärzte leiden. Im internationalen Vergleich kommt das deutsche System aber doch ziemlich gut weg.


Auch hier: Really? Also ist ein Fee-For-Service-System wie - sagen wir mal die PKVs - unmöglich? Bei vernünftiger Bezahlung der Ärzte - wie bei den PKVs? Interessant...


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