Thema:
Ergänzung zu Long Covid und Long Covid bei Kindern flat
Autor: Cedebo
Datum:12.10.22 11:33
Antwort auf:Re:Der Winter wird auf jeden Fall richtig geil. von Cedebo

WHO sagt:
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While most people who develop COVID-19 fully recover, it is estimated that 10–20% go on to develop what is now known as long COVID. This condition involves a variety of mid- and long-term symptoms such as fatigue, breathlessness and lack of mental focus. While the science behind long COVID is still unclear, a new WHO/Europe factsheet collects existing evidence on the condition and its often-debilitating effect on people’s lives.
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Quelle: [https://www.who.int/europe/news/item/10-10-2022-rehabilitation--recognition-and-research-needed-for-people-living-with-long-covid--new-who-europe-factsheet]

Das RKI sagt u.a.:
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In einem Umbrella Review von 23 Übersichts- und 102 Originalarbeiten variierte der Anteil von Long COVID in Studien mit Erwachsenen ohne Hospitalisierung zwischen 7,5 % und 41 %. Bei Erwachsenen, die wegen einer COVID-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten, wurden bei 37,6 % gesundheitliche Langzeitfolgen berichtet.
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und zu Kindern (tl;dr: Datenlage noch schwierig, aber besorgniserregend)

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Auch Kinder und Jugendliche können von gesundheitlichen Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion oder COVID-19-Erkrankung betroffen sein. Dabei scheint sich die Art der Symptome, die bei Kindern und Jugendlichen beschrieben sind, nicht wesentlich von denjenigen zu unterscheiden, die für Erwachsene berichtet werden. Allerdings beziehen sich die bisherigen wissenschaftlichen Studien zu gesundheitlichen Langzeitfolgen nach einer SARS-CoV-2-Infektion überwiegend auf Erwachsene. Die Datenlage bei Kindern und Jugendlichen ist nach wie vor sehr eingeschränkt, auch die Abstimmung eines "Core Outcome Set" steht noch aus.

In der bislang größten Nachbeobachtung von Kindern und Jugendlichen mit Krankenhausbehandlung wegen COVID-19, hatten etwa ein Viertel der Kinder und Jugendlichen auch mehrere Monate nach Entlassung noch mindestens ein gesundheitliches Problem. Bevölkerungsbezogene oder selbst selektionierte Stichprobenuntersuchungen, welche auch Kinder und Jugendliche mit leichteren oder wenig symptomatischen Verläufen einer COVID-19-Erkrankung einbeziehen, berichten hingegen ein geringeres Vorkommen von Symptomen, die über die akute Krankheitsphase von 4 Wochen nach Infektion bzw. nach Krankheitsbeginn hinaus noch vorliegen. Ein aktuelles Umbrella Review zu entsprechenden Studien berichtet Häufigkeiten von 2 % bis 3,5 % bei überwiegend nicht hospitalisierten Kindern. Ein kürzlich publiziertes Review zeigt jedoch, dass die Studienlage bei Kindern und insgesamt sehr heterogen ist und präzise Schätzungen derzeit nicht möglich sind.

Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen stellt die Abgrenzung gesundheitlicher Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion von indirekten gesundheitlichen Folgen der Pandemie eine besondere Herausforderung dar. Tatsächlich wird in bisherigen Studien bei einem Vergleich von Kindern und Jugendlichen mit und ohne SARS-CoV-2-Infektion (Fall-Kontroll-Studien) sehr häufig kein Unterschied in der Häufigkeit einzelner betrachteter Symptome berichtet (siehe auch systematisches Review). Allerdings finden sich offenbar Unterschiede nach Art und Gesamtzahl der betrachteten Symptome. In einer Meta-Analyse von Studien mit Kontrollgruppe wurde nach einer SARS-CoV-2-Infektion ein signifikant erhöhtes Risiko für kognitive Störungen, Kopfschmerzen, Geruchsverlust, Halsschmerzen und entzündete Augen berichtet. Kein Unterschied im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen ohne eine SARS-CoV-2-Infektion zeigte sich hingegen für Bauchschmerzen, Husten, Abgeschlagenheit, Schlaflosigkeit, Muskelschmerzen, Diarrhoe, Fieber, Schwindel und Atemnot. In der bislang größten Verlaufsbeobachtung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne SARS-CoV-2-infektion, der britischen CLoCk-Studie wiesen Kinder und Jugendliche nach SARS-CoV-2-Infektion häufiger multiple Symptome auf als diejenigen in der Vergleichsgruppe. Darüber hinaus hatten Schüler der Klassen 7 bis 13 mit anhaltenden Symptomen im britischen COVID-19 Schools Infection Survey eine höhere Wahrscheinlichkeit für psychischen Störung als Schüler ohne Long COVID. Auch eine bislang als Preprint veröffentlichte Analyse von GKV-Daten in Deutschland zeigt, dass bei Kindern und Jugendlichen nach einer vorangegangenen COVID-19-Erkrankung die Inzidenz für verschiedene körperliche und psychische Diagnose- und Symptomkomplexe erhöht ist.

In der Diskussion um COVID-19 bei Kindern wird international seit Beginn der Pandemie auch über seltene besonders schwere Fälle berichtet, die ca. 2 Wochen nach einer akuten COVID-19-Erkrankung oder SARS-CoV-2-Infektion eine intensivmedizinische Behandlung benötigen. Es handelt sich um eine starke entzündliche Immunreaktion (das sogenannte Multisystem inflammatory syndrome in children (MIS‐C) oder auch Pediatric inflammatory multisystemic syndrome (PIMS), siehe dazu auch aktuelle Ergebnisse der PIMS-Erfassung in Deutschland sowie weiterführende Informationen bei der WHO und den CDC). Betroffene Kinder leiden u.a. an hohem Fieber, Schmerzen, Erbrechen, Ausschlag und Müdigkeit. MIS-C oder auch PIMS stellen ein hochakutes Krankheitsbild überwiegend innerhalb von vier Wochen nach einer SARS-CoV-2-Infektion dar. Durch den zeitlichen Kontext gehören diese Krankheitsbilder jedoch nicht zu gesundheitlichen Langzeitfolgen von Long-COVID und Post-COVID gemäß aktuellen Definitionen.

Als Grundlage für zukünftige Forschungsaktivitäten werden von international besetzten Arbeitsgruppen derzeit Falldefinitionen für Long COVID bei Kindern und Jugendlichen erarbeitet. Entsprechend dieser zwischen Expertinnen und Experten konsentierten Forschungsdefinition werden als Post-COVID-19-Zustand Symptome bezeichnet (darunter mindestens ein körperliches Symptom), die nach einer bestätigten Diagnose von COVID-19 weiter bestehen oder neu auftreten, das körperliche, psychische oder soziale Wohlbefinden beeinträchtigen, das tägliche Leben in mindestens einen Bereich beeinträchtigen (z. B. Schule, Zuhause oder Beziehungen) und die über einen Zeitraum von mindestens 12 Wochen nach Infektionsbeginn andauern.

Stand: 11.07.2022
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Quelle:[https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html]


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