Thema:
Hier ähnlich, nur beknackter/ extremer flat
Autor: Koaxialtransistor
Datum:22.07.22 18:07
Antwort auf:Eine Trennung reingejagd bekommen von Lord Chaos

Wir sind nun seit 10 Jahren ein Paar, seit 6 verheiratet und ich war bis vor Corona der festen Überzeugung: perfekt für einander geeignet, wie Pech und Schwefel, blindes Verständnis.

Aber der Reihe nach:

Wir waren vor 4 Wochen auf der Hochzeit eines befreundeten Pärchens eingeladen. Schon im Vorfeld hatten wir unterschiedliche Auffassungen über eine Teilnahme an der Hochzeit mit ca 80 Personen. Eigentliche Hochzeit unter freiem Himmel, die Feier sollte dann in einem angemieteten Hotel stattfinden.

Im Verlauf der Party habe ich versucht an der Veranstaltung teilzunehmen, ohne zu lange in der gleichen Räumlichkeit zu verweilen oder zu engen Kontakt zu meinem Gegenüber zu hegen und mich öfters auf die große Hinterhof-Terrasse begeben (Teil des Partygeschehens mit Sitzgelegenheiten).

Es gab keine klassische Tanzfläche und da die Musik durch den Hinterhof eine erboste Nachbarschaft auf den Plan rief, wurden kurzerhand die Essensräume zur Tanzfläche umgebaut, Fenster zu, Türen zu...klar...wegen Lärm und so.

Meine Frau und ich waren unterschiedlicher Auffassung, ob man jetzt da wirklich dicht and dicht mit uns teils nur grob bekannten Leuten tanzen müsse. Ich habe mich entschlossen ihr nix vorzuschreiben, aber für mich selber das Risiko als zu hoch abgewogen (ich weiß ist beknackt wenn man sowieso einen gemeinsamen Hausstand bildet - aber ich hatte da keinen Bock drauf und meine sonst so penible und dauerdesinfizierende Frau eben schon "Wir waren seit über 2 Jahren nicht mehr tanzen" mit vorwurfsvoller Mine und Stimme).

Es kam wie es kommen musste und 2 Tage nach unserer Heimkehr war sie mit mittelstarken Symptomen positiv.

Unsere Tochter weilte zu der Zeit bei den Großeltern und konnte den Aufenthalt dort dann einfach ein paar Tage verlängern, bis zu Hause wieder "reine Luft" herrscht.

Ich bin trotz momentan krassen Rückenproblemen solange auf die Wohnzimmercouch umgezogen und habe mich mit FFP2 Maske um meine Frau gekümmert, wenn sie etwas brauchte...Lieblingsessen gekauft, selber gekocht, vor und nach der Arbeit den Haushalt geschmissen und zwischendurch immer nach ihr gesehen und gefragt wie es geht, ob ich ihr etwas Gutes tun könne, ein neues, größeres Tablet besorgt damit sie Filme und Serien schaun kann, bei offener Tür viel mit ihr gequatscht...etc etc

Nach 5 Tagen ging es ihr zwar besser, der Selbsttest aber noch immer in vollfett angeschlagen.

Irgendwann fing sie dann an unleidlich zu werden, wofür ich auf Grund der Situation durchaus ein gewisses Verständnis aufbringen konnte.

Jetzt hat meine Frau dann und wann die Angewohnheit, sich derbe in ihre emotionalen Höhen wie Tiefen reinzusteigern. Und so wurde aus schlechter Laune zielsicher eine "Ich bin ein gefühlloses Arsch, dass ja vollkommen übertreibt"-Agenda.

Auf der Arbeit hätte eine Kollegin die gesamte Zeitphase über mit ihrem Mann in einem Bett geschlafen und es wäre gar nix passiert, ich solle mich nicht so anstellen, würde maßlos übertreiben, sie total im Stich lassen und überhaupt.

Also hat sie angefangen im Haus ohne Maske umherzulaufen...mein Fehler war es nun, es zu wagen sie darauf anzusprechen.

Daraufhin entlud sich der gesamte Frust in einer netten Tirade und wildem Geschrei...am nächsten Tag war ich dann auch positiv.

Ihre Reaktion:
"Siehste, hab ich dir doch gesagt, jetzt dauert das alles eben nur noch länger weil wir versetzt krank sind, aber du willst ja nicht auf mich hören und weisst immer alles besser!!!"

Ich bin jemand, der seine Grenzen aus gutem Grund nicht gerne überschreitet und deshalb sehr lange versucht ruhig zu bleiben und zu beschwichtigen, versucht zu erklären, alles nicht so verbissen zu sehen und in einem übergeordnetem Kontext zu betrachten...was meine (bald Ex-)Angetraute dann und wann noch mehr reizt.

Es hat sich also noch weiter zugespitzt, extrem zugespitzt, wir sind zwar beide wieder genesen, aber nicht nur in Robert Lewandowski ist etwas gestorben, auch sie ist von mir maßlos enttäuscht, irreparabel, will erst einmal Trennung, dann Scheidung.

Also leben wir derzeit beschränkt auf ein Minimum an Kommunikation nebeneinander her und suchen beide eigene Wohnungen. Unserer Tochter zuliebe versuchen wir uns vor ihr zusammenzureißen, aber wennn Blicke töten könnten, würde sie mich Homelander-style zu Asche zerbröseln.

Die CoronaPhase hatte uns bereits einiges abgefordert, aber wir hatten uns immer wieder zusammengerauft, viel geredet, waren achtsamer miteinander, hatten uns auch Quality-Time gegönnt, sind auf Paar-Kurzurlaube gefahren um Zweisamkeit zu generieren, das Feuer am lodern zu halten und so, die komplette Schiene.

Jetzt schaffen wir keine 2 Tage mehr, ohne uns wegen unwichtigem Kack zu streiten und am Ende vom Lied bin ich der Arsch.

Total supi grade alles, die Trümmer einer gemeinsamen Existenz und Zukunft, ne macht Bock.


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