Thema:
Re:eben an der Schule... flat
Autor: Link
Datum:12.07.22 14:33
Antwort auf:Re:eben an der Schule... von Pezking

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>>>>Wenn man alle, die je mit Nazis auf die Straße gegangen sind (so falsch das ist!), als solche behandelt, kommen am Ende eher nicht weniger echte Nazis bei raus.
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>>>Wenn Du meinst, das man Leute die mal auf Demos waren und das jetzt nicht mehr machen, weil sie sich davon distanzieren, kann man diesen Leuten IMMER die Tür aufhalten.
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>>>Wenn man aber weiter unkritisch dazu steht auf den Demos gewesen zu sein, so wie von Rocco geschrieben, darf der Shitstorm weiter pusten.
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>>Ich glaube, gerade früher haben die Querdenker-Demos ein vielfältigeres Publikum angesprochen.
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>Da liegst Du falsch. Wann soll dieses "früher" denn gewesen sein? Dieser Sturm auf den Reichstag rund um die damalige Berliner Querdenker-Demo fand im August 2020 statt! Da hatten wir gerade einmal fünf Monate Pandemie hinter uns!


Und da waren alle dabei, die mal in ihrem Heimatort mitdemonstriert haben?

>>Da ist man halt mitgegangen, wenn man warum-auch-immer mit den Maßnahmen, den Schließungen etc. unzufrieden war.
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>Nee, das ist mir zu sehr verharmlost.


Du glaubst nicht, dass Leute aus Verzweiflung über geschäftlichen Ruin durch Schließungen, aus Überforderung mit Job und Homeschooling etc. pp. auf die Straße gegangen sind?

>>Und man kann nicht erwarten, dass sich nun alle von ihrer damaligen Haltung distanzieren, weil die Demos inzwischen klar von hoffnungslosen Schwurblern und Nazis dominiert werden.
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>Nicht "inzwischen". Und es ist von keinem erwachsenen Menschen zuviel verlangt, irgendwann doch mal zu merken, wie sehr man da auf dem Holzweg war.


Soweit ich mich erinnere, war das Publikum früher eben schon vielfältiger. Deshalb ja die Verwunderung darüber, dass Leute, die offensichtlich keine Nazis sind, bei Demos dabei sind, bei denen offensichtliche Nazis mitmachen. Man kann es aber eben auch andersrum betrachten: Bei den Demos waren halt auch ein paar Nazis dabei, aber für etliche war vermutlich eh klar, dass sie deren Haltung nicht teilen. Auch bei links angehauchten Demos, bei Klimademos usw. laufen immer einige extremere Gestalten mit. Dennoch würde man nie den ganzen anderen Teilnehmern unterstellen, deren Haltung zu teilen, und ihnen nicht vorwerfen, sich mit diesen Extremen gemein zu machen.

>>Mit der Erwartungshaltung, nur mit reuigen Sündern zu sprechen, kommt man nicht weit. Wie oft hast Du schon nen reuigen Sünder gesehen, nicht nur in Bezug auf Querdenkerei? Reue liegt uns allen halt deutlich weniger als Rechthaben.
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>Wie gesagt: Es ist nicht zuviel verlangt. Und natürlich habe ich in 44 Jahren schon jede Menge Leute erlebt, die Fehler begangen und diese bereut haben. Ich selbst natürlich inklusive. Das ist doch komplett menschlich und alltäglich?


Ich habe das Gefühl, hier wird mehr erwartet als ein "Jo, war schon blöd, nicht wegzugehen, als ich die Nazis gesehen hab, soll nicht wieder vorkommen". Hier wird erwartet, dass man für seine gesamte Haltung zu einem bestimmten Thema Abbitte leistet, und so etwas kommt einfach nicht häufig vor. Zumal sich diese grundlegende Haltung in vielen Fällen nicht geändert haben dürfte - warum auch, denn tatsächlich kann man sich mit etwas gutem Willen ja derzeit problemlos in seiner Querdenkerei bestätigt fühlen (schwindelerregende Inzidenzen + trotzdem funktionierende Krankenhäuser; dass das andere Gründe hat, lässt sich sicher leicht ausblenden).

>Und wieso sollte man es den Leuten leicht machen, einfach ihren beknackten Stiefel fortzusetzen? Es ist doch wohl nicht egal, ob jemand mit Nazis marschiert oder nicht?!?

Das So-weiter-Machen sollte man ihnen natürlich nicht leicht machen. Aber gleich mit einem "Vollidiot" die Tür zuwerfen, bringt halt auch nix.

>Und um auf Roccos Posting zurückzukommen: Die Dödel hätten auch einfach gar nix sagen können. Das wäre jedem gut genug gewesen. Stattdessen haben sie die Querdenker verteidigt, was von "Gleichschaltung verhindern!" gefaselt und sich stolz als ungeimpft geoutet. Und dass man damit aneckt, ist leider notwendig.

Meine Anmerkung war weniger auf Roccos Fall gemünzt als auf die Haltung zu Andersdenkenden allgemein. Das Stichwort "Gleichschaltung" lässt tatsächlich tief blicken und leider nicht auf einen produktiven Dialog hoffen.


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