Thema:
Re:Gestern lange mit meiner Frau sinniert wie es weitergeht flat
Autor: token
Datum:12.07.22 10:04
Antwort auf:Re:Gestern lange mit meiner Frau sinniert wie es weitergeht von Kilian

>Ist ja schön und gut, aber was macht das unter meinem Posting? Dass es einem auf die Psyche geht, wenn man sich eingesperrt, eingeengt, seiner Freiheit oder sozialen Kontakte beraubt fühlt, ist klar und ich habe sicher nicht bezweifelt, dass es um Corona auch massiv neue Fälle bei psychischen Erkankungen gibt.
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>Aber es gibt auch Long Covid, ganz ohne die Psycho-Komponente. Das ist ja nur ein Oberbegriff für Langzeitfolgen einer Coronainfektion:
>

Klar, ich hatte bei deinem Posting allerdings einen Tunnelblick auf Long Covid rausgelesen. Für mich liest sich das so, als ob man das aktuelle Geschehen verhindern müsse aufgrund von Long Covid. Aber so einfach ist es nicht, aus zwei Gründen.

Zum einen, weil das aktuelle Geschehen auch absolut valide positive Effekte für die gesellschaftliche Gesundheit mitbringt. Die psychische Entlastung bei der Bevölkerung. Und was die psychische Belastung angeht, hatte ich entsprechend auch angemerkt dass die Symptome von Long Covid eben auch viele Parallelen zu den Symptomen von bspw. Depressionen mitbringen. Auch da gilt es was zu verhindern. Und da liegt dann eben ein Interessenskonflikt bei den Maßnahmen.

>Eine einheitliche Definition für Langzeitfolgen liegt bislang nicht vor. Die beobachteten Symptome sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von schwerwiegenden Lungenschäden bei hospitalisierten Patienten über Entzündungsreaktionen und Veränderungen an verschiedenen Organen bis zu Atemnot, Fatigue (Post-COVID-Müdigkeit), Bewusstseinstrübungen und neurologischen Störungen. Gerade die Fatigue kann bereits nach milden Verläufen auftreten.
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>[http://de.wikipedia.org/wiki/Long_COVID]
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>Das von mir erwähnte Rheuma ist ein ganz typisches Beispiel dafür (und eine richtige Scheisse, wenn man sie erst einmal am Bein hat). Das eingeschränkte Lungenvolumen meiner Bekannten war während der Schübe messbar und keine Einbildung. Geliches gilt für die schlaganfallartigen Symptome meiner Freundin.
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>Ach ja, schon gewusst? -> Mit jeder neuen Corona-Infektion spielst du die Long-Covid-Lotterie aufs Neue! D.h. je öfter du dich infizierst, desto größer die Chance auf Langzeitfolgen. Noch ein Grund mehr, das ganze nicht einfach so über die Bevölkerung rauschen zu lassen und sich nicht für die Entwicklungsdynamik zu interessieren...


Da kommen wir halt zum zweiten Punkt. Der Weg in die Endemie. Genau wegen diesem Irrsinn der aktuell stattfindet hab ich persönlich für eine Impfpflicht plädiert, denn man braucht einfach Quoten die man ohne solche hinsichtlich Grundimmunisierung nicht erreicht bekommt, und eben die Reaktionsfähigkeit bei diesem Instrument bei neuen Varianten. Hätten wir eine solche Pflicht auf den Weg gebracht, dann wäre jetzt genau das was du möchtest möglich gewesen, Inzidenzen niedrig halten, durchimpfen, auf angepassten Impfstoff warten.

Aber ist ja vom Tisch. Also wie kommen wir in die Endemie? Wie? Wie soll das gehen?
Die Antwort ist, genau so wie man es gerade macht. Und das hat eben diesen Preis, diesen Kollateralschaden. Das ist ein absolut direkter Zusammenhang dieser Anti-Impf-Haltung und diese Anti-Impf-Haltung gesetzlich zu schützen. Das was wir sehen ist der Preis den man dafür zahlt, mit all seinen Konsequenzen.

Und offenbar ist unsere gesellschaftliche Liberalität so gelagert dass wir die Freiheit zur Idiotie höher gewichten als eben diesen Kollateralschaden. Dass wir das als Gesellschaft so bewerten, da bin ich halt selbst bedient, ich halte das für absolut falsch, ich reg mich darüber auf, aber am Ende des Tages kann man es nicht ändern und muss sich dann fragen:
Okay, was heißt das, was hat das für Konsequenzen, wie sollen wir bei so einer Sachlage in die Endemie kommen?

Die Antwort ist, genau so! Wir stecken die Bekloppten dann eben an. Und dazu brauchen wir Masse, wir brauchen fucking hohe Inzidenzen die wir systemisch aushalten. Warum hohe Inzidenzen? Weil jeder der sich anstecken soll, auch jemanden braucht der ihn ansteckt, damit man diese Leute auch im endlichen Tempo erreicht. Sich anstecken kann man eben nicht gezielt machen wie Spritzen setzen, wenn sich Ungeimpfte in endlicher Zeit infizieren sollen, dann funktioniert das genau so wie aktuell praktiziert, dann muss sich auch ein insgesamt großer Teil der Bevölkerung anstecken, auch wenn er schon geimpft ist.  

Das ist halt der Punkt, dieses Entscheidung-Dreieck hat Freiheit, Gesundheit und Endemie in seinen Ecken, dabei ist die Endemie als zwingendes Endziel gesetzt, und der Weg dahin ist an den Eckpunkten Freiheit und Gesundheit nicht konfliktfrei lösbar, weil der Faktor Zeit beim Eckpunkt Gesundheit eben auch Effekte mitbringt die nichts mit einer Ansteckung zu tun haben, sondern mit der pandemischen Lage an sich.

So here we are. Wir haben entschieden was uns unsere Freiheit zum irrationalen Blödsinn wert ist. Play stupid games, win stupid prizes. Enjoy.
Wenn du keine zum aktuellen Geschehen gangbare Alternative zum erreichen der Endemie skizzieren kannst, schreist du in meinen Augen mit der Aufregung darüber was los ist halt Wolken an. Wer sich schützen kann, sollte sich deswegen meines Erachtens auch weiter schützen und Risiken gering halten.
Eltern sind halt gefickt. Herzlichen Glückwunsch, wobei Eltern in Deutschland das Gefühl gefickt zu werden sehr gut kennen, das ist ja nicht erst seit Corona so :(
Und der Rest macht halt das was er gerade macht, so erreichen wir die Grundimmunisierung bei den Ungeimpften, jeder mit drei Gehirnzellen im Kopf holt sich im Oktober seine Spritze und damit dann hoffentlich auch einen starken Infektionsschutz, und nächstes Jahr ist dann wenn nix unerwartestes passiert dann eben der Release von Endemie und Rückkehr zur Normalität, statt dieses Spielchen was wir seit Ausbruch spielen, jetzt noch über mehrere Jahre so weiter spielen zu müssen.


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