Thema:
Re:Deutschland ist halt sehr speziell. flat
Autor: Atlan
Datum:27.05.22 01:46
Antwort auf:Re:Deutschland ist halt sehr speziell. von sYntiq

Deine Argumentation ist aber auch ein bisschen "flawed". Oder gäbe es umgekehrt etwas, das dich dazu bewegen würde, zu schreiben "ja, du hast Recht"?

Es ist doch letztlich dieselbe Argumentation wie die von Headhunter, nur eben mit umgekehrtem Vorzeichen:

Ländervergleiche und Verweise auf das Geschehen andernorts sind zulässig, wenn sie FÜR Maßnahmen sprechen und als Warnung dienen. Ansonsten ist es halt immer nicht mit Deutschland vergleichbar.

Zahlen sind aussagekräftig, wenn sie steigen und FÜR Maßnahmen sprechen. Ansonsten halt nicht.

Wird mehr getestet und steigen die Zahlen, rückt einen jeder Hinweis, dass das Steigen der Zahlen mit dem Steigen der Tests in Zusammenhang stehen könnte, in die Nähe von Querdenkern. Sinken hingegen die Zahlen, wird plötzlich von der anderen Seite darauf hingewiesen, dass ja auch gerade weniger getestet wird, es also offenbar doch einen Zusammenhang zwischen Tests und Inzidenz gibt.

Das Herstellen eines Zusammenhangs zwischen Tests und Fallzahlen ist halt immer nur erlaubt, wenn es die eigene Argumentation stützt.

Eigenverantwortung, Selbstschutz und Entscheidungsmöglichkeiten sind keine validen Gründe, die in der Corona-Frage angeführt werden dürfen, weil angeblich egoistisch und menschenverachtend, quasi FDP. Geht es aber um die unterschiedliche Behandlung von beispielsweise ÖPNV und Freizeitangeboten, dann plötzlich schon ("das eine kann man sich ja aussuchen").

Und so weiter und so fort.

Von richtig gefährlichen Scheinargumenten und argumentative Bankrotterklärungen, die man der Gegenseite niemals durchgehen lassen würde, ganz zu schweigen ("besser Vorsicht als Nachsicht").

Am Ende ist es doch leider recht simpel:

Headhunter will die Masken weg haben und sucht sich entsprechend seine Argumente und Vergleiche zusammen und delegitimiert andere.

Du willst die Maske beibehalten und suchst dir entsprechend deine Argumente und Vergleiche zuammen und delegitimierst andere.

Letztlich steht bei euch beiden ganz am Anfang: ein Gefühl. Erst danach kommt die Ratio.

Dummerweise ist es in einem Rechtsstaat aber nicht derjenige, der gegen einschränkende Maßnahmen ist (und seien sie auch noch so banal, wie auch m.E. das Tragen einer Maske im ÖPNV), der die hieb- und stichfesten Argumente und Zahlen (insbesondere im Verhältnis zu anderen Gesundheitsrisiken!) benötigt. "Sicherheitshalber einfach erst mal machen, besser Vorsicht als Nachsicht, mich stört die Maßnahme eigentlich auch nicht" ist aber keines.

Mir persönlich ist die Maske im ÖPNV auch vollkommen latte, ich spüre das Ding gar nicht, das Thema geht mir daher eigentlich am Allerwertesten vorbei. Die Argumente GEGEN Headi sind hier aber wiederholt so dermaßen schwach und emotionally biased (was aber niemandem aufzufallen scheint, da man pro Maßnahmen moralisch im Zweifelsfall ja immer auf der sicheren Seite steht, wie in jeder öffentlichen Law&Order-Diskussion, und dann ist alles andere zweitrangig), dass ich hier fast schon zum Maskengegner werde. :D


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