Thema:
Gedanken nach meinem ersten Pandemie-Urlaub flat
Autor: Pezking
Datum:16.05.22 15:23
Antwort auf:Deutschland und Corona #15: Das Omikron-Endgame? von Rocco

In der vergangenen Woche war ich erstmals seit Pandemiebeginn wieder auf Reisen. Genauer gesagt seit November 2019.

Rundreise über zwei Zwischenstopps bei meinen Schwiegereltern in Sachsen-Anhalt nach Berlin und Binz auf Rügen.

Meine Beobachtungen: Das Tragen einer Maske ist längst zur großen Ausnahme geworden. Das Hotelpersonal in Berlin hatte überwiegend eine auf, aber in den dortigen Geschäften lag die Maskenquote klar unter zehn Prozent.

Noch viel schlimmer war es in Binz: Die Leute, die wir dort über fünf Tage hinweg mit Maske gesehen haben, können wir easy an zwei Händen abzählen. Das war schon krass einseitig.

Gleiches Bild bei meinen Schwiegereltern: Dort trägt niemand mehr Maske. Außer meiner Schwiegermutter. Weil die als chronisch Lungenkranke nun mal Schiss vor Corona hat. Mein Schwiegervater kriegt das nicht mehr hin, der will nicht der große Sonderling im Supermarkt sein.

Auch meiner Frau merke ich an, dass ihr das Masketragen zunehmend unangenehmer wird, wenn sie damit an einem Ort (fast) die einzige ist. Sie macht es zwar trotzdem, aber für sie macht das schon einen Unterschied für ihre Gefühlslage.

Mir selbst ist es zum Glück völlig wurst, wie es um die Maskenquote um mich herum bestellt ist: Wenn ich mich mit Maske wohler fühle, setze ich mir eine auf, feddich. Und effektiv sieht meine Maskenpolitik heute genauso aus wie vor anderthalb Jahren: Indoor unter Fremden immer, unter freiem Himmel in engerem Getümmel auch. Und gastronomische Angebote nutze ich nur an der frischen Luft.

Dennoch halte ich es nach wie vor für grundlegend falsch, dass die Maskenpflicht an Orten, die jeder für den täglichen Bedarf aufsuchen muss, aufgehoben worden ist. Bei optionalen Dudeldei-Events wie Kino, Theater oder Restaurant finde ich es voll ok. Da muss keiner hin, und wer will, kann sich mit FFP2-Maske notfalls auch in Eigenregie sehr gut schützen.

Aber Supermärkte zum Beispiel? Kioske, Bäckereien, etc.? Da hätte die Maskenpflicht nie fallen dürfen. Weil Leute dort einfach unweigerlich hin müssen und angepasstere Zeitgenossen dazu tendieren, sich gegen das Tragen einer Maske zu entscheiden, um nicht aus der Reihe zu tanzen. Das ist ein beschissener Effekt, und da ich das Tragen einer Maske beim Einkaufen zu 100% für zumutbar halte, wünsche ich mir klar, dass an der Maskenpflicht in Geschäften mit Waren des täglichen Bedarfs bis zum tatsächlichen Ende der Pandemie nie gerüttelt worden wäre. Das hatte sich doch längst gut eingespielt. Ich sah und sehe keine Notwendigkeit zu diesem konkreten Lockerungsschritt - bei optionalen Freizeitangeboten hingegen halte ich den Wegfall der Maskenpflicht Stand jetzt für vertretbar.

Ich selbst komme aktuell gut klar, weil mir im Zweifelsfall nix peinlich ist und ich mir auch als einziger Maskenträger im Oberrang des Waldstadions nicht blöd vorkäme. Aber so tickt halt nicht jeder. Und Leute wie meine Schwiegermutter tun mir aktuell echt leid.


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