Thema:
Re:Naja flat
Autor: Phil Gates
Datum:12.05.22 12:11
Antwort auf:Re:Naja von _bla_

>
>>Ihr seid alle jung und gesund. Ihr hättet mutmaßlich auch den Wildtyp nicht gemerkt.
>
>Wobei eine aktuelle große Studie davon ausgeht, das Omikron nicht harmloser ist, sondern nur so erscheint, weil sich bei Omikron viel häufiger Leute infizieren, die schon geimpft sind oder eine vorherige Coronainfektion hinter sich haben:
>[https://www.researchsquare.com/article/rs-1601788/v1]


Bei 30% Ungeimpften in der kritischen Altersgruppe würde ich bei den Inzidenzen der letzten Monate schon erwarten, dass wir das in den Krankenhäusern gesehen hätten, haben wir aber nicht...

>
>>Hier bei uns hatte auch noch niemand (nachweislich) Corona, weder meine eigene Familie noch meine Mutter und ihr Mann. Nur meine Schwester und ihr Mann sowie mein Vater hatten es. Die fast hundertjährige Oma meines Schwagers hatte Omikron und hat es nur gemerkt weil ihre Enkelin, die Schwägerin meiner Frau, auf der Arbeit getestet wurde und die Oma dann zur Sicherheit auch getestet wurde. Corona ist wirklich ein sehr merkwürdiges Virus.
>
>Wobei man das das nicht merken, nicht bedeuten muss, das man tatsächlich völlig symptomfrei ist. Symptome können halt auch ganz normale Erkältungssymptome sein oder auch einfach nur Kopfschmerzen oder/und Müdigkeit. Und Schnelltests ohne tiefen Abstrich funktionieren nicht sonderlich gut bei Omikron. Es dürfte also viele geben, die es gehabt haben, vielleicht auch durchaus Symptome hatten und sie auch bemerkt haben, aber aufgrund eines falsch negativen Schnelltests davon ausgehen sie hätten es noch nicht gehabt.
>


Ja, klar. Ich kann auch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob Heuschnupfen in Verbindung mit einem leichten Kater nicht vielleicht doch mal Corona gewesen ist. Aber wenn es so ist - YOLO. Dass es bei ner fast Hundertjährigen überall zwickt und zwackt und die da nicht groß rumjammert, wenn sie mal zwei Tage schlecht Luft kriegt, ist auch klar. Aber es ist ein Wunder, dass so ein alter Mensch das so gut wegsteckt. Meine Schwester meinte, ihr Göttergatte das Mimöschen hätte mehr gelitten als seine Oma :-)

>>Aber selbst bei HIV gibt es ja eine absolute Immunität bei einem gewissen Prozentsatz der europäischen (und europäisch-stämmigen amerikanischen, australischen etc.) Bevölkerung aufgrund einer Genmutation (die möglicherweise vom Neandertaler vererbt wurde). Es gibt sogar symptomlose Ebola-Fälle.
>
>Vollständige Immunität gegen HIV ist aber eher selten, häufig kommt einen einzelne Mutation vor, die eine Infektion um rund 30% reduziert, aber nur rund 1% haben diese Mutation doppelt, was wirklich zu einer echte Immunität führt: [https://www.aerzteblatt.de/archiv/2553/Immun-gegen-HIV-Gendefekt-schuetzt-vor-der-Infektion]


Weiß ich. Mein Vater war in den 90er Jahren Schwerpunktarzt des Landkreises für Drogensubstitution und da habe ich das erste Mal einen AIDS-Kranken (nicht: "nur" positiv) gesehen. Mein Vater hat fast 30 Jahre "hobbbymäßig" ohne Funding o.ä. an AIDS geforscht und die dezidierten HIV-Präparate mit bekannten Präparaten off-label kombiniert, patientenindividuell. Viren und HIV sind bei uns ständiges Thema beim Essen (als Ärztekind muss man viel vertragen, wenn wir in Spanien Hähnchen geholt haben, wurde das Hähnchen wie in der Pathologie seziert. Papa zeigte uns die Lunge, die Leber, die Herzkammern, Klappen etc., erklärte deren Funktion und hat dann die Innereien genüsslich verzehrt). Ende der 90er war einer seiner ersten AIDS-Patienten bei uns zu Besuch in Spanien. Für uns war das natürlich, wir hatten nie Angst vor der Krankheit, weil wir wussten, dass HIV nicht über die Atemwege oder Umarmungen, Händedruck usw. übertragen wird. Der Mann wäre ohne meinen Vater mit Sicherheit schon Mitte der 90er tot gewesen. Ich weiß nicht, ob er heute noch lebt, aber er hat auf jeden Fall einige Jahre meinem Vater zu verdanken. Anfang der 90er war HIV noch ein Todesurteil, wenn Du nicht zu den 1% gehörtest.

Viel beeindruckender finde ich, dass es bei Ebola Studien gibt, die von einer Immunität von bis zu 50% ausgehen - vermutlich natürlich sehr lokal begrenzt, da, wo das vermutlich seit Jahrhunderten immer wieder auftritt, sind halt viele Nachfahren von Leuten, die es überlebt haben. So lange der R-Wert des Wirtes insgesamt über dem des Virus liegt (der bei Ebola gar nicht so hoch ist), entwickelt man im Laufe der Jahrhunderte halt irgendwann eine mehr oder weniger friedliche Koexistenz ;-)

Und Fun Fact: Mein Vater ist ein so großer Virenfan, dass er offene Beine bei Diabetikern, die kein Mensch zubekommt, mit Phagen behandelt. Erfolgreich.


< antworten >