Thema:
Falscher Zeitpunkt für Lockerungen? flat
Autor: sYntiq
Datum:30.03.22 12:13
Antwort auf:Deutschland und Corona #15: Das Omikron-Endgame? von Rocco

Mir ist kein passenderer Threadtitel eingefallen. Ich bin nicht gegen Lockerungen per se. Mir ist klar dass dank Omicron der COVID-Krankheitsverlauf in den meisten Fällen wesentlich harmloser ist als bisher und daher die COVID Gefahr (im Sinne von Intensivstation, Tod durch COVID etc.) inzwischen einiges geringer ist.

Mir geht es hier jetzt eher um die "sekundären" Auswirkungen, bzw. meiner eigenen Beobachtung etc.

Also:
Eine ganzer Weile wurde ja von den Medien und auch der Politik schön die Gefahr des Zusammenbruchs kritischer Infrastruktur durch Omicron-Infektionen etc." hochgehalten weswegen man ja unbedingt die Impfpflicht vorantreiben muss und nicht locker dürfe etc. Nun: Dieser Zusammenbruch kam ja bekanntlich nie so wirklich.

Seit ein paar Tagen habe ich allerdings das Gefühl dass da doch irgendwas kommt. Nicht unbedingt "kritisch" oder "Zusammenbuch", aber Dinge die abseits des üblichen (Einschränkungen, Maskenpflicht, Verhaltensregeln etc pp) zusätzlich für mich selbst und meinen Alltag spürbar werden:

- Ich bekomme seit einigen Tagen täglich mit dass min. eine Bahn ersatzlos gestrichen wird. Mal morgens, mal Abends. Begründung: Kurzfristiger Personalausfall". Heute betraf es mich das erste Mal direkt selbst. Ärgerlich weil ich ca. eine halbe Stunde länger hätte schlafen können wenn ich das gewusst hätte, aber egal. Im Gegensatz zu vielen andere am Bahnsteig die sofort hektisch telefonierten, Termine verschoben etc. muss ich zu keinem festen Zeitpunkt hier in der Firma sein.

- Ebenso hat der HVV laut diversen Busfahrern wohl gerade Hektik wegen erhöhtem Krankenstand und es gibt Fahrer die eingesprungen sind obwohl ihr freier Tag ist, und es soll auch Busse geben die komplett gestrichen wurden. Hoffe sie sind schlau und streichen nur Fahrten auf Linien die eh einen  5min Takt haben und nicht irgendwann auf meiner Linie die nur alle 30min und ab eine bestimmten Uhrzeit nur noch stündlich fährt...

- Gestresste Mitarbeiter im Einzelhandel. Gerade Kassiererinnen unterhalten sich ja gern an der Kasse mit ihren Kollegen so dass man auch als Kund einiges mitbekommen. Auch hier: stark erhöhter Krankenstand, weit mehr Ausfälle als bei den in der Vergangenheit üblichen Grippewellen etc. Mitarbeiter die kaum noch mit den Arbeiten hinterherkommen, Urlaube die gestrichen werden.....

- Eine Kollegin von mir aus der Zentrale (rund 600km weit entfernt, daher vermutlich kein örtliches Problem hier in Hamburg bzw. Schleswig-Holstein) meinte gestern auch nur "Keine Ahnung ob Meeting XY überhaupt noch stattfindet bei dem was hier gerade los ist." Es scheint dort inzwischen ebenfalls ziemlich stressig zu sein. Auch aus der eigenen Abteilung ist im Moment gefühlt die Hälfte der Mitarbeiter ausgefallen.

Gefühlt sind wir, zumindest hier oben im Norden Deutschlands zwar noch entfernt von "Zusammenbruch" sondern eher bei "Viel Stress, viel Umorganisation aber irgendwie dann doch noch machbar", aber bleibt das so?

Ich kann mich natürlich irren, da das halt nur persönliche Eindrücke von mir sind und ich keine Ahnung habe wie es deutschlandweit aussieht, aber ich frage mich gerade wirklich ob es eine gute Idee ist jetzt alles zu lockern. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie der "Alltag" nach den Lockerungen aussieht wenn man in vielen Dingen nur noch auf Freiwilligkeit und Verantwortung setzt. (Wo man ja die letzten 2 Jahre sehr, sehr gut sehen konnte dass das NICHT funktioniert.)

Ist die Regierung dem tatsächlichen gesehen nur einfach mal wieder Wochen hinterher?
Haben die offiziellen Stellen einfach aufgegeben und lassen den Kram nun einfach laufen?
Sind diese Ausfälle die ich jetzt mitbekomme trotz allem noch die Ruhe vor dem Sturm oder ist das tatsächlich nur eine sehr selektive Wahrnehmung von mir und wird sich in ein, zwei Wochen eh alles wieder normalisiert haben weil wärmere Jahreszeit etc?


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